Sturm's Territorium - Die etwas andere Dinosaurierseite

Eragon

Das Geschenk der Götter

(By Sturmblut)



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Kapitel 1-8 Kapitel 9-16 Kapitel 17-23 Kapitel 24-36


Dies ist nun meine aller erste Eragon Fanfiction. Erwähnt sei natürlich als erstes, das „Eragon – das Vermächtnis der Drachenreiter“ und die in den Büchern enthaltenden Charaktere Christopher Paolini gehören (mit Ausnahme ein paar meiner eigenen Charas, die ich nach und nach vorstellen werde).

 

 

Kapitel 17

 

runter

 

>>Eragon, ich glaube nicht, das unsere Tochter schneller schlüpft, wenn du die ganze Zeit das Ei anstarrst.<< sprach Saphira, als sie bemerkte das Eragon schon wieder das Ei anglotzte. Mehrere Wochen waren vergangen, doch das Ei regte sich nicht. Es gab noch immer kein Baby Drache, welches in ihrer Höhle munter Amok lief und vergnügt nach den Schwanzspitzen ihrer Eltern schnappte.

>>Ich weiß, aber ich bin so aufgeregt. Unser Mädchen will anscheinend einfach nicht schlüpfen. Ich frage mich, ob mit ihr alles in Ordnung ist.<<

>>Liebster, ich versichere dir, dass mit unserem Kind ist alles vollkommen in Ordnung ist.<<  lächelte Saphira amüsiert.

>>Wie lange dauert es eigentlich, bis wilde Drachen schlüpfen?<< fragte Eragon.

>>Unter normalen Bedingungen ein Monat, nachdem das Ei gelegt wurde.<< antwortete Saphira. >>Aber es kann unter Umständen auch länger dauern, falls das Wetter draußen kälter wird.<<

>>Noch länger?<< Eragon stöhnte frustriert. >>Na toll…<<

>>So lange ist das nun auch wieder nicht, Eragon.<< antwortete Saphira. >>Stell dir nur mal vor, unser Tochter wäre ein Reiterdrache. Dann müsstest du vielleicht sogar über hundert Jahre warten, bis sie schlüpft.<<

>>Stimmt!<< japste Eragon. >>Was bin ich froh, das wir unser Kind keinem Reiter überlassen haben.<<

>>Und dafür liebe ich dich noch umso mehr.<< schnurrte Saphira und leckte ihrem Partner über die Wange.

 

Seit Angela denken konnte, hatte sie die seltsame Veranlagung einzunicken, wenn sie es selbst am aller wenigsten erwartete. Einen Augenblick lang saß sie noch in ihrem Zelt, während sie mit Solembum eine begeisternde Diskussionen über ihre Forschungsergebnisse führte, die ein für alle mal beweisen sollte, dass Kröten in Wirklichkeit Frösche sind (Hinsichtlich dessen, dass sie der Werkatze permanenten Haarausfall androhte, aufgrund seiner unangemessenen Kommentare über den Sinn und Unsinn ihrer „wichtigen“ Forschungsarbeit.) und im nächsten Moment fand sie sich plötzlich in der Mitte einer rauen Gebirgskette wieder.

Der Kräuterhexe und Seherin waren diese seltsamen „Teleportationen aus der Wirklichkeit“ vollkommen vertraut. Bereits als junges Mädchen, wurde ihr Geist häufig aus ihrem langweiligen Alltag gerissen und auf einem Felsplateau gebracht, das sich irgendwo im Beor Gebirge befand. Die ortsansässigen Heiler in ihrem Heimatdorf, waren über die mysteriösen Ohnmachtsanfälle des Mädchens ratlos, da sie eigentlich vollkommen gesund war. Doch mit der Zeit gewöhnte sich ihre Familie daran, da Angela ihre Ohnmachtsattacken niemals fürchtete und es ihr offensichtlich nicht schadete. Im Gegenteil, jedes Mal wenn sie aus ihrem Koma wieder aufwachte, wirkte sie sehr viel fröhlicher, denn ihre plötzlich auftretenden spirituellen Reisen waren für sie jedes Mal etwas ganz besonderes.

Hier, an diesem besonderen Ort würde sie die Person treffen, die sie her gerufen hatte. Es war Angelas älteste und beste Freundin, die sie sogar noch sehr viel besser kannte, als ihre eigene Familie und sogar Solembum. Angela war immer sehr erfreut über ihre gemeinsamen Gespräche. Sie fühlte sich in der Gegenwart ihrer Freundin glücklich, da es jemanden gab, der sie wirklich verstand. Darüber hinaus waren ihre Unterhaltungen jedes Mal sehr lehrreich und ohne die Hilfe ihrer Freundin wäre Angela sicherlich nicht dort angelangt, wo sie sich gegenwärtig befand.

Der Großteil ihrer spirituellen Reisen fand hauptsächlich in ihrer Kindheit statt. Doch je älter sie wurde, umso mehr nahm ihre Häufigkeit ab.

Als Angela schließlich erwachsen war, hörten diese Reisen komplett auf, jedoch hatte man ihr dafür zwei große Geschenke hinterlassen. Nicht nur wurde sie im Umgang alter Magie unterrichtet, die längst vergessen war, sondern ihr wurde auch eine Kraft anvertraut, die sie zu einer der einflussreichsten Personen in Alagaesia machen sollte.

Doch noch nicht einmal ihre hellseherischen Fähigkeiten konnte dieses unerwartete Ereignis voraus sehen und ohne weiter zu zögern begann sie zu klettern.

Da sie diesen Berg bereits aus ihrer Kindheit kannte, wusste sie natürlich ganz genau, das ihre Freundin sie hoch oben auf dem Gipfel erwartete. Die Kräuterhexe befand sich so hoch auf dem Berg, dass sie unter normalen Bedingungen an Sauerstoffmangel gestorben wäre. Allerhöchstens Drachen, mit einer besonders hohen Ausdauer, wären in einer solchen Höhe zurrecht gekommen. Doch hier in dieser seltsam spirituellen Welt herrschten andere Regeln. Erschöpfung, oder etwa Gefahren hatten hier keinen Platz. Ebenso wenig wie die eisigen Winde, die normalerweise in solch luftiger Höhe herrschten.

Als sie schließlich den Gipfel erreichte blickte sie sich um und hielt am Himmel nach einer vertrauten Form Ausschau. Wie Angela ihre gute Freundin kannte, würde sie nun nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Und sie behielt recht, denn genau in diesem Augenblick passierte etwas Sonderbares: Ein Drache erschien plötzlich aus einem blauen Wirbel und landete mit geschmeidigen Bewegungen vor Angela. Der Drache hatte dunkelgrüne Schuppen und die großen goldenen Augen strahlten eine ungeheure Weisheit aus. Obwohl der Drache riesig war, konnte man dennoch leicht erkennen, dass er schlank gebaut war und seine grazilen Bewegungen dazu identifizierten ihn als weiblich. Die grauen Hörner der Drachin waren sehr ungewöhnlich geformt und sahen vielmehr einem Geweih ähnlich, was ihr zusätzlich zu ihrer ohnehin schon beeindruckenden Form, ein noch viel majestätischeres Aussehen verlieh.

“Sie an, Flare. Ich hätte nicht gedacht, dich in diesem Leben noch einmal wieder zu sehen.” sprach Angela mit einem Lächeln und freute sich sie zu sehen. „Wolltest du dich nicht für den Rest meines Lebens schlafen legen? Jedenfalls lauteten so deine Worte, bei unserem letzten Treffen.“

Flare streckte ihre Flügel und gähnte, als wäre sie tatsächlich aus einem langen Schlaf erwacht. Immer wenn sie zu Angela sprach benutze sie nie ihren Geist um mit ihr zu kommunizieren, sondern sprach verbal zu ihr, wie es ein Mensch tun würde. 

„In der Tat…” antwortete sie mürrisch. „Jedoch ist etwas geschehen, was mich nach über 60 Jahren in meiner Ruhe gestört hat und genau aus dem Grund habe ich dich auch hier her gerufen.“ 

Angela hatte nicht mit einer solchen Antwort gerechnet und war entsetzt. „Bei allen Göttern!“ sprach sie, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. „Was kann denn nur passiert sein, das dich aufgeweckt hat? Was immer auch vorgefallen ist, ich habe dieses Vorzeichen absolut nicht herannahen sehen. Wobei ich sagen muß, dass meine Fähigkeiten des Sehens, im Gegensatz zu deinen kläglich verblassen.“

Flare rollte mit ihren Augen.

„Werte bitte deine Fähigkeiten nicht absichtlich herab, Angela. Schon gar nicht wenn du mich dazu bringen willst, dir noch mehr zu lehren. Ich habe dir alles beigebracht, was ich konnte. Ich offenbarte dir sogar, wo sich meine sterblichen Überreste befanden, damit du meine Knöchel nutzen kannst, die deine Fähigkeiten außerdem noch steigerten. Heute aber erscheine ich leider nicht als dein Mentor, sondern bin hier um dich zu warnen, denn das Böse ist dabei wieder in eure Welt einzudringen, obwohl es vor nicht allzu langer Zeit vertrieben wurde. Es rüttelt und bebt selbst in der Geisterwelt und es wird sich bald aus seinem Gefängnis befreit haben. Eragon und die aufkommende Drachengeneration ist in Gefahr.“

“Wie konnte so etwas eintreten?!” murmelte Angela und hatte sich das Wiedersehen mit ihrer alten Freundin wahrhaftig anders vorgestellt.

„Ich werde dir alles noch genauer erklären.“ antwortete Flare. “Aber du musst noch heute zum Buckel aufbrechen und Eragon unterstützen. Er und seine Familie brauchen deine Hilfe.”

“Aber was kann ich denn schon tun, außer sicher zu stellen, dass dieser Sturkopf von Eragon auf dem rechten Pfad bleibt und seine reizenden Jungen nicht in die Mäuler von Raubtieren wandern lässt?“

„Ich habe nicht gesagt, dass du die Aufgaben seiner Partnerin übernehmen sollst.” Lachte Flare. „Stehe ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Ich werde euch ebenfalls beistehen, so gut es geht.“

Langsam, aber sicher spürte Angela wie ihr Bewusstsein wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte und beobachtete wie die Konturen der Drachin plötzlich verblassten, bis sie schließlich völlig verschwand. 

Solembum beobachtete Angela von seinem Platz aus und funkelte sie mit neugierigen Augen an.

>>Möchte ich wissen, was geschehen ist?<< fragte die Werkatze.

„Nein, das möchtest du wirklich nicht.“ antwortete Angela und seufzte. “Diese verflixten Geister! Meine Forschungen kann ich jedenfalls fürs erste begraben....”

 

Die folgende Nacht war für Hákon die reinste Qual. Obwohl er mit seinen Anhängern wieder sicher zu Hause ankam und von seinem besorgtem Stiefvater erleichtert empfangen wurde, hörten seine Alpträume nicht auf und verschlimmerten sich über die Wochen immer mehr. Die daraus entstandene Ermattung steigerte sich zur immer stärkeren Depressionen. Hàkon hatte ständig Schmerzen und ein starkes Druckgefühl im Kopf.

Was seine Situation aber noch weitaus verschlimmerte: Die fremde Präsents in seinem Geist begann sich inzwischen sogar zu regen, während er hellwach war. Nach einigen Stunden der Inaktivität, schlich sie wieder hervor wie eine Unheil bringende Schlange und attackierte ihn.

>>Diese Nacht ist es soweit, Hákon!<< bemerkte die Kreatur in einem düsteren Tonfall, so das es Hákon eiskalt den Rücken hinunter lief.. >>Deine geistige Abwehr ist inzwischen so schwach, wie noch nie zuvor.<<

Hákons Schädel fühlte sich an, als würde er jeden Moment zerspringen und stöhnte vor Schmerzen auf.

>>Nun hör schon mit deinem Wimmern auf und wehre dich nicht länger. Es gibt vor deinem Schicksal kein Entkommen. Noch nicht einmal Eragon vermag dich diesmal zu retten.<<

Und mit diesen Worten verlor Hákon das Bewusstsein und fand sich plötzlich in einer von Flammen umgebenen Arena wieder. Doch dort war er nicht allein. Zum ersten Mal bekam er seinen inneren Dämon mit eigenen Augen zu Gesicht und erschrak vor dessen Anblick. Vor ihm stand niemand geringeres, als der ehemalige schwarze König und Drachenreiter, der das Land für viele Jahre in Angst und Schrecken versetzt hatte.

„Überrascht mich zu sehen, mein Sohn?“ fragte Galbatorix mit einem boshaften Lächeln.

„Vater!“ spuckte Hákon mit Verachtung aus. „Wie ist das möglich? Eragon hat dich doch getötet!“

„Dieser Narr hatte lediglich meinen Körper getötet, aber nicht meinen Geist.“ Antwortete Galbatorix. „Glaubtet ihr etwa im Ernst, das ich nicht irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte, falls es diesem Knaben tatsächlich gelingen sollte mich aufzuhalten?!“

„Aber was hat das mit mir zu tun?“ fragte Hákon. „Ich habe mich nie an deinem Krieg beteiligt. Ich bin noch nicht einmal ein Krieger.“

„Oh, sehr viel sogar! Da ich nun praktisch körperlos bin, benötige ich einen Neuen. Allerdings würde es mir nur durch mein eigen Fleisch und Blut gelingen, den Tod zu betrügen und wieder ins Leben zurückzukehren. Ich hatte diesen Zauber schon viele Jahre lang geplant. Deine Mutter hatte dich nur zurrecht vor mir versteckt, jedoch war dieses Unterfangen vollkommen nutzlos.“

„Du bist ein Monstrum und kein Mensch!“ rief Hákon. „Wie kann man dem eigenen Sohn nur so etwas antun?“

Doch Galbatorix lachte nur. „Für mich bist du nichts Weiteres als ein Mittel zum Zweck, doch lass uns mal sehen, wie sehr dein Widerstand nun tatsächlich geschrumpft ist.“

Hákon schreckte auf, als sich plötzlich eine Rüstung um ihn herum manifestierte. Es war eine Standartkampfrüstung der Varden, zugleich hielt er ein einfaches Breitschwert in den Händen. Hákon wich erschocken zurück, jedoch verhinderten die Flammen um ihnen herum jedes Entkommen. Hákon nahm all seinen Mut zusammen und tat sein Bestes, um seine Angst zu verbergen.

„Jämmerlich, wie dein Unterbewusstsein versucht, diese Situation unter Kontrolle zu bringen. Ihr jungen Leute, habt heutzutage ein so armseliges Vorstellungsvermögen. So sieht also deine letzte Verteidigung gegen mich aus? Nun gut, so sei es dann!“ zeigte sich Galbatorix unbeeindruckt und zog auch seinerseits ein Schwert. Allerdings war seins, das mächtige Schwert eines Drachenreiters. 

„Meine Mutter opferte ihr Leben, damit andere dem Bösen nicht zum Opfer fallen. Ich bin bereit dasselbe auf mich zu nehmen. Ich werde dich bekämpfen so gut ich kann.“ Sprach Hákon.

„Wie mutig von dir. Allerdings wird dein Mut dir hier wenig helfen können.“ antwortete Galbatorix spöttisch.

Und so begann das Gefecht um die Kontrolle.

Für den Moment sah es noch danach aus, als würde Hákon die Oberhand haben. Jedoch waren es Durchhaltevermögen und Stärke an denen es ihm mangelte und noch nicht einmal erfahrende menschliche Krieger konnten es mit Galbatorix aufnehmen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Hákon zusammenbrechen würde.

Beide Kämpfer begannen sich zu umkreisen. Hákon wusste, dass Galbatorix nicht nur sehr viel stärker und ein Schwertmeister war, sondern auch der taktisch bessere Kämpfer. Hákon dagegen hatte nie in der Armee gedient und nur gelegentlich mit Jason ein paar Kampfübungen vollzogen. Daher konnte Hákon nur in der Defensive bleiben.

Plötzlich machte Galbatorix einen Ausfallschritt und ließ sein Schwert, wie ein Blitz hinuntersausen, so dass es von Hákon nur mit großer Mühe pariert werden konnte. Galbatorix drängte ihn immer weiter zurück, bis er fast die Flammen erreichte. Hákon hatte Angst zu stolpern oder in die Flammen gestoßen zu werden. Er musste nun anfangen sich zu verteidigen.

Den nächsten Schlag von Galbatorix parierte Hákon nicht indem er nach hinten auswich, sondern zur Seite sprang und sich einmal um die Achse drehte. Diese Bewegung brachte nun sein kürzeres Schwert in die Reichweite von Galbatorix. Noch während sich sein Körper drehte hob es Hákon an und schlug zu.

„Das war ein unerwarteter Trick, mein Sohn. Du scheinst doch von jemanden etwas gelernt zu haben.“ Galbatorix lächelte zwar, jedoch hatte Hákon ihn in Wut versetzt und war daraufhin unvorsichtig geworden. Dies würde ihm allerdings nicht noch einmal passieren.

„Sprich mich niemals wieder mit mein Sohn an! Mein Stiefvater, ist mehr wie ein Vater für mich, als du es jemals warst! Für mich bist du ein Schmarotzer, der hier nicht hingehört!“

Nun startete Galbatorix eine schnelle Attacke nach der anderen. Unaufhaltsam führte er einem kraftvollen Angriff nach dem anderen aus.

Hákon hatte nun große Mühe den Schlägen auszuweichen, die nun zu schnell und zu präzise ausgeführt wurden.

Mit großer Zufriedenheit erkannte Galbatorix dass sein Gegner immer mehr an Boden verlor und schlug weiterhin mit voller Kraft zu.

Hákons Arme fingen an vor Anstrengung zu zittern. Für die Abwehr des letzten Schlages hatte er nicht mehr genügend Kraft und verlor das Gleichgewicht.

Als Hákon zu Boden stürzte triumphierte Galbatorix und das Feuer in der Arena begann sich auszubreiten. Dabei schrumpfte die Arena auf ein viertel ihrer original Größe zusammen. Die Flammen begannen sogar auf Hákon überzugreifen und ließen seine Kampfrüstung wie Butter in der Sonne davon fließen. Auch das Schwert schmolz in der Hitze der Flammen und ab da wusste Hákon, das er den Kampf verloren hatte.

Der junge Mann fiel auf die Knie und ließ den Griff, seines nun vollkommen nutzlosen Schwertes niedersinken.

Seine mentale Abwehr war zerschlagen.

 

rauf


Kapitel 18

 

 

runter

 

 

Leichter Frühnebel bedeckte die Landschaft und Murtagh fröstelte in der feuchtkühlen Luft. Ganz allmählich jedoch, begann die aufgehende Morgensonne den Nebel aufzulösen und legte somit ein weites Tal unter ihnen frei.

Zum Vorschein kamen ebenfalls die traurigen Überreste eines alten Dorfes.

Murtagh erkannte das Dorf auf dem ersten Blick. Es handelte sich um Carvahall, dem Geburtsort seines Halbbruders. 

>>Dorn, könntest du hier bitte landen? Ich möchte mir gerne Carvahall anschauen.<< wies Murtagh ihn an.

>>Wieso?<< fragte Dorn. >> Hast du etwa Sehnsucht nach alten Zeiten bekommen, oder suchst du hier nach etwas Bestimmten?<<

>>Ich bin nur neugierig.<< antwortete Murtagh. >>Ich hatte wirklich noch geglaubt, dass hier irgendwann wieder Leute herziehen werden, aber damit lag ich wohl falsch. Es sieht noch schlimmer aus, als wie vor sechs Jahren.<<

>>So trostlos…<< murmelte Dorn.

Murtagh nickte stumm und stieg von Dorns Rücken ab. Es tat gut, nach einem so langen Flug endlich wieder soliden Boden unter den Füßen zu spüren. 

Der Reiter des Roten hatte aber nicht nur ihre gemeinsame Reise unterbrochen, um Eragons Dorf zu betrauern, sondern war noch wegen etwas ganz anderem gekommen.

Gemächlich schritt Murtagh zwischen den Trümmern der Häuser entlang, bis er den Ortseingang erreichte. Seine Blicke galten der Holztafel, die er damals hier zurückgelassen hatte, bevor er sich dazu entschloss ins Exil zu gehen. Die Tafel war mit einer Botschaft versehen, die nur Eragon zugänglich war.

Als Murtagh jedoch feststellte, dass der Tarnzauber gebrochen war lächelte er.

>>Was ist?<< fragte Dorn. >>Waren sie hier?<<

>>Ja, das waren sie.<< antwortete Murtagh. >>Eragon hat meine Botschaft erhalten.<<

>>Und jetzt? Was machen wir nun? Wollen wir hier bleiben, oder ziehen wir tiefer in den Buckel?<<

>>Hm...<< überlegte Murtagh. >>Nun, warum eigentlich nicht? So wie es hier aussieht, bezweifle ich, dass sich hier überhaupt noch jemals Menschen niederlassen werden. Doch, ich denke für uns zwei Wegelagerer ist dieses Dorf ein sehr guter Unterschlupf.<<

>>Dann ist es entschieden!<< sprach Dorn mit einer deutlichen Erleichterung in seiner Stimme. >>Ich bin wirklich froh, nicht mehr ziellos hin und her fliegen zu müssen und die Jagdmöglichkeiten sind hier hervorragend. Ich konnte bereits eine Herde Hirsche wittern.<<

>>Dann lass sie bloß nicht warten.<< lachte Murtagh. >>Na los, zieh schon ab! Ich halte hier solange die Stellung.<<

Dorn stieß ein amüsiertes Schnauben aus und hob sich in die Luft.

 

Tiefes Dunkel umgab Hákon, als er zu sich kam und langsam seine Augen öffnete. Er hatte den Kampf mit Galbatorix verloren. Doch was war mit ihm danach geschehen? Wo befand er sich jetzt?

>>Bin ich tot? Ist das hier etwa die große Leere?<< waren Hákons Gedanken.

Als er versuchte, sich zu bewegen, um die Umgebung zu erkunden, bemerkte er, dass er an eine Wand gekettet war. Er hing einige Meter über dem Boden, so dass seine Füße kaum den Boden berührten.

Erst als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte Hákon erkennen, das er sich in einem weiten Raum befand, mit einer Decke die so hoch war, das ein normalgroßer Drache bequem Platz darin gefunden hätte. 

„Sie an, du bist also doch nicht verschwunden.“

Hákon drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam und blickte in Galbatorix irritiertes Gesicht.

„Wie sonderbar! Der Zauber hätte eigentlich dafür Sorge tragen müssen, dass deine Existenz ausgelöscht wird. Na ja, aber das ist nicht weiter tragisch. Solange du ein Gefangener im eigenen Körper bist, sollte es mir egal sein.“

„Was hast du vor, VATER?“ spuckte ihn Hákon mit voller Verachtung entgegen.

„Nun, gut! Ich werde dir sagen was Sache ist, da du von hier aus ohnehin nichts unternehmen kannst, was mich aufhalten könnte.“ lachte Galbatorix düster. „All das was mir genommen wurde, werde ich mir wieder zurückholen und ich werde Rache nehmen! Eragon, die Elfen, als auch die Königin der Varden werden für diese Demütigungen teuer bezahlen. Ganz zu schweigen von Murtagh! Durch mich hätte er einer der mächtigsten Drachenreiter werden können, der sogar noch in der Lage gewesen wäre, seinen eigenen Vater zu übertrumpfen, jedoch zog es dieser Wurm vor mich zu hintergehen! Dafür werde ich ihn bestrafen.“

„Das sind ja wirklich sehr große Vorhaben.“ Sprach Hákon spöttisch. “Nur leider hast du etwas Wichtiges außer Acht gelassen. Ich lebte schon immer in ärmlichen Verhältnissen. Die Taverne meines ‚wahren’ Vaters wirft gerade einmal soviel ab, das man davon leben kann. Du besitzt also nichts, außer vielleicht meinen Körper. Weder hast du eine Armee zur Verfügung, noch einen dir ergebenen Drachen.“

“Noch nicht!” antwortete Galbatorix. “Aber das wird sich schon sehr bald ändern. Eragons Drachendame erwartet ja bekanntlich Nachwuchs. Das ist höchstinteressant! Wenn ich an dem Jungdrachen den gleichen Zauber anwende, mit dem ich damals Shruikan an mich band, werde ich bald einen neuen Drachen haben, der meine Feinde niederschmettern wird.“

„Du willst Saphira ihr Junges entreißen?! Wie kann man einer Mutter nur so etwas antun wollen?“ sprach Hákon entsetzt. „Damit wirst du nicht durchkommen! Auch wenn ich hier gefesselt bin, werde ich alles tun um dich aufzuhalten, Galbatorix!“

Doch Galbatorix lachte nur und sagte: „Leider bist du aber nicht in der Lage mich aufzuhalten. Du bist ein zu großer Schwächling. Das einzige was du kannst, ist dabei hilflos zu zusehen, wie ich mir meine Macht wieder beschaffe.“        

 

Dorn überflog die Wälder und hielt Ausschau nach einer geeigneten Beute.  Schließlich entdeckte er eine Gegend, die viel versprechend aussah. Die Mischung aus Wiesen und Wäldern bedeutete reichlich jagdbares Wild. Mehrere Bäche sowie ein klarer See boten Wasser zum Trinken und einen Platz zum Baden und Schwimmen. Es war schön hier und Dorn genoss den Anblick dieser Landschaft.

Als er schließlich eine Hirschherde entdeckte, ging er zu einem rasanten Sturzflug über und erjagte sich einen stattlichen Hirschbock. 

Kurz als er davor war, sich über seine Beute herzumachen bemerkte er einen saphirblauen Flecken in seinem Augenwinkel, der wie ein Pfeil durch den Himmel schoss.

>>Das war doch…<< murmelte er mit einem überraschtem Blick und beschloss dem sonderbaren Fleck zu folgen, um sicherzugehen, dass er sich nichts eingebildet hatte.

Dorn beschleunigte seinen Flug mit kräftigem Flügelschlagen und kam dem blauen Punkt immer näher.

Nein, dies war keine optische Täuschung. Vor ihm flog tatsächlich Saphira, allerdings war weder ihr Reiter mit dabei, noch war die Drachin gesattelt, worüber sich Dorn sehr wunderte.

>>Seltsam… Was treibt Saphira so vollkommen alleine und ohne ihren Eragon im Buckel?<< 

Dorn folgte ihr unauffällig und beobachtete, wie die Drachin eine Bergkette anflog. In ihren Klauen schien sie den toten Körper eines Wildes zu tragen. Ganz offensichtlich kehrte sie von einer erfolgreichen Jagd zurück. Doch wo wollte sie nur hin?

Schließlich wurde Dorns Frage beantwortet, als er nach einer Weile eine Felsöffnung bemerkte.

>>Wahrscheinlich eine Höhle.<< dachte Dorn und beobachtete Saphira beim landen.

>>Ob sich Eragon in dieser Höhle befindet? Möglicherweise sogar verletzt?<< murmelte Dorn und überlegte, ob er Saphira nicht in die Höhle folgen sollte. Doch das hielt er dann doch für eine denkbar schlechte Idee und entschied sich dafür nach Carvahall zurückzukehren, um Murtagh von seiner Entdeckung zu berichten.

 

Saphira betrat die Höhle und konnte ihr Lachen nicht unterdrücken, als sie feststellte, das Eragon ihrem Ei Geschichten erzählte.

 Die Drachin stapfte leise zu ihm und legte ihr erlegtes Beutetier beiseite.

>>Du gibst bereits jetzt Broms Geschichten an unsere Tochter weiter?<< sprach sie belustigt.

>>Wieso denn auch nicht? Ich bin mir ziemlich sicher, das sie nach draußen horcht. Du hattest mir doch mal erzählt, wie langweilig es damals in deinem Ei gewesen ist und darum erzähle ich ihr Geschichten.<<

>>Das ist wirklich niedlich von dir, Eragon.<<

>>Deine Jagd war erfolgreich, nehme ich an?<< fragte Eragon und deutete auf die erlegte Wildsau.

>>Ich hoffe, du magst es.<<

>>Danke, Saphira. Hast du denn bereits gegessen?<<

>>Nein, ich esse später etwas. Die Wildsau ist ganz für dich alleine.<<

Während sich Eragon den Bauch voll schlug murmelte er plötzlich: >>Ich habe über etwas nachgedacht, Saphira! Es war früher eine menschlichte Tradition eine Hochzeit, oder die Geburt eines Kindes zu feiern. Nun ist es für Drachen zwar ein wenig schwierig ein Fest zu feiern, aber was hältst du davon, wenn wir uns stattdessen ein paar Fässer Met besorgen um einen kleinen Toast auszubringen?<<

>>Redest du da wirklich von einem Fest, oder eher von einem Trinkgelage?<< blinzelte Saphira frech. >>Ich hätte nichts dagegen, aber von woher willst du dir Met beschaffen?<<

>>Ich habe dir doch von Hákon erzählt, dessen Vater eine Taverne in Daret besitzt. Wir werden ihnen einfach mal einen Besuch abstatten. Außerdem interessiert es mich, wie es Hákon wohl ergangen ist.<<

>>Du hast aber nicht vor SO dorthin zu gehen, oder Kleiner?!<< knurrte Saphira und piekste ihm mit der Fingerkralle in die Rippen.

>>Natürlich nicht!<<

>>Und unser Ei?<< fragte sie. >>Das können wir unmöglich hier alleine zurück lassen.<<

>>Wo denkst du hin? Wir verstecken es in der Satteltasche. Wir können außerdem sowieso nicht länger als nur einen Tag in Daret verweilen, wegen dem Zauber.<<

>>Na gut, auch wenn ich das nicht besonders gerne mache. Was ist, wenn unterwegs etwas mit dem Ei passiert?<<

>>Ach, Saphira. Sei nicht immer so kleinlich. Was soll denn schon Großartiges passieren?!<< 

 

>>Murtagh, du wirst mir nicht glauben, wem ich begegnet bin!<< rief Dorn, als er das kleine Dorf am Rande des Buckels erreichte.

 

>>Und du bist dir auch völlig sicher, das du sie hier tatsächlich gesehen hast?<< fragte Murtagh, als sie die Wälder des Buckels überflogen. >>Vielleicht hast du dich auch nur getäuscht?!<<

>>Murtagh!<< knurrte Dorn schon fast beleidigt. >>IHR Menschen mögt ja vielleicht außerordentlich schlechte Augen haben, aber doch nicht wir Drachen! Ich kann schon einen Drachen von einem Adler unterscheiden, auch wenn er sich etwas weiter entfernt von mir befindet. Und außerdem: hast du schon einmal Adler gesehen, die blau waren?“

>>Schon gut, Dorn! Ich finde es aber nur ein wenig ungewöhnlich, dass sich Saphira und Eragon ausgerechnet in diesem Teil von Alagaesia herumtreiben.<< sprach Murtagh.



Saphira schnellte plötzlich ihren Kopf in die Höhe und untersuchte die Luft.

>>Was ist los, Saphira?<< fragte Eragon, der sich in seiner menschlichen Gestalt befand und dabei war Saphira zu satteln.

Beide wollten sich gerade auf dem Weg nach Daret machen, um Hákon zu besuchen, als Saphira einen Geruch wahrnahm, der ihr bestens bekannt war. Doch dies konnte nicht sein, denn dieses Wesen welches sie witterte, dürfte eigentlich überhaupt nicht am Leben sein.

>>Dieser Geruch...<< murmelte Saphira und blickte im nächsten Moment, als habe sie ein Geist gesehen. >>Das ist unmöglich!<<

>>Was?<< fragte Eragon verwirrt, als Saphira abhob und in den Himmel schnellte.



>>Dorn?!<< ertönte plötzlich eine weibliche Stimme in seinem Schädel. Saphiras Ruf durchfuhr ihm so dermaßen unerwartet, dass er im Flug um ein Haar das Gleichgewicht verlor.

>>Du bist nicht tot?<<

>>Freut mich auch, dich wieder zu sehen, Saphira.<< antwortete der rote Drache vergnügt. >>Das ich noch am Leben bin, ist eine etwas längere Geschichte. Wir sind hier, weil Murtagh deinem Reiter etwas zu sagen hat. Er möchte sich für die Dinge, die wir in der Vergangenheit getan haben entschuldigen.<<

>>Eragon hat euch bereits vergeben.<< antwortete Saphira und knurrte. >>Warum seit ihr wirklich hier?<<

>>Wir haben während unserer Abwesenheit einige erstaunliche Entdeckungen gemacht und diese Geheimnisse möchten wir gerne mit euch teilen.<<
 
>>Na, gut. Folgt mir, aber keine schmutzigen Tricks! Ich warne euch!<<

>>Du hast unser Wort!<<

>>Eben das beunruhigt mich!<< brummte sie.



>>Saphira!<< rief Eragon, als er spürte das sie ihren Geist wieder für ihn öffnete. >>Wo bist du gewesen?<<

>>Eragon, ich habe da jemanden gefunden…<< entgegnete sie.

>>Wen?<< Fragte er neugierig und hörte das Geräusch ihrer Flügelschläge, welche bald darauf eigenartiger Weise von noch Weiteren übertönt wurden.

>>Zwei alte Freunde…<< Plötzlich kam seine Drachin in Sichtweite, gefolgt von etwas Rotem.

>>Murtagh?! …und Dorn?<< jappste Eragon. Saphira landete grazil auf der Lichtung vor ihrer Höhle, während Dorn hart donnernd aufsetzte.

„Hallo, Bruder!” begrüßte ihn Murtagh und stieg von Dorn ab. „Es ist lange her!“  

Eragon trat zu seinem Halbbruder und reichte ihm zögernd die Hand.

„Nur keine Panik, Eragon! Wir sind nicht hier um Ärger zu machen.“ Erklärte Murtagh. „Es gibt viel zu bereden.“

„…In der Tat.“ Sagte Eragon und blickte zu dem roten Drachen. „Zum Beispiel, wie es sein kann, das Dorn noch am Leben ist. Wir alle sahen doch seinen blutüberströmten Körper.”

“Nun, er war dem Tode nahe. Aber ich konnte ihn retten, auch wenn mich das beinahe selbst mit in den Tod gerissen hätt
e. Nachdem Galbatorix schließlich durch dein Schwert gefallen war, sind Dorn und ich aufgebrochen, um uns anders wo ein neues Leben aufzubauen. Wir sind Vogelfreie, Eragon. Wir wollten einfach nur weg von Alagaesia und die Vergangenheit hinter uns lassen. Wir sind Monate gereist, weit über die östlichen Grenzen Alagaesias hinaus…“
 

 

 

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Kapitel 19

 

 

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6 Jahre zuvor
Kurz nach der Entscheidungsschlacht


„DORN!“ rief Murtagh verzweifelt, als er seinen Drachen erreichte, doch er bekam von seinem besten Freund keine Antwort. Er atmete noch, jedoch nur sehr schwach.
Dorn lag auf seinem Rücken, die Flügel unter ihm wie Papier zerknittert. Mehrere Wunden befanden sich in seiner Seite und eine besonders große klaffte an seinem Hals, aus der es stark blutete.    

Murtagh kniete sich neben ihn und mache sich sofort an die Arbeit, um ihn zu heilen.

>>M…Murtagh?<< Dorns Stimme klang schwach und kraftlos. Er drohte an seinen schweren Verletzungen zu verbluten.

>>Dorn, ich bin bei dir!<< sprach Murtagh beruhigend und legte seine Hand auf Dorns Halswunde.

>>Nicht, Murtagh… du weißt, das meine Wunden zu groß sind.<< stöhnte Dorn. >>Lass mich zurück... Geh mit den anderen und lebe.<<

>>Welchen Sinn hätte denn noch mein Leben, wenn ich dich verliere? Verdammt, der König ist nun endlich tot!<< sprach Murtagh. >>Soll jetzt etwa alles umsonst gewesen sein, nach allem was wir durchlitten haben? Nein, Dorn! Ich habe dir doch immer wieder versprochen, dass du die Freiheit kennen lernen wirst und dieses Versprechen werde ich auch halten. Ich lasse dich nicht sterben, mein Freund. DU bist meine ganze Familie. Eher gehe ich mit dir zusammen in den Tod.<<

>>Ach, Murtagh...<<

„Waíse Heill!“

Nach einer halben Stunde, waren sämtliche lebensbedrohlichen Wunden geschlossen, jedoch war Murtagh noch nicht mit seiner Arbeit fertig. Durch Dorns Rückenlage konnte Murtagh unmöglich an die verletzten Flügel herankommen, also benutze er seine Magie um Dorn anzuheben und in der Luft ganz behutsam umzudrehen. Erschöpfung legte sich um Murtagh wie eine Decke. Die Heilung der riesigen Wunde an Dorns Hals war bereits ein enormer Kraftaufwand und Murtagh musste dabei höllisch aufpassen, um nicht Ohnmächtig zu werden.

Murtagh konnte und durfte einfach nicht aufgeben. Besonders nicht, nachdem er den Anblick von Dorns Flügel bemerkte. Der rechte Flügel des Drachens war bis auf ein paar kleinere Risse in der Membrane relativ in Ordnung. Sein linker Flügel jedoch sah aus, als wäre dieser halb herausgerissen. Murtagh standen die Tränen in den Augen, als er seinen Drachen so sah. Der Schmerz musste für Dorn unerträglich sein, doch den Göttern sei Dank, war der Drache nicht länger bei Bewusstsein.

Vorsichtig positioniere er den Flügel in die richtige Lage zurück und wiederholte seinen Heilungszauber.

Während sich der Flügel wieder mit dem Knochen zusammenfügte, spürte Murtagh, wie ihm mit jeder Sekunde die Kräfte schwanden. Als er bis zur Hälfte fertig war, fühlte er wie ihn seine Energien fast vollständig verließen.

Bräche Murtagh in diesem Augenblick ab, würde Dorn seine Flugfähigkeit für immer verlieren. So begann Murtagh nun die Energien aus seiner Umwelt abzuziehen. Die Bäume, die sich in unmittelbarer Nähe zu ihm befanden, begannen abzusterben. Vögel fielen vom Himmel und die Fische im seichten Wasser des Flusses trieben tot umher. Doch Murtagh machte unbeirrt weiter.

Endlich war der Flügel wieder vollständig mit dem Knochen zusammengewachsen. Das einzige Zeugnis von Dorns schwerer Verletzung würde die lange Narbe an seinem Hals bedeuten, die er von nun an, ein Leben lang mit sich herum tragen würde.

Nur was Murtagh mit Magie nicht wieder aufbessern konnte, war Dorns hoher Blutverlust, egal wie viel Energie er auch noch aus seiner Umgebung abgezogen hätte. Die Atmung des Drachens war zwar noch immer recht schwach, aber zumindest stabil. Ob sich Dorn aber wieder vollständig erholen würde, blieb nur abzuwarten, was die Zeit mit sich bringe.

Murtagh allerdings, hatte seine Kräfte so dermaßen überstrapaziert, dass er sich nun kaum noch auf den Beinen halten konnte. Wie ein nasser Sack, ließ er sich zu Boden fallen, worauf er augenblicklich von einer schwarzen Dunkelheit erfüllt wurde.

 

Murtagh öffnete langsam die Augen und fühlte sich, als wenn er einen Dauerlauf von Gil’ead, nach Uru´baen gemacht hätte.
Augenblicklich viel ihm wieder ein, weswegen er sich so ausgelaugt fühlte und zwang sich aufzustehen, was ihm erhebliche Mühe bereitete und schaute auf seinen Drachen. Die stetige Bewegung seines Brustkorbes verriet ihm, dass der Drache am Leben war, jedoch hatte dieser sein Bewusstsein noch nicht wieder zurück erlangt.      

Murtagh hätte ihn normalerweise in Ruhe gelassen, doch er wollte sichergehen, ob sein Drache nicht doch noch irgendwo Wunden hatte. Sanft prüfte Murtagh die Narbe an Dorns Hals und nahm plötzlich ein grollendes Geräusch aus Kehle des Drachens wahr.

„Dorn?”

>>Du verdammter Schwachkopf! Du hättest dabei krepieren können!<< knurrte der Drache. >>Mach so etwas nie wieder, denn sonst müsste ich dir wirklich sehr weh tun und das täte mir anschließend leid!<<

>>Ich dachte, ich würde dich verlieren.<< Dorn konnte anhand der Erleichterung in Murtaghs Stimme erkennen, wie nah er dem Tod tatsächlich gewesen ist.

>>Wie fühlst du dich, Großer?<< fragte Murtagh mit Tränen in den Augen.

>>Nimm einfach das Gefühl welches du an einem Morgen nach einer Feier mit Zechgelage hast. Stelle es dir nur hundertfach vor und du hast einen halben Eindruck dessen, wie ich mich fühle.<<  

Murtagh war froh, das Dorn trotz allem seinen Sinn für Humor nicht verlor, wenn man bedachte, was der Drache für böse Verletzungen hinter sich hatte.

>>Nun und es ist auch ganz offensichtlich, dass wir hier nicht fliegend wegkommen. Von daher müssen wir vorläufig zu Fuß reisen, damit du deinen Flügel noch etwas schonen kannst.<<

>>In Ordnung…<< Dorn brummte zwar etwas ungehalten, aber er wusste das sein Reiter natürlich recht hatte.

>>Also, bleib liegen und ruhe dich aus.<<

>>Murtagh?<<

>>Ja, Dorn?<<

>>Danke…<< brummte Dorn, während er die Augen schloss und im nächsten Augenblick zu schnarchen begann.

>>Jeder Zeit, mein Freund. Jeder Zeit.<< lachte Murtagh und legte sich neben ihn.



Dorn war vollkommen gerührt, das sich Murtagh so selbstlos um ihn kümmerte. In seinem geschwächten Zustand war der Drache vollkommen auf Murtaghs Hilfe angewiesen: Der Drachenreiter jagte für ihn, brachte ihm Wasser und säuberte sogar seine Schuppen.

Dorn kam sich vor wie ein gerade frisch geschlüpfter Jungdrache. Es blieb ihm aber auch überhaupt keine andere Wahl, als sich von Murtagh pflegen zu lassen, da er in den ersten Tagen noch nicht einmal die Kraft aufbringen konnte sich zu erheben.

Murtagh dagegen, der durch den intensiven Heilzauber ebenfalls etwas ermattet war, konnte sich kaum eine Pause leisten und musste neben der Pflege noch zusätzlich seinen Drachen vor Räubern schützen, denn die ganzen verendeten Tiere, die nach dem Heilzauber um ihnen herum lagen, waren ein gefundenes Festmahl für Assfresser, welche manchmal auch noch größere Raubtiere anlockten, wie etwa ein Rudel Shrrg und zwei Fanghur. Diese stellten zwar keine größeren Probleme für Murtagh da, aber es war dennoch sehr anstrengend sie abzuwehren.



Es verging eine Woche, bevor sich Dorn wieder soweit erholt hatte, dass er letztendlich in der Lage war aufzustehen und sich zu bewegen.

>>Du denkst nicht daran, zu den anderen zurück zu kehren, nicht war?<< fragte Dorn plötzlich.

Murtagh dachte darüber nach, was wohl nun mit ihnen geschehen würde. Sämtliche Zauber und Schwüre waren durch Galbatorix’ Tod von ihnen abgefallen. Sie waren also frei, aber nur für wie lange?! Es würde sicherlich eine Frage der Zeit sein, bis die Varden nach ihm suchen würden, um ihn Gefangen zunehmen.

Sollten sie nun von einer Gefangenschaft direkt in die Nächste schlittern?! Man würde sie sehr wahrscheinlich hinrichten, denn genau das würden die Zwerge für den Mord an ihrem König fordern, auch wenn Murtagh während dieser unrühmlichen Tat unter Galbatorix’ Kontrolle stand. Und konnte er nach allem was zwischen ihm und seinem Halbbruder geschehen ist, noch auf Eragon zählen? Selbst wenn ja, wie groß wäre überhaupt sein Einfluss auf die Zwerge?

Murtaghs Entscheidung war gefällt!

>>Nein, Dorn. Wir werden nicht zu den Varden zurückkehren und uns ihnen ausliefern. Wir waren bereits unter Galbatorix Herrschaft schon so lange in Gefangenschaft, das ich das Gefühl von Freiheit schon beinahe vergessen habe.<< antwortete Murtagh und blickte seinem Drachen in die Augen. >>Dieses Gefühl möchte ich wieder erleben und zwar mit dir zusammen. Dafür haben wir bis zum Schluss gekämpft und jeden Schmerz ertragen dem man uns zugefügt hat. Doch blieben wir hier in Alagaesia, würden wir nur eine sehr kurze Freiheit genießen.<<

>>Du sprichst also wirklich von Fortgehen. Aber wohin?<

>>Wohin immer wir wollen.<< antwortete Murtagh. >>Es gibt niemanden, dem wir nach Galbatorix’ Tod die Treue geschworen haben. Vielleicht ziehen wir weit in den Osten, wo aus Alagaesia bisher noch niemand gewesen ist?!<<

Der Osten würde sicherlich die beste Möglichkeit bieten, um den Varden zu entkommen. Doch aufgrund von Dorns kräftelosem Zustand, würden sie nur sehr mühsam vorankommen.

Für die erste Zeit versteckten sie sich in einer kleinen Höhle, um sich zumindest soweit erholen zu können, dass sie sich langsam in Bewegung setzen konnten.

Dorn war sehr begierig darauf die Höhle endlich verlassen zu können, da er es in dem engen Raum nicht länger aushielt. Murtagh ging es genau so, aber er wollte die Gesundheit seines Freundes nicht zu sehr riskieren und noch ein Weilchen abwarten.

>>Murtagh... ich weiß deine Sorge um mich wirklich außerordentlich zu schätzen, aber du brauchst mich nicht wie ein rohes Ei zu behandeln. Es geht mir inzwischen wieder gut genug, um endlich von hier verschwinden zu können.<<  

>>Na schön, Großer.<< sprach Murtagh. >>Aber wir werden nach jeder Stunde anhalten und eine Rast machen. Falls dir das nicht gefallen sollte, bleiben wir eben so lange hier, bis du dich vollständig erholt hast.<<

Dorn zeigte sich einverstanden. Lieber jede Stunde eine Rast einlegen, als noch einen weiteren Moment in dieser dummen Höhle zu verbringen.

Murtagh schnappte sich die Satteltaschen, war aber nicht bereit sie Dorn umzuhängen, trotz dessen Einwände.

>>Du hast dich die komplette Woche um mich gekümmert, ohne auf dich selbst acht zu geben. Willst du denn wirklich alles alleine tragen?<<

Murtagh sprach kein Wort und gab nur ein Kopfnicken als Antwort.

>>Dir ist wirklich nicht zu helfen…<<

 


Sein Rücken brachte ihn beinahe um, als sie einen Hügelkamm erreichten und für einen Moment musste Murtagh tatsächlich stehen bleiben um nach Luft zu schnappen.

>>Ich habe dir doch gesagt, du bist unverbesserlich. Wollen wir jetzt für DICH eine Rast einlegen?<< lachte Dorn, als sein Reiter zu ihm aufschloss. >>Ich würde dir ja gerne etwas abnehmen, aber du willst ja nicht...<<

Genervt hing ihm Murtagh schließlich eine der leichteren Satteltaschen um und sie setzten den Marsch ohne weitere Unterbrechungen fort.

Mittlerweile zogen am Himmel dunkle Wolken auf und warfen zerfranste Schatten über die kahle Hügelkette. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es anfinge zu regnen.

Murtagh und Dorn hatten gerade den Hügel hinter sich gelassen, als das Unwetter auch schon über sie herein brach. Es wurde zu einem regelrechten Platzregen, der erbarmungslos auf die beiden niederprasselte.

Nach über einer Stunde des Unwetters, waren alle Satteltaschen tropfnass und der Boden so aufgeweicht, dass ihre Füße im Schlamm einsanken.

>>Wieso kann das Glück nicht mal auf unserer Seite stehen?<< beklagte sich Murtagh. >>Zuerst werde ich von den Zwillingen entführt, anschließend von Galbatorix versklavt. Du wirst bei einem Kampf lebensgefährlich verletzt und nun schüttet es wie aus Kübeln. Es kommt mir so vor, als würden sich die Götter einen Spaß daraus machen uns zu schikanieren.<<

>>Das ist noch nicht alles!<< sprach Dorn grimmig, denn ihre geplante Route nach Osten führte sie durch ein Gebirge, das viel zu steil war, um es zu erklimmen.

>>Großartig… einfach großartig!<<

>>Wir werden es wohl überfliegen müssen.<<

>>Das kommt nicht in Frage, Dorn. Du bist noch immer nicht in der Lage mein Gewicht zu tragen.<<

>>Uns bleibt kaum eine andere Wahl, oder willst du etwa das Gebirge umwandern?! Das würde uns mindestens drei bis vier Tage kosten.<<

>>Da ist leider etwas dran, auch wenn es mir nicht gefällt.<<

>>Also, wenn du weiterhin dagegen bist, werde ich gezwungen sein, dich in meinen Klauen zu tragen und das würde mich noch viel mehr anstrengen, als wenn du nur auf meinem Rücken sitzt.<< flunkerte Dorn und seine List ging auf.

>>Also gut... du gibst ja sonst doch keine Ruhe.<< Kapitulierte Murtagh und legte einige unnötige Sachen ab, bevor er auf Dorns Rücken stieg.    

Dorn schnellte in die Luft und begann hart mit seinen Flügeln zu schlagen. Er schaffte es bis auf eine Höhe von ungefähr 200 Metern zu steigen, was für ihn ein schweres Stück Arbeit darstellte, da der Regen seinen Flug nicht gerade begünstigte. Zu seinem Glück gab es aber keinen sonderlich starken Sturm.

Sie überflogen bald darauf einen großen Bergsee und dieser wäre bei besseren Wetterverhältnissen sicherlich wunderschön anzusehen gewesen, jedoch sackte Dorn während des Fluges unerwartet ab und drohte ins Wasser zu stürzen. Trotz allem schaffte er es aber seinen Flug wieder unter Kontrolle zu bekommen und berührte mit seinen Klauen so eben die Wasseroberfläche.

Der Flug war für den Drachen doch zu strapazierend und Murtagh erkannte, dass Dorn erneut an Höhe verlor. Der Drache kämpfte zwar tapfer gegen das schlagende Wetter an, doch diesmal würde es Dorn nicht vermeiden können in den See zu fallen, so dass es für Murtagh keine andere Möglichkeit blieb als schnell zu handeln.

Seufzend begann sich der Drachenreiter aufzusetzen.

>>Was tust du da?<<  

>>Ballast abwerfen!<< Und bevor Dorn ein weiteres Wort sagen konnte, ließ sich Murtagh auch schon von seinem Rücken fallen.

Dorn erschrak zunächst als Murtagh ins Wasser sprang, doch als es ihm durch das verlorene Gewicht gelang wieder an Höhe zu gewinnen, verstand er was sein Reiter getan hatte.

Murtagh tauchte aus dem kalten Wasser auf und beobachtete wie sein Drache sicher das Ufer erreichte.

>>Du scheinst wohl Vergnügen daran zu finden, dich selbst umbringen zu wollen. Aber dennoch, danke…<<

>>Keine Ursache! Ich war ohnehin schon nass bis auf die Knochen. Das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr.<< lachte Murtagh und schwamm seinem Drachen entgegen.

Dorn wartete bis sein Reiter wieder festen Boden unter den Füßen hatte und schritt auf ihn zu. Murtagh fuhr zusammen, als er plötzlich von seinem Drachen in die Luft gehoben wurde.

Wie einen Jungdrachen trug Dorn seinen Reiter im Maul und brachte ihn an Land. Als er ihn schließlich absetzte, begann er mit seiner rauen Zunge über Murtaghs Gesicht zu lecken.

>>Igitt! Wofür war das nun?<<

>>Dafür, das du für mich in den See gesprungen bist und auch für die übrigen Dinge, die du für mich getan hast. Was hast du dir denn gedacht?<< lachte Dorn.

Murtagh lachte ebenfalls und nahm seinem Drachen die Satteltaschen ab. Nach dieser Strapaze war Dorn völlig zerschlagen und brauchte dringend eine Ruhepause.

Murtagh hielt indessen nach etwas Ausschau, was ihnen als möglichen Unterstand dienen konnte, da der dichte Regen einfach nicht nachlassen wollte. Das einzige was er fand, war ein stark hervorstehender Felsen, der gerade groß genug war, dass Dorn darunter Platz finden konnte.

Dicht zusammen gezwängt saßen sie nun unter dem Felsen und harrten der Dinge.



Es dauerte mehrere Tage ehe sie das Tal erreichten, in dem der Bärenzahnfluss mündete.

>>Murtagh, ich denke es wird das Beste sein, wenn wir ab hier versuchen fliegend voran zukommen.<< meinte Dorn. >>Ich fühle mich inzwischen sehr viel stärker, als beim letzten mal.<<

>>Einverstanden. Das Wetter ist auch inzwischen viel besser geworden und es weht ein günstiger Wind.<< stimmte Murtagh zu.  

Nachdem sie am Fluss eine Rast eingelegt hatten und ihren Durst stillten, setzte sich Murtagh auf Dorns Rücken. Jetzt würde der Moment der Wahrheit kommen und Murtagh machte sich auf alles gefasst.

Dorn sprang und hob sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft. Anfangs war der Drache deutlich angespannt, was auch Murtagh nicht verborgen blieb, doch als der Flug stabil und ruhig blieb, entspannte sich Dorn rasch wieder.

>>Es sieht gut aus, Dorn. Langsam findest du zu deiner alten Form zurück.<< lächelte Murtagh.

>>Wird auch Zeit!<< knurrte Dorn und schoss durch den Himmel. >>Ich hasse es am Boden gebunden zu sein. Ich frage mich, wie ihr Menschen das aushaltet.<<

Sie flogen in nordöstlicher Richtung und erreichten ohne größere Mühen die Wüste Hadarac.



Die aufdringliche Abendsonne erhitzte den hellen Wüstensand und erzeugte am Horizont verschwommene Luftspiegellungen. Dorn fühlte sich in der Hitze wie neubelebt, wohingegen Murtagh die drückende Hitze als sehr unangenehm empfand.

Es verletzte ein wenig Dorns Stolz, dass er gezwungen war auf halben Weg eine Rast einzulegen, da er immer noch nicht fit genug war um diesen verhältnismäßig kleinen Abschnitt der Wüste an nur einem Tag zu überfliegen.

>>Lass den Kopf nicht hängen, Dorn. Wir haben bald die äußerste Grenze Alagaesias erreicht. Von da an, geht es nur noch nach Osten.<<  

>>Aber ich könnte wirklich noch die komplette Nacht durch fliegen!<< knurrte Dorn und musste nach dieser Äußerung kräftig gähnen. >Diese Pause ist vollkommen...*gähn*... unnötig.<<

>>Ich sehe es ja.<< lachte Murtagh und erntete einen mürrischen Blick. >>Also, werden wir wie vorgesehen ab morgen weiterziehen.<<

>>Diese hartnäckige Mattigkeit wird mich aber nicht von der Jagd abhalten und genau das werde ich jetzt auch tun.<< grummelte der Drache und stand auf. >>Ich werde dir auch etwas mitbringen, nachdem du das Tagelang für mich getan hast.<<


Ende des Rückblickes

 

 

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Kapitel 20

 

 

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„Jetzt verstehe ich, wieso du nach dem Krieg verschollen bist.“ sprach Eragon. „Aber du irrst dich in einer Sache: Die Varden hätten dich nicht auf Wunsch der Zwerge hingerichtet. Außerdem sind Nasuada sowie auch Orik zu der Einigung gekommen, das du für diese Taten nicht zur Rechenschaft gezogen wirst, da du sie nicht aus freiem Willen heraus begangen hast.“

„Ich hörte die Gerüchte, das Nasuada nach dem Krieg zur neuen Königin ernannt worden ist. Eine ziemlich schwere Aufgabe, für eine so junge Frau.“ Sagte Murtagh.

„In der Tat. Doch durch ihren Führungsstil schafft sie es das Vertrauen und den Respekt der Völker zu gewinnen.“

„Interessant!“ brummte Murtagh. „Aber eins macht mich doch wirklich sehr neugierig. Was bei den sieben Dämonen, treibt ihr beide hier draußen? Dorn hatte Saphira neulich beobachtet und folgte ihr, bis zu dieser Höhle. Seit ihr auf Befehl von Nasuada unterwegs?“

Eragon und Saphira schauten sich überrascht an und wunderten sich, wie lange sie der rote Drache wohl schon „ausspioniert“ hatte.

„Nein, wir sind auf niemanden Befehls hier. Ich geh nur einem geregelten Familienleben nach.“ Antwortete Eragon knapp.

„Und das tut ihr mitten im Buckel?“ fragte Murtagh zweiflerisch. „Es geht mich ehrlich gesagt nichts an, aber wer ist denn eigentlich die Glückliche? Trianna, oder hat es inzwischen doch mit Arya geklappt?”

>>Meine Güte! Er hinkt mit seinem Wissen wirklich weit hinterher!<<

>>Kann man ihm nicht verübeln. Er war ja schließlich für eine längere Zeit nicht mehr im Lande.<< antwortete Eragon und zwinkerte Saphira zu. >>Besser wir sagen ihnen vorerst noch nichts von uns.<<

>>Einverstanden!<<

„Nun ja! Wer es auch immer ist. Ich hoffe, ihr seit zusammen glücklich.“ Lächelte Murtagh, als er erkannte, dass Eragon nicht darüber reden wollte.

“Oh, das sind wir!” lächelte Eragon.

„Wo wir gerade bei Familienleben oder Familienplanung sind: Ich glaube, Dorn möchte Saphira etwas Wichtiges sagen!“ Offenbarte Murtagh und blickte auf seinen Drachen.

>>Na komm schon, Junge! Sei nicht so schüchtern und sag es ihr endlich. Sie wird dich schon nicht beißen!<< Obwohl sich Murtagh in dieser Hinsicht nicht sicher war.

>>Na gut…<< murmelte Dorn etwas verlegen und trat auf die Drachin zu.

>>Saphira Bjartskular… ich weiß, das wir uns damals nicht gerade unter den besten Umständen kennen gelernt haben, da mein Reiter und ich leider gezwungen waren Galbatorix zu dienen. Dennoch habe ich dich immer als eine würdige Kämpferin respektiert und es peinigte mich zutiefst, eine so wunderschöne Drachin wie dich verletzen zu müssen.<< erläuterte Dorn aufrichtig. >>Ich weiß, das du mich damals nicht besonders mochtest. Dafür hattest du natürlich auch allen Grund. Aber bitte verstehe, dass ich das alles nicht wollte und auch nicht dieses Scheusal bin, wofür du mich gehalten hast. Ich verspreche dir, dass ich das alles wieder gut machen werde und frage dich auf diesem Wege, ob du mit mir den Umwerbungsflug durchführen würdest?<<

Saphira blickte geschockt und auch Eragon konnte nicht glauben, das Dorn SEINER Partnerin, mehr oder weniger einen Heiratsantrag gemacht hatte…

 

„Na, bitte! Es geht doch!” sprach Murtagh belobend zu seinem Drachen.

 

Nachdem Saphira sich von ihrer Fassungslosigkeit erholt hatte und endlich ihre Stimme wieder fand, sah sie Dorn mit einem betrübten Blick an.

 

>>Dorn... ich spüre, das deine Worte von Herzen kommen und ich werde dir die Missetaten verzeihen, die ihr in Galbatorix Namen begangen habt. Aber ich muß dich leider zurückweisen, weil… ich bereits vergeben bin. Es tut mir leid.<< 

 

>>Du bist vergeben?!<< grunzte Dorn überrascht. >> Das kann ich mir nicht vorstellen! Es gibt doch außer mir weit und breit keinen einzigen männlichen Drachen in Alagaesia. Wer soll denn dann bitte dein Partner geworden sein? Das grüne Ei wurde doch meines Wissens vernichtet.<<

 

Eragon lächelte seine Drachin an und nickte.

 

>>Eragon ist mein Partner.<<

 

Murtagh und Dorn starrten sich völlig schockiert an.

 

„Das ist nicht euer Ernst?!“ keuchte Murtagh und schüttelte seinen Kopf. „Wie kann Eragon…?“

 

>>MUSS mein Partner denn unbedingt ein Drache sein?<< blinzelte Saphira. >>Sein Herz ist das eines Drachens würdig. Er ist mutig, einfühlsam, romantisch, liebevoll... Was kann sich eine Drachendame denn mehr wünschen?<<

 

>>Jemanden der dafür sorgt, dass unsere Art erhalten bleibt!<< platzte es plötzlich aus Dorn heraus. Er fühlte sich wie vor dem Kopf gestoßen. >>Und das kann nur ein männlicher DRACHE vollbringen!<<

 

>>Es gibt nichts was mein Eragon nicht auch zustande bringen könnte.<< antwortete Saphira und tanzte weiterhin um die Wahrheit herum.

 

>>Halte mich nicht zum Narren!<< fauchte Dorn.

 

„Murtagh.“ sprach schließlich Eragon. „Es ist wahr! Kein anderes weibliches Wesen war mir jemals so nahe. Als ich dir sagte, dass ich hier draußen ein geregeltes Familienleben nachgehe, war das nicht gelogen. Saphira ist meine Familie und ich kümmere mich genauso um sie, wie es auch ein Gemahl tun würde.“

 

>>Ich bin ja sehr neugierig, wie ihr die Paarungszeit bewältigt. Ist er überhaupt in der Lage deine Triebe zu… befriedigen.<< knurrte Dorn und zeigte Saphira die Zähne.

 

>>Findest du diese Frage nicht ein wenig zu persönlich? Auch wenn dich unser Liebesleben eigentlich überhaupt nichts angeht, kann ich dir aber in der Tat sagen, dass er durchaus…<<

 

„Hört sofort damit auf! Ich will mir eine solche Situation gar nicht erst vorstellen!” moserte Murtagh und wandte sich an die Drachin. „Saphira, bist du denn völlig von Sinnen? So etwas ist gegen die Natur! Dorn ist ein gesunder junger Drache und du lehnst ihn eiskalt ab? Willst du dein Volk wirklich zum Aussterben verdammen, nur weil du in deinen Reiter vernarrt bist? Wie kannst du nur so selbstsüchtig sein?”

 

>>Selbstsüchtig?! Wo wart ihr denn, nachdem der Krieg beendet war? Wo habt ihr gesteckt, als mich die Einsamkeit quälte? Geflohen seid ihr und nur Eragon war einzig und allein für mich da. Nun aber kommt ihr nach sechs Jahren hierher zurück und erwartet von mir, dass ich mich auf der Stelle Hals über Kopf in Dorn verliebe? Tut mir leid, aber meine Liebe ist keine Ware, die ich leichtfertig jeden Drachen anbiete, der dahergelaufen kommt. Würde ich so leben, wäre ich doch nicht besser als die Flittchen im Hafen von Narda!<< sprach Saphira und drehte sich zu Eragon um. >>Wärst du imstande so etwas lieben, Kleiner?<<

 

>>Um nichts in der Welt, mein Schatz!<< antwortete Eragon mit einem Lächeln.

 

Dorn schüttelte angewidert seine Flügel und blickte Eragon in die Augen. >>Darf ich dich für einen kurzen Augenblick alleine sprechen?<<

 

„Natürlich.“ Antwortete Eragon.

 

>>Eragon, sei vorsichtig!<< sprach sie, nur für ihn hörbar. >>Ich habe das Gefühl, das er irgendetwas etwas im Schilde führt.<<

 

>>Wollen wir es ihnen nicht allmählich sagen? Ich finde es schon ziemlich gemein, ihnen etwas vorzuspielen.<<

 

>>Denkst du, sie würden uns glauben, ehe sie es nicht mit eigenen Augen sehen?<<

 

>>Wie konntest du nur so etwas tun?<< grollte Dorn, als sie weit genug entfernt waren. >>Du hast unser Volk entehrt!<<

 

„Dorn, beruhige dich!“ antwortete Eragon. „Ich habe uns... euer Volk nicht entehrt.”

 

Dorn knurrte und brachte seinen massiven Kopf ganz nahe zu Eragon hinunter und blickte ihn fest in die Augen. Eine Herausforderung, erkannte Eragon. >>Wie auch immer! Saphira wird meine Partnerin sein, ob es dir gefällt oder nicht! Was kann denn so ein kleiner Wurm, wie du ihr schon bieten?<<

 

„Was kannst DU ihr denn bieten?“ zielte Eragon zurück. „Von all dem, was du hier auslädst ist sie ist ganz offensichtlich nicht beeindruckt.“

 

>>Ich könnte dich in zwei brechen!<<

 

Eragon grinste und verschränkte seine Arme.

 

„Würdest du das tun, verlierst du Saphira auf ewig an die große Leere.“

 

>>Verdammt seihst du, Reiter!<<

 

„Du kannst mich hassen, soviel du willst. Aber ich bin der jenige, der ihr Herz hat und nicht du.“

 

>>Das wird sich schon sehr bald ändern!<< Dorn war außer sich, vor Wut. Noch niemals zuvor hatte es ein Mensch gewagt, so mit ihm zu reden und das sich Eragon noch nicht einmal von seinen Drohgebärden einschüchtern ließ, ärgerte ihn noch viel mehr.

 

>>Wie sieht es aus?<< fragte plötzlich Saphira, als Dorn und Eragon zurückkehrten. >>Anhand seines Gebrülls schließe ich, das er sich nicht besonders einsichtig zeigte.<<

 

>>Er würde mich am liebsten bei lebendigem Leibe verspeisen.<< 

 

>>So groß ist seine Abneigung gegen dich? Dann bestätigt das meine Befürchtungen…<<

 

>>Keine Sorge, ich werde auf ihn acht geben.<<

 

Murtagh, der die ganze Zeit bei Saphira stand, hatte noch immer einen entgeisterten Gesichtsausdruck.

 

„...wie konnte es überhaupt nur so weit kommen?“

 

>>Wenn du mit deinem Drachen für eine sehr lange Zeit zusammen bist, so wie Eragon und ich, würdest du uns vielleicht irgendwann verstehen.<< 

 

„NEIN!“ jappste Murtagh. „Ich würde es NICHT verstehen! Dorn gehört nicht nur einer völlig anderen Rasse an, sondern ist dazu auch noch männlich! Sehe ich etwa so aus, als würde ich derartige Neigungen haben?“ 

 

>>Nun, nicht wirklich.<< kicherte Saphira, während Eragon ihr den Nacken massierte. >>Murtagh, es gibt viele Dinge auf dieser Welt, die niemand versteht. Warum glaubst du würde ein Drache für seinen Reiter sein Leben riskieren? Es ist nicht etwa nur aus einem Pflichtgefühl heraus, wie es die alten Reiter gelehrt haben, sondern aus Liebe. Wenn es sein muß, würde ich für Eragon auch mein eigenes Leben opfern, gleichermaßen wie er es auch für mich tun würde. Das ist einer der Gründe, weswegen ich ihn so liebe.<<

 

>>Würdest du das auch für mich tun?<<  sprach Saphira und schaute zu Dorn.

 

>>Sei nicht albern. Ich würde für dich sogar bis ans andere Ende der Welt marschieren und wieder zurück.<< antwortete Dorn.

 

>>Würdest du mir auch einen Stern vom Nachthimmel pflücken?<< Dorn legte seinen Kopf schief und schüttelte seine Flügel, angesichts dieser verwirrenden Frage.

 

>>So etwas ist unmöglich!<< grunzte Dorn.

 

>>Wahrscheinlich. Aber zu hören bekommen, das jemand gewillt ist, so etwas für mich zu tun besitzt mein Herz.<<

 

>>So? Und welcher jemand hat dir diesen Unsinn erzählt?<<

 

>>Eragon, natürlich.<<

 

Murtagh hustete, während Dorn entrüstet drein blickte.

 

>>Das geht entschieden zu weit!<< grollte Dorn. >>Ich habe genug von eurem närrischen Verrat gegenüber dem Drachenvolk! Das werden wir hier und jetzt beenden!<<

 

„Und wie stellst du dir das vor?“ fragte Eragon.

 

Rubinrote Augen, die vor Zorn noch intensiver loderten als der größte Waldbrand, stierten auf Eragon hinab.

 

>>Eragon Schattentöter, Sohn von Brom! Ich fordere dich zu einem Zweikampf um Saphira heraus!<<

 

>>WAS?<< platzte es aus ihr heraus. >>Du kannst doch nicht…<<

 

>>Ich KANN und ich WERDE!<< antwortete Dorn grimmig und richtete sich auf seinen Hinterbeinen auf. 

 

„Jetzt hörst du mir mal zu!“ sprach Eragon und wirkte selbstbewusst. „Ich werde es nicht einfach hinnehmen, dass du meine Partnerin beleidigst und wie eine Trophäe behandelst. Du solltest es doch selbst sehr gut wissen, dass eine Drachendame für den Rest ihres Lebens mit dem ihr erwählten Partner zusammen bleibt.“

 

>>Nicht aber wenn ein Konkurrent um ihre Gunst kämpft! Damit wird auch jedes Balzritual für nichtig erklärt.<< sprach Dorn zurück. >>Dies ist also meine allerletzte Warnung, Schattentöter! Entweder nimmst du meine Herausforderung an, oder du trittst diese anrüchige Partnerschaft freiwillig und kampflos an mich ab!<<

 

Eragon ballte seine Fäuste und blickte seine wunderbare Drachin an. Um keinen Preis der Welt würde er sie hergeben.

 

>>Kann er das einfach so tun? Würde dadurch unser Umwerbungsflug wirklich für ungültig erklärt?<<

 

>>Ich fürchte, es stimmt.<< antwortete Saphira. >>Allerdings scheint Dorn durch Shruikan anders unterwiesen worden zu sein, als wir. Er muß in dem Glauben sein, mein Herz nur dann erobern zu können, wenn er dich in einem Zweikampf schlägt.<<

 

>>Und was ist, wenn ich nicht auf seine Herausforderung eingehe?<<

 

>>Dann ist es so, als würdest du mich ihm freiwillig ausliefern.<< erklärte Saphira. >>Wenn du seine Herausforderung allerdings annimmst, musst du zu deinem Wort stehen. Aber keine Sorge! Selbst wenn du verlieren solltest, werde ich diesen Flegel niemals lieben!<< 

 

>>Also lässt er mir keine andere Wahl.<<

 

>>In deiner Drachengestalt könntest du ihn schlagen. Denke immer nur an unsere spielerischen Kämpfe und an dem was ich dir beigebracht habe.<<

 

„Wie sind die Regeln?“ fragte Eragon und blickte zum Himmel. Es waren noch ein paar Stunden bis zum Sonnenuntergang und solange die Sonne am Himmel stand, konnte Eragon nicht mit dem Kampf loslegen. Er musste auf irgendeine Weise Zeit schinden.

 

>>Ein Zweikampf, bis ein Gegner aufgibt oder nicht mehr in der Lage ist weiterzukämpfen. Keine Magie, keine Waffen und kein Drachenfeuer.<<

 

„Das klingt nicht gerade nach einem sehr fairen Kampf.“ merkte Eragon an. „Wie bekämpfe ich einen Drachen, der viermal so groß ist wie ich?“

 

>>Vielleicht hättest du dir diese Frage stellen sollen, bevor du dich mit einer Drachendame paarst.<<

 

>>Diese Äußerung war aber nun wirklich sehr unangebracht, findest du nicht?<< sprach Saphira.

 

>>Wie auch immer! Nimmst du nun meine Herausforderung an, oder nicht?<< fragte Dorn

 

„Natürlich! Gib mir aber noch etwas Zeit um mich für den Kampf vorzubereiten.“

 

>>Von mir aus. Bereite dich ruhig auf deine Niederlage vor.<< grinste Dorn.

 

Eragon nickte und setzte sich zum meditieren hin.

 

 

 

>>Bist du bald fertig?<< fragte Dorn ungeduldig.

 

Konnte die Sonne nicht etwas schneller unter gehen? Dachte Eragon bei sich und täuschte nach fast drei Stunden immer noch unablässig eine Meditation vor. Doch zu seiner Erleichterung verschwand die Sonne nach und nach zwischen den Bergen.

 

>>Das reicht! Du hattest genug Zeit gehabt, um dich vorzubereiten!<< knurrte Dorn. >>Wir beginnen!<<

 

„Dorn, vielleicht siehst du das ganze etwas zu persönlich.“ Sprach Murtagh unerwartet. “Möglicherweise sollten die beiden doch ihre eigene Wahl treffen, wen sie lieben. Lass es gut sein.”

 

>>Du irrst dich! Diese Sache IST persönlich, Murtagh. Denn es geht um die Erhaltung unserer Art. Wenn ich Eragon besiege, wird Saphira mich als ihren Partner akzeptieren und erkennen, das ihre Beziehung zu Eragon ein Irrtum war.<<  

 

>>Hey?! Hältst du mich etwa für ein Dummchen, dass nicht in der Lage ist selber zu denken?<< schnaubte Saphira erbost. >>Also, du verbaust dir gerade sämtliche Symphatien, das du es nur weißt, mein lieber Freund!<<

 

>>Schluss mit dem Gerede! Bereit oder nicht, Eragon! Ich fange an!<<

 

Dorn brüllte in den Himmel und stürzte sich auf Eragon, der jedoch dem Angriff geschickt ausweichen konnte. Dennoch konnte er ohne Magie oder Waffen nicht viel gegen Dorn ausrichten. Dies war wohl der längste Sonnenuntergang seines Lebens.

 

Das einzige was Eragon tun konnte, war Dorns Attacken auszuweichen. Für eine Weile ging diese Sache noch gut, doch dann schaffe es der rote Drache Eragon zu Fall zu bringen und nagelte ihn mit seiner Pfote am Boden fest.  

 

>>Das war noch viel einfacher als eine Jagd!<< grinste Dorn siegessicher. >>Du hast verl…<< Doch weiter kam Dorn nicht, denn in dem Moment, als die letzten Sonnenstrahlen am Horizont verschwanden, spürte Dorn das er plötzlich angehoben wurde.

 

Der rote Drache wusste gar nicht wie ihm geschah, als er mit voller Wucht gegen einen Baum geschleudert wurde.

 

Verwirrt richtete er sich auf und war wie versteinert, als plötzlich ein großer blauschuppiger Drache Eragons Platz eingenommen hatte. 

 

>>Era... Eragon?<< fragte Dorn. >>Was hat das zu bedeuten?<<

 

>>Chancengleichheit!<< grinste Eragon ihm entgegen. >>Also, dann zeig mir mal was du drauf hast!<<

 

 

 

Seine ganze Empörung hinausbrüllend griff der rote Drache an und kollidierte hart mit Eragon. Eine riesige Staubwolke wurde aufgewirbelt, als sich die beiden Drachen in einem Knäuel aus Schuppen, Klauen und Schwänzen über dem Boden wälzten. Der Kampf um Saphira war voll entbrannt.

Beide Drachen verbissen sich miteinander und fügten sich mit den Klauen garstige Kratzer zu. Zwar nicht ausreichend um sich tödliche Wunden zu zufügen, aber genügend um ihre Standpunkte genau klar zu machen. Kämpfe um ein Drachenweibchen resultierten selten mit dem Tod des Kontrahenten, was aber nicht bedeutete, dass der Kampf darum weniger harmlos ablief. Sowie für Eragon, als auch für Dorn stand hier viel auf dem Spiel.

Auf dem ersten Blick wirkte Dorn weniger agil als Eragon, allerdings war der Rote ein wahrer Kriegsveteran und besaß sehr viel an Kampferfahrung. Als Drache war dies für Eragon der aller erste richtige Kampf. Nun würde es sich zeigen, ob sich seine Ausbildung durch Saphira letztendlich auszahlt.

>>Unterschätze niemals deinen Gegner…<< Erinnerte sich Eragon an die klugen Worte seiner Drachin, während einer ihrer Lektionen.

Eragons blauer Schwanz peitschte wild umher, während sich die beiden abmühten den jeweiligen Rivalen zu bezwingen. Dorns Kiefer schnappten nur wenige Zentimeter von Eragons Hals entfernt ins Leere, nachdem es dem blauen Drachen gelang eine hässliche Schramme in die rechte Flanke seines Gegners zu verpassen. Jedes mal, als Dorn glaubte Eragon sicher in seinem Griff zu haben, befreite sich der blaue Drache durch eine simple Rollbewegung.  
   
>>Wie du zu einem Drachen werden konntest, ist mir zwar unerklärlich.<< knurrte Dorn, als sie weiterhin um die Oberhand rangen. >>Aber trotzdem wird es dir nicht gelingen mir die Flügel zu stutzen. Ich werde diesen Kampf entscheiden!<<

>>Dann wünsche ich dir dabei gutes Gelingen!<< konterte Eragon. >>Denke jedoch nicht, das ich es dir einfach machen werde! Saphira ist meine Partnerin und du wirst uns nicht auseinander bringen!<<

In seinen Augenwinkeln erspähte Eragon einen überaus verwirrten Murtagh, der neben seiner Drachin hockte und kleinlaut das Kampfgeschehen beobachtete.

Dieser kurze Moment der Achtlosigkeit wurde allerdings augenblicklich bestraft, als Dorn unerwartet nach vorne schnellte und sich dessen Zähne in Eragons Schulter bohrten. Eragon brüllte laut auf, als er den blendenden Schmerz fühlte, der ihm fast die Sinne raubte.

Saphira keuchte entsetzt und blickte in Eragons schmerzverzehrtes Gesicht, als wolle sie ihm signalisieren den Kampf einzustellen.

>>Eragon!<< rief Saphira. >>Bitte beende es!<<

>>Ich kann nicht!<< stöhnte er. >>Wenn ich das tue, wirst du Dorns Partnerin!<<  

Eragons Gebrüll donnerte über das ganze Tal, als sich Dorns Zähne tiefer in sein Fleisch bohrten. Dieser Biss war nicht tödlich, aber extrem schmerzhaft, da Dorn genau wusste, wo er zubeißen musste um seinen Gegner in die Unterwerfung zu zwingen. Denselben Biss hatte Dorn als ungehorsamer Jungdrache sehr oft von Shruikan zu spüren bekommen.

Doch Eragon dachte gar nicht daran, den Kampf aufzugeben und stieß ein zorniges Gebrüll aus. Der blaue Drache mobilisierte seine gesamte Stärke und rammte seinen massiven Schädel mit voller Wucht gegen Dorn, so dass dieser schließlich von ihm ab ließ.

Die pochende Schulterverletzung schränkte Eragons Beweglichkeit enorm ein, doch er war viel zu sehr in Rage verfallen, um sich davon aufhalten zu lassen. Er konnte und durfte diesen Kampf nicht verlieren.

Murtagh konnte immer noch nicht ganz glauben, was vor seinen Augen ablief. Was für Zauber war hier nur am Werk? Selbst während seiner Zeit in Uru´baen, hatte Murtagh noch nicht einmal das Getuschel über derart mächtige Verwandlungszauber vernommen. Hätte Galbatorix solche Zauber gekannt, wäre der gesamte Krieg womöglich in eine vollkommen andere Richtung verlaufen.

Die Rauferei dauerte bereits eine halbe Stunde an und allmählich sah es danach aus, als würde Eragon immer mehr an Boden gewinnen und das Kampfgeschehen zu seinen Gunsten wenden. Murtagh befürchtete, dass der Kampf der beiden rasenden Drachen außer Kontrolle geraten könnte und beschloss sich bereit zu halten, um notfalls einzuschreiten.

Gebannt verfolgte Saphira dem nervenaufreibenden Kampf und war höchst beeindruckt als es ihrem Eragon gelang den roten Drachen zurück zu drängen.  

Mit einem Male verlor Dorn seinen Halt, als ihm Eragon einen weiteren Rammstoß verpasste und stürzte mit einem lauten Donnern auf dem Rücken. Bevor Dorn reagieren konnte, war sein ungeschützter Hals auch schon zwischen Eragons Kiefern eingeklemmt.

Murtagh sprang hastig auf, um seinem Drachen zur Hilfe zu eilen, doch Saphira war schneller und hielt Murtagh mit ihrer riesigen Pranke fest. Reiter oder nicht, es war Menschen nicht gestattet, sich in einen solchen Kampf einzumischen.

Eragon war am gewinnen und Saphira beobachtete mit großer Begeisterung, wie Dorn aussichtslos gegen Eragons Griff ankämpfte, doch dank der geschickten Tricks, die er von Saphira erlernt hatte, konnte sich Dorn nicht befreien.

Niedergeschlagen und über sich selbst enttäuscht gab Dorn schließlich auf.  

Nach Dorns Aufgabe, machte Saphira einen Satz und sprang Eragon an, über dem sie sofort herfiel und ihn mit ihrer Zunge attackierte.

>>Autsch! Saphira, meine Schulter...<< stöhnte Eragon.

>>Entschuldige... ich bin nur so froh, das du gewonnen hast.<< sprach sie. >>Du warst großartig!<<

>>Danke, Liebes. Aber ohne deine Lehrstunden, hätte ich das niemals geschafft.<< antwortete Eragon.

„Bist du verletzt?” sprach Murtagh und lief aufgeregt zu seinem Drachen. „Ich dachte, ihr würdet euch gegenseitig umbringen.“

>>Ich kann nicht fassen, das ich verloren habe...<< seufzte Dorn. >>Wie kann sich ein Mensch in einen Drachen verwandeln?<<

„Das würde mich auch brennend interessieren.“ Antwortete Murtagh und wandte sich an die beiden blauen Drachen. „Ich glaube, ihr seit uns eine Erklärung schuldig.“

 

 

 

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Kapitel 21

 

 

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„So… du sagtest also, dass du jetzt ein wilder Drache bist?“ Rekapitulierte Murtagh. „Und das die Götter DICH auserwählt haben, das Volk der Drachen wieder auferstehen zu lassen?!“

>>Ja.<< antwortete Eragon frustriert, nachdem er ihnen die Geschichte um seine Verwandlung nun schon drei mal hintereinander erklärt hatte.

>>Also, wenn er es jetzt immer noch nicht in seinen Schädel bekommen hat, werde ich es ihm wohl einbrennen müssen.<< teilte ihm die Drachin leise mit.

„Das muß ich erst einmal verarbeiten…“ murmelte Murtagh. „Mein Halbbruder ist ein Drache.“

>>Das ist noch nicht alles.<< sprach Eragon und blinzelte Saphira zu.

„Was denn noch?“

>>Du wirst Onkel.<< antwortete Saphira während Eragon ein mitternachtsblaues Ei aus Saphiras Satteltasche hervorholte und behutsam vor ihnen auf dem Boden platzierte, so das es jeder sehen konnte.

„Onkel…?“ murmelte Murtagh, während er das Ei bewundert anstarrte. “Ich bin sprachlos. Nun, ich wusste im Grunde schon immer, dass eure Beziehung außergewöhnlich stark war, aber das du und Saphira… das ihr beide…  Das ist wirklich ein Wunder.“

>>Ein wahres Geschenk der Götter.<< stimmte Eragon zu.

>>Mir wird so langsam einiges klar!<< brummte Dorn resigniert, der bislang geschwiegen hatte.

„Dorn?“

>>Eragon, ich habe das doch richtig verstanden: Du bist von den Göttern in einen Drachen verwandelt worden, weil kein möglicher Partner für Saphira vorhanden war?!<<

>>Im Grunde genommen schon, aber…<<

>>…und was wäre gewesen, wenn Murtagh und ich nicht ins Exil gegangen wären? Hätten sich die Götter dennoch eingemischt?<<

>>Darüber habe ich nie nachgedacht. Könnte sein, das sie es nicht getan hätten...<<

>>Ich wusste es…<< Die gesamte Enttäuschung schlug in Zorn um und Dorn fauchte nun auch seinen Reiter an. >>Dies ist alles deine Schuld! Ich hätte der Vater von Saphiras Kindern werden können, wenn das alles nicht passiert wäre. Du Feigling!<<

„Dorn, beruhige dich! Ich kann verstehen, dass du aufgebracht bist!“

>>Gar nichts verstehst du! Es drehte sich doch alles nur um dich!<<

„Komm bitte wieder auf den Boden zurück!“ sprach Murtagh ernst. „Du weißt ganz genau, dass dem nicht so ist!“  

>>Lass mich in Ruhe! Lasst mich ALLE in Ruhe!<< tobte er und flog davon.

>>Dorn!<< rief ihm Murtagh verzweifelt nach, doch der Drache hielt seinen Geist verschlossen.

„Verdammt…ich muß ihm hinterher! Diese Sache hat ihn mehr mitgenommen, als ich dachte.“

>>Dann steig auf, wir folgen ihm!<< sprach Eragon und beugte sich zu Murtagh hinunter.

Murtagh zögerte zunächst, stieg aber dann doch auf Eragons Rücken.

„Ein komisches Gefühl...”  dachte Murtagh und fand es sehr bizarr auf dem Rücken seines Halbbruders zu sitzen.

>>Bleib bitte hier, Saphira und pass auf unser Kleines auf. Wir sind bald wieder zurück.<<

>>Männergespräch, ich verstehe vollkommen.<< zwinkerte sie.

+++

Dorn hatte sich unter einer Baumgruppe zurückgezogen, ganz in der Nähe ihres behelfsmäßig errichteten Lagers bei Carvahall und war in Selbstmitleid versunken. Doch seine Grübeleien wurden durch das Geräusch von schweren Flügelschlägen unterbrochen, als Eragon zur Landung ansetzte.

„Dorn!“ rief Murtagh und hastete zu ihm, doch der Drache wendete seinen Blick ab und ignorierte ihn auch weiterhin.

„Komm schon, Dorn. Bitte sprich mit mir!“

Immer noch gab es keine Reaktion.

„Du machst es mir wirklich nicht leicht.“ seufzte er.

>>Was wollt ihr denn noch von mir? Seit ihr gekommen um mich zu verhöhnen?<< knurrte der Rote starrsinnig.

>>Niemand will dich verhöhnen. Wir möchten nur mit dir reden.<< sprach Eragon.

>>Was sollte es denn noch zu bereden geben? Murtagh und ich hatten uns nach dem Krieg feige davon gemacht und nun zahle ich den Preis dafür.<<

„Dorn… es tut mir leid.“ Sagte Murtagh. „Es stimmt! Wir sind ausgewandert, weil ich Angst hatte. Und zwar Angst davor dich zu verlieren. Wir wissen jetzt zwar, dass wir von den Varden, laut Eragon nicht verurteilt worden wären, wenn wir uns ihnen gestellt hätten. Aber konnten wir dem damals so sicher sein? Für mich war das ein zu hohes Risiko, das ich nicht gewillt war einzugehen. Es hätte ja auch ganz anders sein können und die Varden hätten dich möglicherweise vor meinen Augen hingerichtet, was noch viel schlimmer gewesen wäre als mir die Todesstrafe zu verhängen. Ich hatte dir während unserer Zeit in Uru´baen mein Ehrenwort gegeben, dass du irgendwann die Freiheit kennen lernen wirst und dieses Versprechen habe ich bis heute gehalten. Du kannst mir von daher auch nicht vorwerfen, dass wir im Osten ein schlechtes Leben geführt haben, oder siehst du das anders?“

>>Nein…<<

„Und denk auch mal an unsere Freunde dort. Hättest du sie einfach ihrem Schicksal überlassen, wenn du die Wahl gehabt hättest?“

>>Du hast recht, Murtagh… entschuldige.<< Dorn blickte beschämt zu Boden. >>Es ist nur… ich hatte mich so sehr darauf gefreut Saphira wieder zusehen, doch als sie mich dann abwies und mir mitteilte, das sie ihren Reiter als Partner gewählt hatte, war ich so außer mir. Ich dachte, ich könnte sie für mich gewinnen, wenn ich Eragon in einem Zweikampf schlage.<<

„So eine idiotische Idee. Was hattet ihr euch überhaupt nur bei diesem Duell gedacht? Ihr seit doch keine Tiere…“

>>Sind wir vielleicht Zweibeiner oder kaufen wir etwa unsere Nahrung beim Fleischer ein?<< grunzte Dorn. >>Ich hätte Eragon auch selbst dann herausgefordert, wenn er schon von vorne rein als Drache vor mir gestanden hätte. Rivalisierende Männchen kämpfen halt um die Gunst des Weibchens, doch ich habe leider alles vermasselt.<<

>>Du hast sie wirklich geliebt. Es ging dir gar nicht nur darum, das Drachenvolk wieder aufleben zu lassen.<< erkannte Eragon.

Dorn nickte nur.

>>Das tut mir sehr leid.<<

>>Muss es dir aber nicht. Ich habe meine Niederlage verdient.<< brummte Dorn traurig. >>Du hast zu keinem Zeitpunkt Schande über unser Volk gebracht, Eragon. Ich war es, der als Sklave für Galbatorix kämpfen musste.<<

„Lass die Vergangenheit ruhen, Großer. Eragon und Saphira haben uns vergeben und das sollte zählen.“

>>Die Götter müssen wirklich einen Sinn für Ironie haben. Die einzige Drachendame in Alagaesia und ihr eigener Reiter schnappt sie mir weg. Was soll’s...<<

>>Nun, das stimmt nicht so ganz. Saphira ist bald nicht mehr länger die einzige Drachendame in Alagaesia. Unser Kind wird ein Weibchen.<<

>>Weibchen?!<<

>>Ich kann dir nichts versprechen. Sie soll später für sich selbst entscheiden, wen sie mal als Partner erwählt. Ich habe selbst schon als Mensch noch nie einen Sinn in arrangierte Ehen gesehen.<<

>>Das kann ich akzeptieren.<< sprach Dorn.

„Dann blasen wir hier nicht länger Trübsal.“ lächelte Murtagh. „Eragon wird bald Vater und ich werde der Onkel eines Drachenmädchens.“

>>Kehren wir zu Saphira zurück.<< nickte Eragon. >>Was ist mit dir, Dorn?<<

>>Ich komme schon.<< murrte er als antwort und blickte Eragon an.

>>Du warst nicht schlecht, Dorn.<<

>>Was?!<<

>>Das war ein guter Kampf, den du mir geliefert hast. Was war das für ein außergewöhnlicher Schulterbiss?<<

>>Das war nichts Besonderes. Den hatte mir Shruikan vor langer Zeit beigebracht.<<

>>Könntest du ihn mir vielleicht näher erklären?<<

>>Wenn du mir sagst, wie dieser Kehlbiss funktioniert, mit dem du mich geschlagen hast?<< fragte Dorn und hatte erstmals ein Schmunzeln auf dem Gesicht.

 

 

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Kapitel 22

 

 

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Gemächlich ritt Angela durch die Wege Carvahalls. Es waren inzwischen fünf Jahre her, als sie das letzte Mal durch dieses Dorf geritten ist. Soweit sie sehen konnte, hatte sich hier nichts geändert. Seit Wochen war sie bereits auf der Suche nach Eragon und Saphira, um sie vor Galbatorix Wiederkehr zu warnen. Da Angela die Heimatverbundenheit von Eragon sehr gut kannte, war sie sich sicher ihn und seine Drachin in unmittelbarer Nähe seines Dorfes zu finden. Doch zwei Drachen in den Weiten des Buckels zu finden, stellte sich für Angela im Nachhinein schwieriger heraus als sie dachte.

„Natürlich...“ dachte sie bei sich. „Sie WOLLEN schließlich auch nicht gefunden werden.“ 

Angela und Solembum ahnten jedoch nicht, dass sie seit einer ganzen Weile aus luftiger Höhe beobachtet wurden. Urplötzlich sauste ein roter Blitz hinunter und landete mit einem lauten Donner von Angela. Das Pferd geriet in Panik und warf seine Reiterin ab, die dabei ziemlich unsanft zu Boden fiel.

„Reisende kommen nur selten an diesen Ort.“ Sprach Murtagh und stieg von Dorns Rücken ab. „Wer seid ihr und was sucht ihr hier?“

„Eine feine Art, eine alte Freundin zu begrüßen!” Antwortete Angela. „Hast du diese Manieren von deinem Vater geerbt, Murtagh?“

„…Angela?”

„Ah, wie ich sehe arbeitet dein Gedächtnis noch halbwegs.“

„Es tut uns furchtbar leid, Angela. Wir dachten, du wärst ein Eindringling.“ Sprach Murtagh verlegen. Ihm war die Sache höchst peinlich.

„Vergesst es! Eigentlich bin ich nur hier, weil ich auf der Suche nach Eragon bin, aber stattdessen finde ich euch.“

„Das ist eine etwas längere Geschichte. Dorn und ich wollten uns hier niedergelassen. Wir sind auch eher zufällig auf Eragon gestoßen.“ antwortete Murtagh. „...Und seine Überraschung war sehr gelungen.“ 

„Nun, für mich als Seherin existieren so etwas wie Zufälle nicht, es gibt nur Schicksale.“ Sprach Angela. „Also, ist das Drachenpärchen nun in der Nähe, oder nicht? Ich muß ihnen etwas sehr wichtiges Mitteilen.”

„Sie sind vor zwei Tagen nach Daret aufgebrochen.” Antwortete Murtagh. “Sie sagten, sie wollen dort einen Freund treffen.”

„Oh, nein! Dieser Narr! Ich hätte es wissen müssen!” keuchte Angela entsetzt und zornig zugleich. „Sie laufen ihm direkt in die Arme…“

„Wem laufen sie in die Arme?” fragte Murtagh verwirrt. „Ist etwas passiert?“

„Wir müssen ihnen sofort hinterher, es ist dringend!“ drängte Angela und blickte Murtagh beinahe flehend an. „Ich werde euch unterwegs alles erklären, denn diese Sache geht auch euch etwas an!“

 >>Die Sache ist ernst!<< knurrte Dorn, nachdem er der Werkatze zugehört hatte. >>Wir sollten uns beeilen!<<

„Dann lass uns aufbrechen.“ sprach Murtagh und wenig später befanden sie sich auch schon in der Luft.

„Würdest du uns nun aufklären, um was es genau geht?“ fragte Murtagh. „Du klangst, als würden Eragon und Saphira in Lebensgefahr schweben.“

„Murtagh.“ Begann Angela. „Hat Galbatorix während eurer Gefangenschaft jemals seinen Sohn erwähnt?“

„Ja… ich habe von ihm gehört. Seine Mutter war vor vielen Jahren mit ihm aus Uru´baen geflohen. Er war damals noch ein kleiner Junge. Sein Name war Hákon, wenn ich mich recht erinnere.“

„So ist es. Das was ich euch jetzt erzähle, hat mit ihm zu tun und wird für euch sehr erschütternd sein.“ Entgegnete Angela und fuhr fort. „Galbatorix ist es gelungen den Tod zu überlisten und ist wieder in die Welt der Lebenden zurückgekehrt.“

„WAS??“ keuchte Murtagh fassungslos und auch Dorn stieß ein entsetztes Knurren aus und sackte während des Fluges vor Schreck einige Meter tief ab ehe er sich wieder fing. „Das glaube ich nicht! Galbatorix ist tot! Ich habe selbst gesehen, wie mein Bruder Brisingr in Galbatorix Brust rammte. Wie können Tote wieder auferstehen?“

„Auf eine ähnliche Weise, wie auch Schatten entstehen können. Aber in Galbatorix Fall ist das etwas komplizierter verlaufen. Es ist ihm durch einen verbotenen Zauber gelungen Hákon’s Körper zu übernehmen. Das war von Anfang an sein Plan, falls er im Krieg fallen sollte.”

„Er ist also als Schatten zurückgekehrt?“

„Nicht direkt, aber er ist mindestens genauso gefährlich wie einer. Allerdings weiß ich nicht, wie groß seine Kräfte im Augenblick sind.“

 „Ich verstehe. Aber was wird sein erster Schritt sein?“

„Er wird versuchen an das Junge von Eragon und Saphira zu gelangen und sich an allen zu rächen, die ihn damals vom Thron gestoßen haben. Eragon weiß nicht das Galbatorix inzwischen von Hákon besitz ergriffen hat und ist vollkommen ahnungslos.“

>>Wir werden nicht zulassen, das sich Galbatorix Schreckensherrschaft wiederholt!<< grollte Dorn.   

 

 

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Kapitel 23

 

 

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Schritte hallten durch eine schmale Gasse Darets, als Eragon endlich die Taverne fand, die Hàkons Stiefvater gehörte. Ein Schild mit der verzierten Aufschrift ‚Harpy Cellar´ schwang quietschend über der Tür. Von innen konnte Eragon die Stimmen betrunkener Gäste vernehmen.

Eragon öffnete die Tür und trat in das gut gefüllte Gasthaus hinein. Einige Leute schauten sich neugierig zu dem Neuankömmling um, schienen allerdings nicht den Helden zu erkennen, welcher Alagaesia aus der Knechtschaft Galbatorix’ befreite und widmeten sich wieder ihren Weinkrügen. Einen Drachenreiter stellte sich der Großteil der Leute Alagaesias ohnehin eher in einer glänzenden Rüstung vor, als in einer einfachen Tunika.

Die Gaststube selbst bestand aus einem uraltem Bretterboden, dunkler Holzvertafelung sowie einer ebenso dunkel geschnitzter Anrichte neben der alten Schank. Eine Besonderheit in dieser Taverne, war ein großer hölzerner Kerzenhalter, in Form einer Harpyie. Die Figur war so gut ausgearbeitet, dass man den Eindruck gewinnen konnte, dass sie echt sei.

Der Wirt hinter dem Schanktisch war ein Mann mittleren Alters und füllte einige Krüge, als er Eragon erblickte.

„Willkommen im ‚Harpy Cellar´, Reisender.“  Begrüßte er Eragon „Was kann ich euch bringen?“

„Ich bin auf der Suche nach einem Jungen Mann, der hier arbeiten soll.” fragte Eragon. „Sein Name ist Hákon.“

„Woher kennt Ihr meinen Stiefsohn?“ fragte der Wirt etwas argwöhnisch. „Ich habe euch hier noch nie zuvor gesehen.“

„Ich bin ihm vor einiger Zeit im Buckel begegnet. Es war ein wirklicher Zufall, dass ich dort zu dem Zeitpunkt unterwegs war, sonst hätte ich ihm und seinen Begleitern vermutlich nicht helfen können. “

„Dann seid Ihr es gewesen, der drei aus den Händen der Sklavenhändler befreit hat!“ sprach der Wirt erstaunt. „Hákon hat von euch erzählt. Ihr seit der Drachenreiter!“

Eragon nickte.

„Ich bin euch wirklich dankbar für seine Rettung!“ lächelte der Wirt erfreut.

„Gern geschehen. Ist Hákon denn hier?“

„Ja, ich werde ihn gleich holen.“ Antwortete der Wirt und verschwand in einem Hinterzimmer des Gasthauses.

Wenig später, kehrte er mit Hákon zurück.

„Eragon!“ rief er. „Ich freue mich, euch wieder zu sehen! Vater, bring ihm doch unseren besten Wein.”

„Selbstverständlich! Dem Helden Alagaesias, nur das Beste!“

„Wie ist es euch nach der Befreiung ergangen, Hákon?“ fragte Eragon, nachdem der Wirt in den Weinkeller ging.

„Wir konnten ohne Schwierigkeiten nach Hause reisen. Wir wissen immer noch nicht, wie wir euch danken sollen. Wir haben leider nicht viel Gold, um euch zu entlohnen.“

„Behaltet euer Gold!“ Sprach Eragon. „Ich wollte euch fragen, ob ihr uns statt dessen ein paar Fässer Met mitgeben könntet. Saphira und i… ihr Partner werden bald Eltern und dieses Ereignis möchten wir gerne feiern.”

„Aber gewiss doch! Die Geburt eines Drachen ist natürlich ein ganz besonderer Anlass.“ Lächelte Hàkon und auch sein Stiefvater zeigte sich damit einverstanden, dem Drachenreiter ein paar Fässer Met zu überlassen.

„Das ist das mindeste, was wir für euch tun können, Drachenreiter. Mein Sohn wird sich darum kümmern.“

 „Unser Met ist der Beste in ganz Daret.“ Sagte Hákon mit einem Lächeln. „Ich bin mir sicher, Ihr werdet zufrieden sein!“

„Ich lasse mich gerne überraschen.“ antwortete Eragon. „Wir haben unser Lager außerhalb der Stadt, da wir kein großes Aufsehen erregen wollen. Es wäre von daher sehr zuvorkommend von euch, wenn ihr uns die Fässer dorthin liefern würdet.“

„Aber selbstverständlich!“ meinte Hákon.

 

 

Galbatorix betrachtete sich im Spiegel und war verblüfft. Es war, als blickte er in ein lang vermisstes Spiegelbild. Hákon war wie ein Ebenbild seiner selbst, aus längst vergangener Zeit, als er noch dem Orden der Drachenreiter angehörte und seine Jarnunvösk am Leben war.   

Der ehemalige Anführer der abtrünnigen Drachenreiter war höchst zufrieden, auch wenn der verbotene Zauber nicht ganz nach seinem Plan verlief. Hákons Bewusstsein war noch immer existent, doch dies stellte für Galbatorix keine Behinderung da. Der Knabe war einfach viel zu schwach um sich gegen diesen uralten Zauber widersetzen zu können.

Für eine Weile jedoch musste Galbatorix die Welt in dem Glauben lassen, das Hákon noch immer der aufgeschlossene und naive Wirtssohn war und nicht der wiedererwachte schwarze König. Es fiel ihm auch nicht besonders schwer sich überzeugend als Hákon auszugeben, war er doch seit jeher ein wahrer Meister der Verstellung. Er spielte seine Rolle so glaubhaft, dass selbst Hákons Ziehvater nicht ahnte, dass etwas mit seinem Sohn nicht in Ordnung ist.

Als Galbatorix schließlich erfuhr das Eragon nach Daret kam, um Hákon zu besuchen, hätte sein erster Triumph nicht größer sein können. Anstelle nach Eragon zu suchen, kam dieser von ganz alleine zu ihm. Galbatorix brauchte nur zu abwarten, wie eine Spinne, die auf ihre Beute lauert. Dies konnte sich aber dennoch als ein sehr gefährliches Unterfangen herausstellen, weswegen er sich einen sicheren Plan einfallen lassen musste, um an das begehrte Drachenei zu gelangen.

„In einer Schenke zu arbeiten, hat durchaus seine Vorteile…“ dachte er und hatte bereits eine Idee.

Für Hákon selbst, was dies der reinste Alptraum. Alles was Galbatorix mit seinem Körper tat, bekam der Junge mit, ohne imstande zu sein, die Kontrolle wieder zu erlangen. Verzweifelt versuchte er sich gegen diese dunkle Präsents zu wehren und irgendwie Eragons Aufmerksamkeit zu erregen, doch es schien aussichtslos. Wenn er doch nur wenigstens eine Möglichkeit finden könnte, den Drachenreiter zu warnen.

 

 

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