Eragon
Das Geschenk der Götter
(By Sturmblut)
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Kapitel 1-8 Kapitel 9-16 Kapitel 17-23 Kapitel 25-36
Dies ist nun meine aller erste Eragon Fanfiction. Erwähnt sei natürlich als erstes, das „Eragon – das Vermächtnis der Drachenreiter“ und die in den Büchern enthaltenden Charaktere Christopher Paolini gehören (mit Ausnahme ein paar meiner eigenen Charas, die ich nach und nach vorstellen werde).
Kapitel 9
Oromis war
schockiert, nachdem sich der unbekannte männliche Drache als sein
früherer Schüler Eragon entpuppte. Zunächst war er überhaupt nicht in
der Lage ein Wort zu sprechen und hörte Eragons Erklärungen schweigend
zu.
„Ich verstehe...“ sprach Oromis nachdem er schließlich seine Stimme
wieder fand. „Anscheinend müssen wir Elfen unsere Einstellungen der
Götter gegenüber noch einmal überdenken. Das ist in der Tat eine sehr
große Ehre und ich bin mir sicher, das nicht wenige Leute neidisch auf
dich sein werden, wenn sie davon wüssten. Ich möchte gar nicht erst
daran denken, was der Rest meines Volkes wohl davon halten würde, vor
allem das so eine Ehre auch noch einem Menschen zuteil wurde. Es war
eine weise Entscheidung, deine Drachengestalt vor ihnen zu verbergen.“
Oromis bat Eragon und Saphira in sein neues Haus. Bedingt durch Glaedr’s
Lähmung, erbaute der alte Drachenreiter ein neues Haus rund um Glaedr’s
Kopf, damit Oromis so immer bei seinem Drachen sein konnte. Trotz seiner
Behinderung verlor der alte Drache jedoch nichts von seiner Würde.
„Also Eragon, was abgesehen von deinen Neuigkeiten führt dich zu uns? Es
gibt nichts, was ich dich noch lehren könnte.“ Fragte Oromis.
>>Darum dachte ich auch eher daran, mit Glaedr zu sprechen...
vertraulich meine ich.<<
Glaedr schaute auf, als Eragon dies sagte und unterbrach die
Unterhaltung, die er mit Saphira führte.
„So! Das heißt also, du schickst mich aus meinem eigenen Heim fort?“
lachte Oromis. „Ich denke, das ich euch für ein paar Stunden alleine
lassen kann. Saphira, würdest du mich begleiten? Ich könnte mir keine
bessere Inspirationsquelle für meine Kunstwerke vorstellen.“ Die Drachin
nickte und folgte Oromis hinaus.
>>Ich glaube, ich ahne schon über was du dich mit mir unterhalten
möchtest, Eragon. Doch für den Fall das ich falsch liege, was hast du
auf dem Herzen?<< fragte Glaedr mit einem tiefen Grollen.
Eragon brachte sich in eine bequeme Position und sprach: >>Nun, ich
genieße mein neues Leben, doch ich habe noch keine wirkliche Ahnung, wie
es tatsächlich ist ein Drache zu sein. Eure Natur ist so viel anders,
als die menschliche und es gibt da noch so viele offene Fragen. Auch
wenn Saphira für mich eine großartige Lehrerin ist und ich sie über
alles liebe, würde ich mich vollkommen unbehaglich fühlen, ihr Fragen
über bestimmte Dinge zu stellen die aber für mich wichtig sind.<<
>>Nun, da du jetzt unserem Volk angehörst, werde ich dich gerne in
unsere Geheimnisse einweihen.<< antwortete Glaedr und klang leicht
belustigt. >>Womit möchtest du beginnen?<<
Eragon stellte Glaedr zunächst ein paar generelle Fragen über Drachen
und ihr Verhalten, da seine Kenntnisse doch ziemlich beschränkt waren.
Der goldene Drache beantwortete ihm diese und bald darauf wusste Eragon
alles was auch Saphira über die Geschichte der Drachen wusste. Nachdem
Glaedr ihm auch die Lebensweise der Drachen erklärte, kam für Eragon der
Moment an dem er die unangenehmeren Fragen nicht länger zurückhalten
konnte.
>>Ich habe noch eine weitere Frage, Glaedr.<< sprach Eragon zögernd.
>>Wie läuft bei Drachen die... ähm Paarung ab?<<
>>Ah, endlich! Ich habe mich schon gefragt, wann du mir diese Frage
stellen würdest. Du hast keinen Grund zur Verlegenheit, Eragon. Du
kannst besser mir solche Fragen stellen, als wie Saphira. Wir sind hier
ganz unter uns Männchen.<< Glaedr’s donnerndes Lachen ließ im ganzen
Haus die Wände wackeln. >>Beginnen wir also als erstes mit dem
wesentlichen: Die Paarungszeit der Drachen findet zwei mal im Jahr
statt. Im Frühling und im Herbst. Während dieser Zeit, wird das
Drachenweibchen brünstig und die männlichen Drachen werden außerdem dazu
angespornt, sich den Weibchen als würdige Partner zu beweisen. Zum
Beispiel durch Stärke, oder besondere Fähigkeiten. Ein männlicher Drache
muss in der Lage sein, eine zukünftige Drachen Familie ernähren und
beschützen zu können.<<
>>Ah, jetzt begreife ich einiges!<<
>>In der Paarungszeit handeln die weiblichen Drachen besonders
instinktgesteuert. Diese Instinkte treiben die Weibchen dabei an, einem
potentiellen Partner nachzustellen. Du wirst dich sicherlich noch gut
daran erinnern, wie Saphira damals hinter mir her war.<<
>>Wie könnte ich das jemals vergessen! Es war also damals mitten zur
Paarungszeit, als wir Ellesmera erreichten, richtig?!<<
>>Das ist korrekt! Sie war zu der Zeit auch sehr viel jünger und wusste
noch nicht, wie sie ihre Instinkte unter Kontrolle bringen konnte, die
ihre Sinne vernebelten. Auf jeden Fall kommen die Weibchen nach ihrer
Brunft aber wieder zu ihrer völligen Besinnung. Dies war auch der Grund
dafür, weswegen Saphira nach einem gewissen... „Zwischenfall“ zutiefst
beschämt war für das was sie getan hatte. Unglücklicherweise tendieren
die Weibchen dazu während ihrer Brunft Fehler bei der Wahl ihrer Partner
zu machen und da sich Drachen stets einen Partner fürs Leben suchen,
versuchen sie schon meist außerhalb der Paarungszeit eine Beziehung
aufzubauen.<<
>>Wie erfährt denn der männliche Drache, das er von dem Weibchen
überhaupt als Gefährte auserwählt wurde?<<
>>Dies leitet das Weibchen mit einem leichtem Biss in die Schwanzspitze
des Männchens ein.<<
Nachdem Glaedr dies sagte, grunzte Eragon überrascht. >>Mit einem Biss
in die Schwanzspitze?!<< Durchfuhr es ihm. Hatte Saphira nicht schon so
etwas getan? In der Wildnis, direkt nach seiner ersten erfolgreichen
Jagd? >>Ich kann mich erinnern, das Saphira so was bei mir schon
durchgeführt hat. Aber ich dachte, sie wäre nur verspielt gewesen.<<
>>Tatsächlich?<< grollte Glaedr belustigt. >>Nun, ich bin mir ziemlich
sicher, das es für Saphira weit mehr war als nur Spielerei. Sie
versuchte das damals bei mir nämlich auch und der einzige Weg ein
Weibchen dann noch zurück zu weisen ist es sie zu attackieren.<<
>>Das klingt aber ganz schön harsch!<< sprach Eragon.
>>Dies ist die einzige Möglichkeit, Eragon. Denn wenn ein Weibchen in
der Brunftzeit bedroht wird, übermannt der Überlebenswille, den
Fortpflanzungstrieb.<<
>>Ich denke, das macht Sinn.<< Sagte Eragon und hoffte innerlich, das es
zwischen ihm und Saphira niemals zu so etwas kommt.
>>Doch falls das Weibchen nicht zurück gewiesen wird, beginnt das
Männchen mit seiner Schnauze über dem Hals des Weibchens zu reiben, als
Zeichen der Akzeptanz. Nach dem dies stattgefunden hat, fängt das
Paarungsritual erst richtig an. Beide Drachen begeben sich daraufhin in
die Lüfte und beginnen mit dem Umwerbungsflug, welcher außerordentlich
wichtig ist!<<
>>Was genau ist denn der Umwerbungsflug?<< Unterbrach Eragon neugierig.
>>Dies hat für uns Drachen eine ähnliche Bedeutung, wie eine menschliche
Heirat.<< erklärte Glaedr. >>Beide Drachen fliegen hoch oben in der
Luft. Nach einiger Zeit umgreifen sie sich gegenseitig mit ihren Klauen
und ihre Schwänze umschlingen sich, die Flügel werden angelegt und beide
Drachen lassen sich dann so in die Tiefe fallen. Erst kurz über dem
Boden und vor dem nahezu unmöglich zu verhindernden Aufprall öffnen sie
ihre Flügel und trennen sich von einander. Dies ist der wohl
gefährlichste Teil des Paarungsrituals und muss perfekt abgestimmt sein,
denn sonst könnte der Ausgang tödlich enden.<<
Eragon musste schlucken. Wie sehr er doch die einfache und sichere
Hochzeit der Menschen bevorzugte... >>Und nach einem erfolgreichen
Umwerbungsflug paaren sich die Drachen?<<
>>Ja, aber erst nachdem sie zusammen ein Nest gebaut haben.<< antwortete
Glaedr. >>Ist das Nest fertig, findet die eigentliche Paarung statt.
Dies kann überall stattfinden, wo es das Drachenpaar bevorzugt. Entweder
am Boden, oder auch in der Luft. Das bleibt jedem Pärchen selbst
überlassen.<<
>>Danke, Glaedr. Dies hat wirklich einige Dinge für mich aufgeklärt und
ersparte mir viel Peinlichkeiten.<<
>>Ich bedanke mich bei dir!<< sprach Glaedr. >>Es ist sehr lange her
gewesen, als ich das letzte Mal mit einem Drachen ein richtiges
Männergespräch geführt habe. Saphira und Oromis sind noch nicht wieder
da. Wenn du magst, dann kann ich dir ja noch etwas aus meiner wilden
Jugendzeit erzählen...<<
>>Gerne.<< lächelte Eragon.
Dies war nun wirklich etwas ganz Neues für Eragon. Glaedr hatte noch
niemals zuvor so freizügig mit jemanden gesprochen und es überraschte
ihn sichtlich, was für ein Weiberheld der alte Drache einst gewesen ist.
>>Aber wieso hattest du damals Saphira zurück gewiesen?<< fragte Eragon.
>>Das kann ich dir sagen.<< antwortete der goldene Drache. >>Es gab da
eine silberne Drachendame, die mit einem Mal alles änderte. Ich hatte
mich unsterblich in sie verliebt und wir wollten auch eine Familie
gründen, bis....<<
>>...bis der Galbatorix alles zerstörte.<< ergänzte Eragon.
Glaedr nickte sein gewaltiges Haupt. >>So ist es! Ich war danach nie
wieder in der Lage, mit einer anderen Drachendame eine Beziehung
einzugehen.<<
Eragon konnte plötzlich spüren, das Saphira auf dem Weg zurück zum
Baumhaus war und war froh, das sie nicht inmitten des „Männergespräches“
hereinplatzte, wie es Glaedr nannte. Dennoch tat ihm der mächtige Drache
sehr leid.
>>Nun, mein Junge.<< sprach Glaedr in einem fast schon väterlichem Ton.
>>Was immer auch geschehen mag: Das Schicksal unseres gesamten Volkes
ruht auf deinen Schultern, Eragon. Vergiss das nicht!<<
Eragon verneigte sich vor dem alten Drachen, als Saphira hereintrat.
Oromis, der direkt hinter ihr war, hielt eine wunderschöne Malerei von
Saphira in den Händen.
„Ich sehe, ihr seit mit eurer Unterredung fertig.“ Eragon nickte, als er
sich das kleine Bild betrachtete, welches Oromis an die Wand aufhing.
>>Gefällt es dir, Eragon?<< fragte die Drachin.
>>Es ist wirklich sehr schön geworden!<< antwortete Eragon. >>Aber deine
wahre Schönheit, kann kein Bild einfangen.<<
>>D... danke, Kleiner!<< sagte Saphira und errötete.
„Gibt es sonst noch etwas, was du mit uns besprechen möchtest?“ fragte
Oromis.
>>Ich glaube, das wäre für den Moment alles, Oromis. Aber danke, das du
mir die Zeit gegeben hast um mit Glaedr zu sprechen.<<
Oromis lächelte und sagte: „Mir war es sehr wohl bewusst, das du einige
sehr schwierige Dinge mit Glaedr zu besprechen hattest. Ich hätte darum
auch niemals nein gesagt.<<
Oromis und Glaedr blickten beide wissend zu Saphira hinüber, die
verwirrt ihren Kopf schief legte.
Eragon verabschiedete sich bei seinen ehemaligen Lehrmeistern und machte
sich mit Saphira auf dem Weg zurück zu ihrem Baumhaus. Während des
Fluges konnte Saphira ihre Neugier nicht mehr länger im Zaun halten.
>>Also, was hattet ihr beide denn so wichtiges zu besprechen?<< Saphira
konnte Eragons Verlegenheit spüren, als er ihr antwortete.
>>Das werde ich dir sicherlich NICHT verraten!<<
>>Werde ich es jemals herausfinden?<< fragte sie amüsiert und grübelte
darüber nach, was die beiden Männchen wohl miteinander besprochen haben
könnten.
>>Möglicherweise... spätestens nach Herbstanfang.<<
Als sie hoch über den Außenbezirken Ellesmeras flogen, hatte Saphira
eine plötzliche Idee.
>>Warte einen Moment, Kleiner. Ich bin gleich wieder da!<< sprach sie
und landete vor einem etwas größeren Haus.
>>Was hast du vor? Ich dachte, wir wollten den Elfen aus dem Weg
gehen?<< fragte Eragon und konnte erkennen, das sie mit einem der Elfen
sprach. Was Saphira aber mit dem Elf zu bereden hatte, schirmte sie vor
Eragon ab.
Nach ein paar Minuten kehrte Saphira zu ihm zurück und grinste breit.
>>Jetzt können wir weiter.<<
>>Was sollte das gerade?<< fragte Eragon, als sie ihr Baumhaus
erreichten.
>>Das siehst du schon früh genug!<< kicherte sie, als Eragon ein
genervtes Schnaufen ausstieß.
>>Ach, komm schon!<< drängte Eragon.
>>Kannst du nicht einfach abwarten?<< Saphira schüttelte den Kopf. >>Ich
könnte es dir ja verraten, wenn du mir sagst, was du mit Glaedr zu
besprechen hattest.<<
Eragons Gesicht wurde plötzlich sehr heiß. >>Nun?<< fragte sie
belustigt.
Genau in diesem Augenblick klopfte es unten an die Tür.
>>Dein Glück!<< gluckste sie und sprang mit einem Satz aus dem Fenster.
„Skulblaka.“ Sprach der Elf und verneigte höflich sich vor Saphira. „Wir
haben dir geliefert, was du uns aufgetragen hast.“ Nachdem sich Saphira
bedankte, verabschiedeten sich die Elfen und verließen Eragons Baumhaus.
Eragon blickte neugierig, als er Saphira dabei half einige sonderbare
Fässer nach oben zu schaffen. >>Was ist da drin?<< fragte er, als er die
zwei letzten Fässer abstellte.
>>Das ist der Grund, weswegen ich vor diesem Haus halt gemacht habe.<<
die Drachin brach eins der Fässer auf und offenbarte ihm eine
schimmernde Flüssigkeit.
>>Das ist ja Faelnirv! Saphira, was hast du geplant?<<
>>Ich dachte, das wir heute Abend vielleicht ein wenig Spaß haben
können, das ist alles.<<
>>Nun, warum eigentlich nicht? Es ist ja nicht so, das wir so etwas
öfters machen.<< lächelte Eragon. >>Darüber hinaus ist es immer lustig,
wenn du betrunken bist.<<
>>Vier Fässer, machen mich nicht betrunken.<< schnaufte sie.
>>Nein, es genügen bereits drei.<< sprach Eragon überzeugt.
Saphira knurrte genervt: >>Willst du damit andeuten, das ich nicht in
der Lage bin, das bisschen Alkohol zu verkraften?!<<
>>Genau, Liebste.<< antwortete Eragon.
Saphira schnaufte und schwarzer Rauch erfüllte den Raum. >>Ich beweise
es dir!<< Mit den Worten nahm sie einen kräftigen Schluck aus dem Fass.
In einigen Sekunden hatte sie ein viertel des Fasses geleert und Saphira
stieß einen heftigen Rülpser aus, bei dem ihr ein paar Flammen aus dem
Maul entwichen. >>Entschuldige…<< sagte sie während Eragon lachte.
Sie tranken den ganzen Abend hindurch. Inzwischen schien der Mond hoch
über dem mitternächtlichen Himmel und beide Drachen waren Sturz
betrunken. Eragon nuschelte über unbedeutende Dinge, denen Saphira jedes
Mal zustimmte, egal was er sagte.
>>Ja, ich denke auch das die Elfen vieeel su verschpannt in einigen
Dingen sind. Dassind ganz seltsame Leute, Eragon.<< Saphira’s Stimme
lallte in Eragons Geist, als sie seine Frage beantwortete und nahm einen
weiteren Schluck aus ihrem dritten Fass.
>>Ahlso, mein sssüßer Drache. Wassfür Geheimnisse verbirgst du denn
immer noch vor mir?<<
Eragon nahm einen Schluck aus seinem Fass, bevor er ihr antwortete.
>>Gar keine, Schatzi. Ich habe dir immer alles erssählt, in unserer
gemeinsamen Zeit.<<
>>Ist dasso?<< grübelte Saphira. >>Dann sage mir doch, über wassihr
beiden Männchen geredet habt…<<
>>Oh, nicht viel.<< antwortete er bereitwillig. >>Bloß ein paar
Angelegenheiten… Männer Angelegenheiten. Du weisschon, Drachenkunde,
Verhalten, Paarung… so was halt.<<
Saphira war sehr mit sich zufrieden, sie hatte aus Eragon genau das
herausbekommen, was sie wissen wollte. >>Ach so. Was erzählte er dir
denn über die Paarung?<<
>>Bloß das Grundwissen. Ich weiß nun, wie man ein Drachen Weibchen
umwirbt. Was der Paarungsakt angeht, werden mir schon die Instinkte
sagen, wo es lang geht.<<
Saphira leerte ihr Fass und bewegte sich näher an Eragon heran. >>Ich
glaube, dassu ein guter Partner sein wirst. Echt!<<
>>Dassis lieb von dir.<< sprach Eragon. >>Aber is das nicht kohmisch?!
Ein Drachenreiter paart sich mit seinem Drachen!<< Eragon begann laut zu
lachen und auch Saphira konnte sich nicht zurückhalten. Sie lachte so
sehr, das sie umkippte und Eragon mit sich riss. Beide lachten, diesmal
über ihr eigenes Ungeschick.
>>Ich dachte, du könntest wier Fässer Fa.. Fael…Faeln…ach zum Teufel!
Ohne weiteres wegssecken und dabei haddes du nur drei.<<
>>Nun, da lag ich wohl falsch.<< antwortete Saphira und versuchte ihr
kichern zu unterdrücken.
>>Ich denke, es ist Seit schlaffen zu gehn.<< sprach Eragon, nachdem er
sein Fass leerte. Saphira stimmte mit einem Gähnen zu und ging zu ihrem
Podest. Sie schwankte leicht und stieß dabei einige Dinge um. Eragon
erging es dabei nicht besser und stolperte mit einem lauten Rums über
drei der Fässer.
Eragon zuckte zusammen und hoffte das draußen um diese Zeit niemand
unterwegs war, der sie hätte hören können. Saphira begann über ihn zu
lachen, bis sie selber stolperte und mit dem Gesicht voran auf ihr
Schlafpodest viel. Nun, war Eragon an der Reihe zu lachen.
>>Nun hör schon mitdem Lachen auf. Kommsstu nun, oder nicht?<<
>>Du klingst, als würde das eine Ehefrau zu ihrem Gatten sagen.<<
kicherte Eragon und kroch neben seine Drachin.
>>Nun, normalerweise tun Ehepaare noch andere Dinge im Bett, als
schlafen. Also würde ich uns noch nicht als ein „Ehepaar“ bezeichnen.<<
Eragon legte sich an ihre Seite, während Saphira ihren Flügel um ihn
legte.
„…Hm, ich frage mich, ob ich zu ihm gehen soll.“
„Nein, das wäre Sinnlos. Ich würde nichts erreichen…“
„Allerdings sagt man, dass die Liebe mit der Entfernung wächst.
Vielleicht werden seine Gefühle für mich in den nächsten Monaten
wiederaufleben.“
„Selbst wenn er für mich sogar noch als Drache Gefühle hätte, würde es
mir nichts ausmachen.“
„Möglicherweise gibt es aber auch ein Gegenzauber, der die Magie des
‚Götterwesens’ wieder Rückgängig macht. Gehört habe ich von so etwas
zwar noch nicht, aber ich bin mir sicher, das so ein Gegenzauber
existieren müsste!“ Mit diesen Gedanken im Kopf verließ Arya ihr Zimmer.
Kapitel 10
Benommen schlug Saphira die Augen auf und hob
ihren schmerzenden Kopf. Glücklicherweise war das Fenster verdunkelt, so
das sie von den harschen Sonnenstrahlen nicht geblendet wurde. Ihr Maul
war von dem feurigen Faelnirv furchtbar trocken und sie glaubte, einen
ganzen See ausschlürfen zu können.
>>Ich muß was trinken!<< Sie blickte um sich und stellte fest, das es
Eragon auch nicht viel besser ging als ihr.
>>Saphira… manchmal hasse ich dich.<< stöhnte er und hielt sich den
brummenden Schädel.
Die blaue Drachin streckte Eragon frech die Zunge raus und verfluchte
gleichzeitig den Erfinder des Faelnirv, auch wenn das nächtliche
Trinkgelage ihre eigene Idee war.
>>Tut mir leid, Kleiner.<< antwortete sie und rieb sich die schuppigen
Schläfen.
Eragon konnte sich nicht daran erinnern, jemals in seinem Leben so viel
Alkohol getrunken zu haben. Zweifellos hätte diese große Menge an
Faelnirv einen normalen Menschen glatt umgebracht. Er wusste noch nicht
einmal mehr, über was für Dinge sie sich in der Nacht unterhalten haben.
>>Ich habe dir übrigens Wasser besorgt.<< knurrte Eragon und zeigte
neben Saphira.
Die Drachin schaute zu ihrer Linken und fand zu ihrer Erleichterung ein
großes Fass, mit Wasser gefüllt. Die Drachin brummte erfreut und leerte
es in nur wenigen Zügen.
>>Das bedeutet dann also, das du mich doch nicht so sehr hasst?<< fragte
sie schließlich.
>>Nun, vielleicht nicht so ganz. Aber eine gewisse Antipathie dir
gegenüber habe ich schon.<< Eragon lachte und bereute es gleichzeitig,
als sein Schädel pochte. Saphira ließ sich von Eragons Lachen anstecken,
doch auch ihre Kopfschmerzen hämmerten unerbittlich. Dies war gewiss
kein besonders guter Tag, um zu fliegen und so beschlossen die beiden
auf ihrem gepolsterten Podest liegen zu bleiben, bis sich ihr Kater
verzogen hatte.
>>Eragon?<< fragte Saphira plötzlich.
>>Ja?<<
>>Wo wollen wir uns niederlassen? Ich grübele die ganze Zeit darüber
nach, aber ich kann mich einfach nicht entscheiden, welcher Ort am
günstigsten für eine zukünftige Drachenfamilie geeignet ist.<<
>>Vielleicht im Buckel? Dort gibt es viele Höhlen, die für Drachen groß
genug sind und wir wären dort auch in einer Umgebung, die uns bereits
vertraut ist, denn immerhin kenne ich die Wälder des Buckels seit meiner
Kindheit.<<
>>Ja, das ist schon eine gute Idee. Aber Du Weldenvarden bietet uns auch
sehr gute Möglichkeiten.<<
>>Wir können es aber auch den Schwalben nachmachen und unser Leben in
den Lüften verbringen. Aber letztendlich ist es doch ganz egal, wo wir
uns niederlassen. Hauptsache, wir zwei sind zusammen glücklich.<<
>>Natürlich, Kleiner.<< sprach sie und bekam mit einem Male ein ganz
schlechtes Gewissen, da sie in der letzten Nacht Eragons betrunkenen
Zustand ausgenutzt hatte, um ihre brennende Neugier zu befriedigen.
Sie lagen etwa einen halben Tag lang in ihrem Baumhaus, ehe sich Saphira
endlich rührte. Die Drachin gähnte herzhaft und fühlte sich nach ihrem
Schlaf wesentlich besser und entspannter.
>>Werden wir heute Ellesmera besuchen?<< fragte Saphira.
>>Ich denke nicht. Wir könnten dort mit aller größter Wahrscheinlichkeit
Arya begegnen und ich möchte nicht schon wieder mit ihr sinnlose
Diskussionen führen. Darum ist es momentan wohl besser, wenn wir ein
wenig Abstand von einander halten. Das Arya nicht akzeptieren kann, das
ich jetzt ein Drache bin, finde ich sehr schade. Wenn es für sie doch
auch so einfach wäre, wie für Roran und Kathrina…<<
>>Kann man es ihr denn überhaupt übel nehmen?<< sprach Saphira. >>Du
darfst nicht vergessen, dass du vor einigen Jahren genau so warst, wie
sie jetzt.<<
>>Ja. Ich denke, sie braucht einfach Zeit um sich an diese neue
Situation zu gewöhnen und sich damit abzufinden.<<
Saphira stimmte zu und Eragon ergänzte mit einem zynischem lächeln:
>>Und außerdem möchte ich nicht, das ihr beide euch zankt.<<
Saphira war etwas perplex.
>>Was soll das nun wieder heißen? Wieso sollten Arya und ich uns
zanken?<< fragte sie, obwohl sie die Antwort ganz genau wusste.
>>Ich kenne deine Reaktionen doch inzwischen sehr genau, Saphira. Dir
gefällt es doch überhaupt nicht, das sie mir diese ganzen
Liebeserklärungen macht. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich
sogar glatt sagen, das du sie als Rivalin betrachtest.<<
Saphira schnaufte sturköpfig, obwohl es natürlich stimmte. Doch das
wollte sie ihn nicht im Glauben lassen.
>>Sei nicht so naiv, Eragon. Du hattest mit ihr in der Vergangenheit
eine Menge Auseinandersetzungen in Sachen Liebe gehabt. Ich war um dich
besorgt und habe nur auf dich aufgepasst.<< Eragon glaubte ihr nicht und
Saphira wusste das auch, dennoch nickte er.
>>In Ordnung, Saphira. Ich muß mich dann wohl getäuscht haben.<<
Die Drachin beäugte ihn mit einem misstrauischem Blick, bevor sie das
Thema wechselte. >>Ich denke, es ist Zeit auf die Jagd zu gehen. Wir
hatten heute noch kein Frühstück und ich bin hungrig.<<
Eragon musste über ihren plötzlichen Themawechsel kichern, der absolut
offensichtlich war, doch er tat Saphira den Gefallen und ließ das Thema
Arya fallen.
Die Jagd verlief recht unspektakulär und irgendwie kam bei den Drachen
keine richtige Freude auf, wie sonst. Saphira verhielt sich zu Eragons
großer Verwunderung sehr schweigsam. Noch immer machte sie sich große
Vorwürfe, Eragons vertrauen missbraucht zu haben. Sie hatte ihm
Geheimnisse entlockt, welche er noch nicht bereit war mit ihr zu teilen.
Dieser plötzliche Wechsel in ihrem Verhalten entging dem jungen Drachen
nicht und er fragte sie ob etwas nicht in Ordnung sei, doch Saphira
verschloss ihren Geist vor ihm.
Eragon verstand ihr abweisendes Verhalten überhaupt nicht. Hatte er sie
irgendwie verärgert? Als sie nach der Jagd wieder ihr Baumhaus
erreichten, stellte Eragon sie erneut zur Rede.
>>Saphira, was hast du denn?<< fragte Eragon. >>Bitte sprich mit mir.<<
>>Ich… ich habe dein Vertrauen missbraucht.<<
>>In wie fern hast du denn mein Vertrauen missbraucht? Du hast doch gar
nichts gemacht.<< Saphiras Antwort verwirrte ihn.
>>Doch das habe ich. Erinnerst du dich an unsere Unterhaltung, die wir
gestern Abend geführt haben, während wir betrunken waren?<< Eragon
schüttelte den Kopf. >>Nun, ich habe dich dazu gebracht, mir Dinge zu
erzählen, die du mir nicht verraten wolltest.<<
Eragon überlegte angestrengt und er konnte sich tatsächlich wage
erinnern, das er ihr irgendetwas Wichtiges mitgeteilt hatte, doch was es
genau war, konnte er nicht sagen.
>>Tut mir leid, Saphira. Aber du musst mir da ein wenig auf die Sprünge
helfen, ich habe einen leichten Riss im Gedächtnis.<<
>>Ich habe dir dein "Männergespräch" mit Glaedr entlockt...<< Antwortete
sie und versteckte beschämt den Kopf unter ihrem Flügel. Sie erwartete
nun ein Donnerwetter von Eragon, doch zu ihrem erstaunen wurde ihr Geist
von seinem Lachen erfüllt. Saphira blickte Eragon an, der sie aber nur
anlächelte.
>>Saphira, ich finde es schon ein wenig hinterhältig von dir, mich
überlistet zu haben. Es gibt aber für mich keinen Grund auf dich böse zu
sein. Du hättest es früher oder später sowieso erfahren. Darum verzeihe
ich dir.
>>Wie kannst du nur so einen Vertrauensbruch verzeihen?<< fragte Saphira
verblüfft.
Eragon kicherte und antwortete: >>Du scheinst dich selber nicht mehr
genau an unser Gespräch zu erinnern, nicht war?<< Saphira starrte Eragon
für einen Moment an und schüttelte dann den Kopf. >>Darum muß ich dir
jetzt etwas gestehen: Ich habe dich nämlich dazu gebracht, mir zu
erzählen, was du wirklich für Arya empfindest. Du magst sie nicht
besonders, weil du sie in jedem Fall als Konkurrentin ansiehst. Außerdem
machen dich die Blicke die sie mir zuwirft eifersüchtig.<<
>>Du hast DAS aus mir herausbekommen? Ich kann mich gar nicht daran
erinnern, das wir gestern Abend überhaupt über Arya gesprochen haben.<<
Saphira legte verwirrt den Kopf schief, als Eragon plötzlich anfing laut
zu lachen.
>>Das haben wir auch nicht, denn ich habe es JETZT aus dir
herausbekommen. Betrachte es als ausgleichende Gerechtigkeit.<<
>>Du hast mich reingelegt! Du kleines falsches Miststück!<<
>>Stimmt, meine Liebe. Ich bin raffinierter, als du vielleicht glauben
magst!<< kicherte Eragon und machte sich aus dem Staub.
>>Warte nur, wenn ich dich kriege!<< knurrte Saphira und jagte ihm nach.
>>Ich hab dich lieb, mein Schatz!<<
>>Ich dich auch, Kleiner!<< dachte sie bei sich und schmunzelte, während
sie ihn durch die Lüfte jagte. >>Mehr als es dir bewusst ist.<<
Oromis stand draußen, als er sah, wie die beiden Drachen über seinem
Haus hinweg flogen.
„Junge Liebe… ich hätte nicht geglaubt so etwas noch mal unter Drachen
zu erleben.“
>>Die zwei sind für einander bestimmt, Oromis.<< erklang Glaedrs Stimme
in seinem Kopf. >>Und sie werden unser Volk wieder auferstehen lassen.
Dessen bin ich mir sicher.<<
Kapitel 11
>>Du hast Eragon sehr gut
gelehrt, Saphira.<< Sprach Glaedr. >>Leite den jungen Drachen auch
weiterhin auf seinem noch recht beschwerlichen Pfad und sei ihm eine
liebevolle Partnerin.<<
>>Das werde ich, Ebrithil.<< antwortete Saphira und verbeugte sich
ehrfürchtig vor dem goldenen Drachen.
Es war für Saphira und Eragon nun an der Zeit aufzubrechen, um sich auf
die Suche nach einem geeigneten Nistplatz zu machen. Da die längere
Reise ins Beor-Gebirge viel zuviel Zeit in Anspruch genommen hätte,
entschieden sich die beiden jungen Drachen dafür, die Zwerge besser zu
einem späteren Zeitpunkt zu besuchen. Es wäre wohl auch ganz sicherlich
nicht im Sinne von König Orik gewesen, zwei Drachen zu begegnen die sich
mitten in der Balz befanden, denn der Herbstanfang rückte langsam immer
näher und den beiden lief die Zeit allmählich davon.
>>Ihr erfüllt unsere Ahnen mit Stolz.<< meinte Glaedr. >>Denn durch euch
hat unser Volk die Möglichkeit erhalten neu anzufangen.<<
„Wandert niemals von eurem Wege ab. Seit stark und bleibt eurem Herzen
treu.“ Ergriff nun auch der alte Elf das Wort.
>>Wir werden eure Ratschläge und unsere Ausbildung niemals vergessen,
Meister.<< antwortete Eragon.
>>Bevor ihr uns aber nun verlasst, da die Paarungszeit unmittelbar bevor
steht, versprecht Oromis und mir, das ihr uns mit eurer zukünftigen
Familie besuchen werdet.<< sprach Glaedr mit einem Lächeln.
>>Das werden wir, Meister Glaedr.<< antwortete Eragon.
"Mor´ranr lífa unin Hjarta theirra, un du Evarínya onr varda. *Möget ihr
Friede im Herzen tragen und mögen die Sterne über euch wachen." sprach
Oromis zum Abschied.
Beide Drachen verabschiedeten sich vor ihren Lehrmeistern und stiegen in
die Luft.
+++
>>Nun, Eragon?<< fragte Saphira nach einer Weile. >>Hast du dich nun
entschieden wohin wir jetzt fliegen?<<
>>Folge mir einfach, meine Liebste und warte es ab!<< antwortete Eragon
fröhlich. >>Ich habe da eine Idee wo wir leben können und ich glaube,
sie wird dir gefallen.<<
Eragon spreizte seine Flügel, um über einen warmen Luftstrom zu gleiten.
Saphira tat es ihm gleich und folgte ihm.
>>Ist es denn sehr weit von hier entfernt?<< fragte die Drachin
neugierig. >>Ich bin so aufgeregt. Ich fühle mich jetzt schon, als
würden wir bereits seit Tagen unterwegs sein, dabei sind es bloß erst
ein paar Stunden.<<
>>Du klingst gerade genauso, wie ich bei unserem ersten gemeinsamen
Flug.<< lächelte er. >>Ich werde dir noch nicht verraten, wohin wir
fliegen, aber ich sage dir nur soviel, dass unser Ziel nicht so weit von
hier entfernt liegt, wie etwa das Beor-Gebirge.<<
>>Das Beor-Gebirge liegt im Süden, wir aber fliegen in westlicher
Richtung. Das würde ja dann nur eins bedeuten…<< Saphira musste nicht
lange überlegen. >>Der Buckel?<<
Eragon aber antwortete nur mit einem Augenzwinkern.
>>Wir sind beinahe da.<< sprach Eragon, als er in der Ferne die Gipfel
des Buckels erkennen konnte. Sie waren zwei Tage lang unterwegs und
machten zwischen durch nur ein paar kurze Pausen, um sich etwas
auszuruhen. Während dieser Reise viel es Eragon auf, das sich Saphiras
Spieltrieb von mal zu mal erhöhte und sie animierte ihn fast ständig zum
Spielen und Balgen, was Eragon nach einer Weile ziemlich nervte. Sie war
auch viel anhänglicher als sonst.
Als Saphira plötzlich, eine ihr sehr vertraute Landschaft erkannte,
hielt sie für einen Moment überrascht inne und stieß dabei ein
glückliches Brummen aus. Es war der Ort an dem sie damals vor 6 Jahren
für Eragon geschlüpft ist und gleichzeitig war es auch die Gegend, in
der ihr Reiter seine Kindheit verbracht hatte.
>>Das Palancar Tal!<< Sprach Saphira und versuchte ihren Enthusiasmus zu
unterdrücken, was ihr aber nicht besonders gut gelang. >>Eragon, wir
waren schon so lange nicht mehr hier!<<
>>Ich hatte gehofft, das dir meine Idee gefällt.<< antwortete Eragon.
>>Auch, wenn hier damals wirklich furchtbare Dinge geschehen sind, weckt
dieses Tal dennoch einige sehr schöne Erinnerungen, denn die Zeiten
waren nicht immer schlecht.<<
>>Dass ich hier meinen Reiter fand, ist für mich einer der schönsten
Erinnerungen.<< Bemerkte Saphira.
>>Ich weiß, wo wir uns ein Nest errichten können. Als ich noch jünger
war fand ich eine große Höhle, im Buckel. Sie liegt ganz Nahe am Tal.
Jetzt wo es keine Siedlungen mehr in unmittelbarer Nähe gibt, ist es für
uns ein sicherer Platz.<< lächelte Eragon und freute sich über Saphiras
Begeisterung. >>Doch bevor ich dir diese Höhle zeige, möchte ich aber
noch einen anderen Ort aufsuchen…<<
Eragons Flug kam zu einem Ende, als sie schließlich Carvahall
erreichten, oder eher das, was einmal Carvahall gewesen ist. Da die
Leute aus Carvahall inzwischen hauptsächlich in Surda lebten, wurde
Eragons Heimatdorf aufgegeben und nach dem Krieg nicht wiederaufgebaut.
Daher verfiel das Dorf im Laufe der Zeit, welches früher ein so
aufgeweckter Ort gewesen ist.
Eragon und Saphira landeten im Dorfzentrum, um sich dort ein wenig
umzusehen. Von den meisten Häusern waren zum Teil bloß noch die
Grundmauern übrig geblieben und manchmal musste Eragon raten um welches
Haus es sich genau handelte. Die wenigen Gebäude im Dorf die jedoch
nicht völlig zerfallen waren, erkannte Eragon sofort. Das Haus von
Horst, dem altem Schmied und die Gerberei, wo Eragon damals das Leder
gestohlen hatte, um daraus Saphiras ersten Sattel zu fertigen, waren zu
seiner Verwunderung noch relativ gut erhalten.
Eragon trat auf Sloans Metzgerei zu und erinnerte sich noch zu gut an
das Erlebnis, wie er damals um ein Haar Saphira’s Ei gegen ein paar
wenige Stücke Fleisch eingetauscht hätte. Wie heilfroh war er doch im
nach hinein, das dieser fiese Metzger den „sonderbaren Stein“ nicht
annehmen wollte, nachdem Eragon ihm erzählte das er diesen im Buckel
gefunden hatte.
Als er an Sloans Metzgerei vorbei schreitete, entdeckte er am
Ortseingang etwas, das irgendwie fehl am Platze war und nicht dort hin
gehörte, als er noch in Carvahall lebte. Es stellte sich als eine Art
Holztafel heraus, die im Boden steckte wie ein Schild. Als er darauf zu
schritt, vernahm er von dem Gegenstand einen Geruch, der ihm irgendwie
bekannt vorkam. Eine Spur von Magie ging ebenfalls, von dem Holz aus.
>>ERAGON! FANG AUF!<<
Eragon drehte sich um und sah einen blauen Feuerball auf sich zu
fliegen. Instinktiv schnappte er nach dem vollkommen harmlosen
Flammenball. Eragon hustete, als Rauch durch seinen Nüstern entwichen.
Er blickte in die Richtung, aus der das Feuer kam und bemerkte seine
Drachin, die ihn mit einem verspielten Blick ansah.
>>Saphira, benehme dich deinem Alter entsprechend.<< seufzte Eragon.
>>Aber genau das tue ich doch.<< Kicherte die Drachin und spie einen
weiteren Feuerball auf ihn, doch diesmal wehrte ihn Eragon mit seinem
Schwanz ab.
>>Wir können später weiterspielen.<< sprach Eragon. >>Sieh mal her, was
ich entdeckt habe.<<
>>Was denn?<< schnaufte Saphira und näherte sich ihm. Sie war etwas
verärgert darüber, das Eragon ihr Spiel einfach abgebrochen hatte.
>>Schau dir diese Holztafel an und sage mir, ob dir der Geruch auch
bekannt vor kommt.<< Saphira brachte ihren Kopf hinunter und roch an der
Tafel. Die Drachin keuchte plötzlich und rieb sich mit ihren Pfoten die
Schnauze.
>>Was meinst du dazu?<< Fragte Eragon und blickte sie an.
In genau diesem Moment musste Saphira niesen und hüllte Eragons Gesicht
in schwarzem Rauch ein. Dies hatte zur Folge, das Eragon etwas von ihrem
Qualm ein atmete und bemerkte, das ihr Rauch diesmal ganz anders roch,
als sonst. Der Geruch wirkte auf Eragon überaus betörend und er konnte
davon gar nicht genug bekommen.
>>Tut mit leid, Kleiner.<< sprach Saphira. >>Ich habe nicht mit der
Magie gerechnet, die von dieser Holztafel ausgeht.<<
Eragon schwankte verträumt. >>Es ist doch nichts schlimmes passiert.<<
Saphira starrte ihn an und knurrte belustigt.
>>Eragon?<<
Eragon richtete seinen Blick auf die Drachin. >>Hmm?<<
Saphira fühlte sich sehr verlegen, als sie seinen gläsernen Blick sah
und klopfte ihm leicht auf die Schnauze, bis Eragon wieder zur Besinnung
kam.
>>W... Was ist passiert?<< fragte er verwirrt.
>>Es tut mir wirklich leid Eragon. Ich wusste nicht, das ich DAS jetzt
schon vollbringen kann.<<
>>Was vollbringen?<<
>>Ich war zuvor noch nicht dazu in der Lage, aber als ich genießt habe,
muß ich meinen Geruch versehendlich ausgesendet haben.<<
>>Deinen Geruch?<<
>>Ja. Alle Drachen besitzen wie du weißt einen eigenen permanenten
Geruch, der aber unter normalen Umständen nicht besonders stark ist.
Sind Drachen aber Paarungsbereit, dann wird dieser Geruch in sehr großen
Mengen abgegeben. Mir ist dies allerdings aus Versehen passiert. Ich
hoffe, du bist mir deswegen nicht böse.<<
>>Natürlich bin ich dir nicht böse. Um ganz ehrlich zu sein... ich
finde… du riechst gut!<<
>>Wirklich?<< Saphira blickte überrascht, aber glücklich. >>Danke!
Unsere Gerüche werden nämlich gerade in der Paarungszeit noch viel
intensiver sein. Würde dir mein Geruch nicht zusagen, wäre zwischen uns
auch kaum eine Paarung möglich.<<
>>Sende ich auch so einen bestimmten Geruch aus?<<
>>Ja, natürlich. Zwar ist er noch nicht so intensiv, wie meiner gerade
eben, doch das was ich von dir bereits gerochen habe, gefiel mir sehr.<<
antwortete sie verschlagen.
Eragon prüfte fast unmerklich die Luft um Saphiras Geruch wieder
aufzuschnappen, doch alles was er nun roch, war der bekannte Geruch, der
von dieser sonderbaren Holztafel aus ging. >>Saphira, sagt dir dieser
Geruch nichts? Mir kommt er so bekannt vor.<< fragte Eragon und wand
sich wieder dem eigentlichem Thema zu.
>>Doch, du hast recht, aber ich wüsste jetzt auch nicht von woher ich
diesen Geruch kenne. Aber die Magie, die hier wirkt, ist ein Tarnzauber.
Dieses „Schild“ enthält offenbar ein Geheimnis.<<
Beide beschnüffelten die Tafel und dabei strich Eragons Kopf leicht über
Saphiras. Die Drachin zuckte überrascht zusammen und stieß die Holztafel
versehendlich mit ihrer Schnauze an. Vollkommen unerwartet blitzte
plötzlich etwas auf und Worte erschienen auf dem Holz wie von
Geisterhand geschrieben.
‚In Gedenken an das Dorf Carvahall, dem Geburtsort von Eragon
Schattentöter und Schlüpfstätte von Saphira Schimmerschuppe.’ Eragon
stieß ein überraschtes Knurren aus, denn unterhalb der Inschrift stand:
‚Entschuldige den Kummer, Eragon.’
>>Das verstehe ich nicht.<< murmelte Eragon. >>Wer könnte das gewesen
sein? Roran erzählte mir, das keiner der Dorfbewohner wieder hier her
zurückgekehrt ist. Noch nicht einmal er selbst…<<
>>Nun, diese Botschaft war offensichtlich für dich bestimmt, Kleiner.
Wer immer das auch geschrieben haben mag, scheint uns ziemlich gut zu
kennen.<<
>>Könnte das etwa…<<
Saphira gähnte und zeigte Eragon ihre scharfen Zähne. >>Bist du müde?<<
Saphira schüttelte den Kopf, doch dann gähnte die Drachin erneut und
steckte nun auch Eragon damit an. >>Na schön. Vielleicht ein bisschen
Müde. Wir haben immerhin einen recht anstrengenden Flug hinter uns.<<
antwortete sie schließlich. >>Wo war noch gleich die Höhle, die du mir
zeigen wolltest?<<
>>Oh, ja! Folge mir!<<
Saphira folgte Eragon, allerdings war die Drachin diesmal zu müde und
verzichtete, zu Eragons Erleichterung auf ihre Spielereien.
Die Höhle im Buckel war groß und geräumig. Für eine Drachenfamilie
geradezu perfekt, bemerkte Saphira, als sie die Höhle betraten.
>>Gefällt dir unser neues Zuhause?<< fragte Eragon.
>>Es ist wirklich schön hier. Diese Höhle war eine gute Wahl.<<
antwortet sie und leckte ihm über die Wange.
Eragon drehte seinen Kopf von ihr weg und legte sich nieder.
>>Wieso zeigst du mir nie die Zuneigung, die ich dir zukommen lasse?<<
knurrte sie.
Eragon legte ihr daraufhin einen Flügel über ihren Rücken und liebkoste
anschließend ihren langen Hals.
>>Das ist schon viel besser!<< sprach sie mit einem zufriedenen
Schnurren.
Kapitel 12
Die
Tage begannen allmählich kürzer zu werden und das Klima in den
Bergen kühlte sehr viel schneller ab, als wie es in den weiten
Ebenen der Fall war, die den Großteil des Königreiches ausmachten.
In der Höhle jedoch war es angenehm warm und durch die Körperwärme
der beiden Drachen, die dort nun lebten, bildete sich an den Wänden
Kondenswasser.
Eragon und Saphira nahmen die Kälte, die draußen herrschte kaum wahr
und schliefen dicht aneinandergeschmiegt. Als Eragon schließlich
erwachte, beschloss er für sich und Saphira Frühstück zu besorgen.
Er knurrte sanft, als er sah, wie sich seine schlafende Schönheit
fast katzengleich zusammenrollte, nachdem er aufgestanden war.
Saphira vermisste offensichtlich die Wärme ihres Gefährten, welcher
gerade noch neben ihr lag. Eragon lächelte und ging schließlich
hinaus.
Die Morgenluft war kalt und die Anzeichen, das der Sommer dem Herbst
wich, wurden immer deutlicher. Bald würden Eragon und Saphira mit
ihrem Balzritual beginnen. Der junge Drache war schon ziemlich
aufgeregt und konnte es immer noch kaum fassen, wie gewaltig sich
sein Leben inzwischen verändert hatte. Vor seiner Verwandlung zum
Drachen hätte er noch nicht einmal in seinen kühnsten Träumen damit
gerechnet eines Tages Saphiras Lebenspartner zu werden und mit ihr
eine Familie zu gründen, doch Eragon liebte sie vom ganzen Herzen
und hatte sich fest dazu entschlossen mit ihr den Umwebungsflug
durchzuführen.
Eragon hob sich in die Luft und es dauerte nicht sehr lange, bis er
eine kleine Herde Hirsche entdeckte. Sie bewegten sich recht langsam
und stellten eine willkommene Beute für einen jungen Drachen dar,
der seiner Partnerin eine Freude bereiten wollte.
Gerade als er kurz davor war sich auf die Hirschherde
hinabzustürzen, wurde er plötzlich von Saphiras Emotionen übermannt.
>>Nur um dich schon einmal darauf vorzubereiten: Ich bin auf der
Jagd, Kleiner und meine Beute bist du! Hirsche zu jagen ist nicht
besonders aufregend, wenn man stattdessen einen anderen Drachen
jagen kann!<< Und mit diesen Worten verschloss sie ihren Geist vor
ihm.
Eragon brach seinen Anflug auf die Hirschherde sofort ab und achtete
aufmerksam auf jede Bewegung, die ihm verdächtig vorkam. Saphira
konnte praktisch von überall her auf ihn zu kommen und er war sich
sicher, dass sie sich ihm nicht so ohne weiteres zeigen würde. Sein
Geruchsinn war nun das Einzigste, auf was er sich in diesem Moment
verlassen konnte, da ihre Gerüche inzwischen etwas intensiver
geworden waren. Aber genau dies brachte ihn auch gleichzeitig in
eine sehr unvorteilhafte Situation, da sie IHN schließlich ebenfalls
wittern konnte und vermutlich schon längst wusste, wo er sich
befand.
Als er zwischen zwei Bergen hindurch flog, die eine etwa zwei
Kilometer breite Schlucht bildeten, vernahm er plötzlich ihren
Geruch und erkannte, dass er in einen Hinterhalt geflogen war.
Blitzschnell wich er nach links aus und brüllte, als Saphira aus
einer Wolkendecke hinab schoss und ihn nur um Haaresbreite
verfehlte.
Eragon beschleunigte seinen Flug und schoss raus aus der Schlucht,
in den weiten Himmel. Dabei vollzog er einige beachtliche
Flugmanöver, doch da Saphira ihm diese Manöver selbst beigebracht
hatte, wusste sie natürlich ganz genau was sie ihnen
entgegenzusetzen hatte.
Sie machte tatsächlich Jagd auf ihn und Eragon konnte die
Begeisterung fühlen, die wieder in ihr aufkeimte. Es war dieselbe
Begeisterung, die er empfand, als er kurz davor war, sich die
Hirsche zu schnappen. Was für Eragon bedeutete, dass Saphira davon
überzeugt war, ihn ebenfalls zu erwischen.
Eragon drehte sich nach rechts und ging in einen halben Looping
über, doch genau in diesem Moment flog Saphira einen Bogen und fing
ihn mitten im Flug ab, indem sie Eragon mit ihren Klauen zu fassen
bekam.
Eragon brüllte, als er verzweifelt versuchte die Drachin von sich
abzuschütteln. Es gelang ihm jedoch nicht. Saphira hielt den jungen
Drachen sicher in ihrem eisenharten Griff und klemmte seine Flügel
so ein, dass er ihr nun hilflos ausgeliefert war.
>>Das hat Spaß gemacht. Das nächste Mal darfst du mich jagen.<<
sagte sie und setzte Eragon an einer Lichtung ab. Dabei war Eragon
verblüfft, das sie trotz seines hohen Gewichtes in der Lage war ihn
scheinbar mühelos zu tragen.
>>Guten Morgen, Kleiner.<< sprach Saphira mit einem zufriedenen
Knurren und rieb ihre Schnauze an seiner.
>>Ich war eigentlich dabei für uns ein Frühstück zu fangen.<<
antwortete Eragon und klang etwas enttäuscht.
>>Oh, das wäre sehr lieb von dir gewesen. Tut mir leid, dass ich
deine Jagd unterbrochen habe. Ich wünschte ich wäre doch in der
Höhle liegen geblieben. Aber lass uns doch dafür gemeinsam jagen.<<
Beide Drachen stiegen in die Lüfte und erlegten bald darauf zwei
Hirsche, die sie zu ihrer Höhle schafften. Nachdem sie das
Hirschfleisch vertilgten begannen sich die beiden Drachen zu putzen.
Dieses mal jedoch beschwerte sich Eragon nicht darüber, das sie ihm
wieder die Flügel putzen wollte. Sie liebte einfach seine riesigen
Schwingen.
Nach ihrem morgendlichen Putzen beschlossen die beiden Drachen ein
wenig über dem Buckel zu kreisen, um die Umgebung zu erkunden.
Natürlich gab es für Drachen nur wenige Möglichkeiten sich zu
beschäftigen, wobei Saphiras Lieblingsbeschäftigung eindeutig das
spielerische Kämpfen war.
Als sie eine Zeit lang flogen, wurden ihnen die Berge irgendwann zu
langweilig und so drehten sie in westliche Richtung ab, bis sie den
äußersten Rand des Buckels erreichten. Nach einer Weile entdeckte
Saphira plötzlich etwas auf einer Lichtung, das sie irgendwo schon
einmal gesehen hatte.
Saphira flog augenblicklich diese Lichtung an und landete.
>>Was ist los, Saphira?<< fragte Eragon.
>>Ich habe da etwas entdeckt.<< antwortete Saphira und wies auf eine
große Eiche. >>Sagt dir dieser Baum nichts?<<
Eragon schaute sich den Baum genauer an und stieß plötzlich ein
überraschtes Knurren aus, als er diesen Baum ebenfalls erkannte. Es
war dieselbe Eiche, die ihm Kuthian in seiner Traumsicht gezeigt
hatte, denn im Stamm befand sich ein eingeschnitztes Herz mit den
Namen Brom und Saphira.
>>Du hast wirklich hervorragende Augen.<< sagte Eragon und blickte
auf die Gravierung, die sein Vater dort vor vielen Jahren
hinterlassen hatte.
>>Ich habe da eine Idee!<< Sprach Eragon und mit den Worten
>>Rakuunà Sove<< verwandelte er sich in sein altes menschliches Ich
zurück.
>>Was hast du vor, Kleiner?<< fragte die Drachin verwundert.
>>Warte es ab!<< antwortete Eragon und holte ein Messer aus Saphiras
Satteltasche.
Eragon näherte sich der Eiche und schnitzte etwas in den Stamm
hinein, direkt über Broms Gravierung.
>>Das war's!<< sprach Eragon stolz und zeigte Saphira sein Werk.
Die Drachin schaute über seine Schulter und blickte auf ein Herz mit
Drachenflügeln. Im inneren des Herzens standen ihre beiden Namen und
ein Satz in der alten Sprache, der lautete: „Das erste Drachenpaar
des neuen Alagaesias.“
>>Das ist wirklich schön geworden.<< antwortete Saphira. >>Ich
möchte aber auch meinen Teil dazu beitragen.<<
Sie brachte ihren Kopf nahe an Eragons Schnitzarbeit und hauchte es
vorsichtig an. Dabei wurde die Gravur von einem transparent blauen
Kristall umschlossen. Nachdem sie ihre Arbeit inspizierte legte
Saphira ihren Kopf schief und schnaufte zufrieden,.
>>Jetzt ist es perfekt!<<
Eragon betrachtete Saphiras Verrichtung und berührte mit seiner Hand
die kristallene Oberfläche.
>>Du bist so eine Angeberin!<<
>>Du weißt, das wir eigentlich gar nicht hier sein dürften!<< sprach
eine raue Stimme. >>Wenn uns jemand entdeckt, weiß es bald das ganze
Königreich und Nasuada wird uns möglicher Weise ihre Soldaten auf
den Hals schicken.<<
Die angesprochene Person blickte auf und schüttelte sein Haupt.
>>Tut mir leid, aber ich hätte es im Osten nicht länger ausgehalten.
Dieser Ort wäre für uns irgendwann der Tod gewesen. Aber wenigstens
muß Eragon erfahren, was wir dort entdeckt haben.<<
>>Ich glaube, du hast recht. Das sind wir ihm zumindest schuldig und
wir können uns auch nicht auf ewig versteckt halten.<<
>>Ich weiß, Dorn.<< antwortete Murtagh. >>Und ich möchte mich auch
noch einmal direkt bei Eragon entschuldigen.<<
>>Ob er deine Botschaft überhaupt entdeckt hat?<< fragte der rote
Drache und legte seinen Kopf zwischen die Pfoten. Durch die hellen
Flammen des Lagerfeuers konnte man nun erkennen, dass am Hals des
Roten eine riesige Narbe klaffte.
>>Doch, da bin ich mir ziemlich sicher. Es sei denn, dass er nach
unser Verschwinden seiner alten Heimat nie einen Besuch abgestattet
hat.<< antworte Murtagh und legte seine Hand auf die schuppige Braue
seines Drachens.
>>Ob sich Saphira freuen wird, mich wieder zusehen?<< fragte Dorn.
>>Nun, es wird ihr zumindest einen kleinen Schock versetzen, wenn
sie feststellt, das du gar nicht tot bist.<<
Kapitel 13
>>Komm schon, du Faulpelz!<< sprach die blaue
Drachin und stieß Eragon sanft an, der es sich unter dem Schatten eines
Baumes gemütlich gemacht hatte und schlief.
>>Ich möchte aber noch etwas liegen bleiben…<< murmelte Eragon.
>>Etwa den ganzen Tag? Dies ist womöglich der letzte Herbsttag, an dem
es so mild ist wie heute.<< sagte sie und streckte ihre Flügel aus.
>>Und ich verschwende ihn auf gar keinen Fall!<<
>>Wo willst du hin?<< fragte Eragon.
>>Zum Fluss hinunter. Ich möchte schwimmen gehen.<< antwortete sie.
>>Kommst du nun mit, oder du wartest du darauf bis Moos auf deinen
Schuppen gewachsen ist? Vielleicht fangen wir uns ja auf dem Weg etwas
Leckeres.<<
>>Hast du dabei etwas bestimmtes im Sinn?<< grinste Eragon und richtete
sich auf.
>>Fisch!<<
+++
Der Fluss war nicht besonders weit von ihrer Höhle entfernt und Eragon
stürzte sich mit dem Kopf vor ran in die kühlen Fluten. Saphira folgte
ihm dicht gefolgt und tauchte gemeinsam mit ihrem Partner ab.
>>So fühlt sich die Freiheit an, Liebster!<< sprach Saphira begeistert,
als sie nach einer Weile wieder auftauchten und im Wasser planschten.
>>Und dies ist vor allem dir zu verdanken.<<
>>Unsinn, Saphira. Wo wäre ich denn heute bloß ohne dich?<< Lachte
Eragon und fegte ihr mit dem Schwanz eine geballte Ladung Wasser ins
Gesicht.
Saphira kicherte und Eragon schaute zu, wie seine Drachin wieder
abtauchte. Sie öffnete ihr Maul und schnappte nach einem recht großen
Barsch. Eragon machte es ihr nach und beteiligte sich an dem Fischfang.
Mit geöffnetem Maul schwamm der junge Drache durch eine Fischschule und
erwischte dabei fast ein halbes Dutzend hilfloser Fische.
Beide durchbrachen schließlich die Wasseroberfläche und schwammen an
Land um gegenseitig ihren Fang zu präsentierten. Eragon knurrte stolz,
denn er hatte wesentlich mehr Fische gefangen als Saphira, die einzig
allein ihren Barsch erwischte. Endlich mal ging er bei ihren gemeinsamen
Spielereien als Sieger hervor.
>>Dieser Barsch reicht bestimmt nicht aus, um deinen Magen zu füllen,
was? Du kannst gerne etwas von mir ab bekommen.<< sprach er.
>>Lass gut sein. Ich möchte dir nicht deine Beute wegnehmen, Kleiner.
Wenn ich noch etwas haben möchte, dann fange ich es mir.<<
>>Nimm ruhig, Liebes. Es ist in Ordnung. Ich nehme den Rest, der übrig
bleibt.<<
>>Danke, Eragon. Ich hab dich lieb.<< Saphiras Augen strahlten, bei
Eragons Worten. Langsam ging sie zu ihm hinüber und strich ihm über den
Hals.
>>Ich dich auch.<< Er schaute zu ihr hinunter und blickte in ihr
lächelndes Gesicht. Für einen Moment verharrten sie in dieser Position
bis sich Saphira wie in Trance seinem Schwanzende näherte. Den Fisch
hatte sie schon längst vergessen.
>>Saphira?<< Fragte Eragon und knurrte überrascht auf, als er einen
leichten Schmerz in seiner Schwanzspitze spürte. Er drehte sich um und
sah, dass Saphira ihn gebissen hatte. Für einige Minuten hielt sie
seinen Schwanz fest in ihrem Maul und zwickte ihn leicht.
Nun war es soweit. Saphira wählte Eragon mit dieser Geste als ihren
Lebenspartner aus. Alles Weitere lag nun an ihm, doch dank Glaedrs
Ratschlägen über das Paarungsverhalten von Drachen wusste Eragon was er
als nächstes zu tun hatte und begann mit seiner Schnauze liebevoll über
ihren Hals zu streichen. Somit akzeptierte er Saphira nun „offiziell“
als seine Partnerin.
Saphira ließ seinen Schwanz los und rieb sich wie eine Katze an seinen
Körper. Ihre Gerüche nahmen inzwischen so gewaltig zu, dass sie nur noch
in der Lage waren, den jeweiligen Partner zu riechen. Als nächstes
begannen ihre Schuppen in einem viel helleren Glanz zu schimmern, was
der jeweilige Partner als besonders attraktiv empfand.
Die beiden Drachen brachten sich nun so in Position, dass sie sich genau
gegenüberstanden und richteten sich auf ihren Hinterbeinen auf. Danach
ergriffen sie die Vorderklauen des Partners und begannen ihre Flügel in
vollkommener Harmonie zu schlagen, bis sie schließlich vom Boden
abhebten.
Sie stiegen nahezu ununterbrochen in den Himmel und waren am Ende so
hoch, dass die Luft zum atmen langsam geringer wurde und die Berge des
Buckels wie weiße Maulwurfshügel aussehen ließ. Dies markierte praktisch
den Beginn ihres Umwerbungsfluges. Von diesem Zeitpunkt an, gab es für
die beiden Drachen kein Zurück mehr.
>>Es ist soweit, Eragon. Ich habe von diesem großem Tag Zeit meines
Lebens geträumt.<< Sprach Saphira. >>Bist du nun bereit mit mir den
Umwerbungsflug durchzuführen?<<
>>I… ich weiß nicht. Können wir nicht einfach vor einen Traualtar treten
und heiraten wie es die Menschen tun?<< antwortete Eragon nervös und
zögerte. >>Was ist, wenn wir während des Falls den richtigen Zeitpunkt
verpatzen? Das könnte unser Ende sein!<<
Saphira lächelte sanft und schmiegte sich eng an ihn. >>Mach dir keine
Sorgen. Ich bin auch nervös, aber ich lege mein Leben vollkommen in
deinen Klauen. Habe nur Vertrauen, mein Liebster. Wir haben bisher doch
alles zusammen durch gestanden und selbst wenn wir den Umwerbungsflug
nicht überleben sollten, so wird uns noch nicht ein mal der Tod
auseinander reißen können.<<
Dies war nun der wichtigste Moment in ihrem Leben und Eragon war bereit
diesen Schritt mit Saphira zu gehen.
>>Ich bin bereit!<< Sprach er und mit diesen Worten ließen sie sich
fallen und stürzten mit angelegten Flügeln kopfüber in die Tiefe. Dabei
nahm ihre Geschwindigkeit geradezu bedrohliche Ausmaße an. Die
Fliehkräfte, die dabei entstanden pressten ihre Körper dicht aneinander.
Ihr beider Leben stand auf Messers Schneide, doch Saphira vertraute
Eragon mit jeder Phase ihrer Existenz. Die Drachin spürte die Wärme, die
zwischen ihren Körpern entstand, als sie sich noch näher an Eragon heran
zog.
Der Geist des jungen Drachen raste und alles um ihn herum schien wie in
Zeitlupe abzulaufen. Alles was in diesem Augenblick für Eragon zählte,
war seine wunderschöne blaue Drachin, die nahezu hilflos in seinen Armen
hing.
Es gab noch so vieles, was Saphira ihm sagen wollte, doch ihre Gedanken
waren in dieser Situation nicht in der Lage Worte zu formulieren. Noch
nie zuvor in ihrem Leben, hatten sich die beiden Drachen jemals so
lebendig gefühlt.
Eragon und Saphira verloren sich in völliger Ekstase, als sie ihren
Geist miteinander verschmolzen. Sie waren nun wahrhaftig eins und das
mehr als jemals zuvor. Zu keiner Zeit wollten sie sich voneinander
trennen und ihre gegenseitigen Emotionen flossen durch sie hindurch wie
ein Strom, der ihr Bewusstsein geradezu überwältigte.
>>Ich liebe dich!<< sprachen beide zur selben Zeit.
Der Erdboden begann immer schneller auf sie zu zukommen und es würde für
beide Drachen ein immenser Kraftaufwand erforderlich sein, um sich im
rechten Augenblick von einander zu trennen.
Als sie nur noch fast 400 Meter vom Boden entfernt waren, mühten sie
sich nach allen Kräften ab, um sich schnellstens voneinander lösen zu
können. Sie traten so lange mit ihren Vorder- und Hinterläufen, bis es
zwischen ihnen eine geringe Kluft schaffte.
Fallwind strömte so durch diesen Abstand und trieb sie noch weiter
auseinander. Anschließend rissen sie sich mit einem letzten und alles
entscheidenden Stoß aus ihrem freien Fall und öffneten die Flügel.
Als sie sich von einander absetzten, schrammten Eragons Klauen über
einige Baumwipfel, während Saphira mit ihrem Schwanz einige Felsen
streifte.
Die Beiden waren so nah dran zu scheitern, dass sie ernsthafte
Verletzungen davon getragen hätten, wenn sie auch nur noch eine halbe
Sekunde lang gezögert hätten.
Saphira und Eragon machten kehrt und trafen sich im Flug. Es wurden
zwischen ihnen keinerlei Worte gewechselt. Es wäre ihnen auch ohnehin
unmöglich gewesen ihre intensiven Gefühle in Worte auszudrücken, die sie
in diesem Augenblick für einander empfanden. Daher ließen sie lediglich
ihre Emotionen sprechen.
Sie verspürten jetzt nur noch das Bedürfnis zu ihrer Höhle
heimzufliegen, um ihr Nest zu errichten. Die unter ihnen umherziehende
Hirschherde ignorierten sie dabei vollkommen. Stattdessen wurden Blätter
und Gehölz zu ihrer Höhle geschafft.
Nach stundenlanger Arbeit und andauernden Ausbesserungen, überzeugten
sie sich genaustens davon, dass ihr erstes gemeinsames Nest auch
wirklich perfekt war. Als sie schließlich nichts weiteres mehr zu
beanstanden hatten, trat Saphira plötzlich zum Höhlenausgang und stieß
dabei ein kehliges Grollen aus. Während sie langsam an ihm vorbeischritt,
wurde Eragon von einer Welle ihres begehrenswerten Geruches geradezu
bombardiert.
Eragon folgte Saphira nach draußen und blickten in den abendlichen
Himmel. Der Sonnenuntergang badete den Himmel in einen rötlichen Ton und
ließ die Umgebung blasser erscheinen, als sie tatsächlich war. Mit
Ausnahme der beiden Drachen, deren Schuppen nach wie vor in einem
großartigen blau schimmerten.
Saphira drehte ihren Kopf und sah Eragon mit einem schon beinahe
lüsternen Blick an. Darauf knurrte sie und hob ab, dicht begleitet von
ihrem Partner, der sich seinen Instinkten vollkommen hingab.
Kapitel 14
Eine gesamte Woche lang, waren Eragon und Saphira ihren Instinkten
ausgeliefert. Sie hatten sich in dieser Zeit häufig gepaart, bis ihr
Trieb allmählich nachließ und die beiden plötzlich realisierten,
dass sie wieder klar denken und sich auf Dinge konzentrieren
konnten, die mal nicht mit dem Partner zu tun hatten.
Noch immer versunken in ihren Emotionen, lagen beide Drachen eng
aneinander geschmiegt in ihrem Nest. Eragon erwachte als erstes und
war verblüfft darüber, wie erschöpft er sich fühlte. Ihm tat jeder
Knochen einzeln weh und hatte große Mühe seine Flügel zu heben.
Saphira war ebenfalls erschöpft, allerdings fühlte sie sich bei
weitem nicht so ausgelaugt, wie ihr Partner.
Der junge Drache drehte seinen Kopf und blickte direkt in die
hübschen Augen seiner Drachin, die durch Eragons plötzliche
Bewegungen geweckt wurde. Eragon grummelte glücklich, als Saphira
ihm über die Wange leckte. Obwohl sie von ihren Instinkten
beherrscht wurden, konnten sie sich an alles erinnern, was in den
vergangenen Tagen zwischen ihnen geschehen ist. Jedes Gefühl und
jede Emotion, die sie beide in dieser Zeit empfunden hatten waren
für immer in ihr Gedächtnis gemeißelt.
>>Du warst phantastisch.<< sprach Saphira verträumt. Unter normalen
Umständen hätten Saphiras Bemerkungen Eragon peinlich berührt, doch
nach all den Dingen die sie während ihrer Paarung getan hatten, gab
es für Eragon nicht mehr länger einen Grund über irgendetwas
verlegen zu sein.
>>Nicht halb so phantastisch, wie du.<< antwortete er.
Saphira schnaufte und blies ihm schwarzen Rauch ins Gesicht. Sie
lagen für eine Weile in aller Stille und ließen ihre Gedanken über
die letzten Ereignisse wandern.
Eragon dachte zurück an die Zeit, als er noch ein Mensch war und
fand nun immer mehr Anzeichen für Saphiras heimlicher Liebe. Jedoch
wusste er natürlich, dass sie es ihm damals niemals hätte sagen
können. Ungeachtet dessen gab es in all ihrem Handeln trotzdem immer
wieder leichte Anzeichen darauf, dass sie mehr für Eragon empfand,
als die gewöhnliche Beziehung zwischen Reiter und Drache.
Als die morgendlichen Sonnenstrahlen die Höhle erhellten, dachte
Eragon an ein ganz besonderes Ereignis zurück, das sich in der
Vergangenheit zwischen den beiden zugetragen hatte.
>>Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Tag, Eragon. Manchmal
wünschte ich, das er nie geendet hätte.<< sprach plötzlich Saphira
in seinen Gedanken.
Eragon stoppte seine Gedankengänge, als Saphira ihn ansprach. Es
waren die Betrachtungen an die Zeit, nach Katrinas Rettung und
Sloans Bestrafung, als Eragon zu den Varden zurückkehrte.
>>Ich hatte geglaubt, du würdest mich umbringen wollen, weil ich
dich damals wegschickte.<<
>>Ich war auch kurz davor!<< knurrte Saphira. >>Diese Tage ohne
dich, waren für mich die schlimmsten meines Lebens. Als du endlich
zurückkehrtest und ich deinen Geist wieder spüren konnte, wollte
dich niemals wieder alleine gehen lassen. Aber dann schickte dich
Nasuada alleine nach Tronjheim los und wärest dort fast einem
Mordanschlag zum Opfer gefallen...<<
>>Saphira... es ist doch alles gut gegangen. Aber…. ich hatte dich
auch schmerzlich vermisst.<< seufzte er. >>Aber nun werden wir den
Rest unseres Lebens zusammen sein. Der Umwerbungsflug bedeutete erst
der Anfang unseres gemeinsamen Lebens.<<
Saphira rieb zärtlich ihre Schnauze an Eragons und löste bei ihm ein
instinktives Knurren aus.
>>Glaubst du, das wir… erfolgreich waren?<< fragte Eragon plötzlich.
>>Das kann ich erst in ein paar Tagen genauer sagen, aber die
Chancen stehen gut, das wir schon sehr bald Eltern werden.<< brummte
Saphira.
>>Saphira… ich weiß nicht ob ich damit zurrecht komme so etwas alles
sechs Monate zu tun. Ich bin erschöpft, wie nie zuvor.<<
>>Erzähl mich nicht, das es dir nicht gefallen hatte.<< kicherte
Saphira. >>Das würde ich dir nämlich nicht glauben.<<
>>Nun, da hast du wohl recht…<< grinste Eragon.
>>Wir haben bis zum Frühling ja noch genügend Zeit, was aber nicht
bedeutet, das ich nicht probiere dich zwischendurch zu verführen.<<
Neckte Saphira. >>Jetzt wo wir Lebenspartner sind, können wir uns
paaren, wann immer wir wollen. Die einzige Zeit, wo wir uns aber
unmöglich davor los sagen können, ist der Frühling und der Herbst.<<
>>Welche Farbe werden wohl unsere Eier haben und wie werden unsere
Jungen aussehen?<< fragte Eragon aufgeregt.
>>Für gewöhnlich tragen Drachenkinder die selbe Schuppenfarbe, wie
die ihrer Eltern.<< erklärte Saphira. >>Da unsere Schuppenfarbe blau
ist, können unsere Kinder auch nur blaue Farbtöne haben, die aber
dennoch etwas variieren können.<<
Die beiden Drachen verfielen erneut in tiefes Schweigen, bis Saphira
das Wort ergriff.
>>Begleitest du mich auf die Jagd? Ich weiß, du bist noch ziemlich
schläfrig, aber ich muß mich vorbereiten, für den Fall das ich
trächtig werde. Das bedeutet unglücklicherweise für mich, dass ich
an Gewicht zunehme.<< sprach sie plötzlich mit verunsicherter
Stimme. >>Würdest du mich denn immer noch attraktiv finden, wenn
ich… dick bin?<<
>>Aber, Saphira. Selbst wenn deine Schuppen plötzlich matt grau
wären, würde ich dich noch attraktiv finden.<<
Saphira schnurrte und rieb mit ihrer Schnauze über seinen Hals.
Anschließend stand sie auf und taumelte aus dem Nest.
>>Ich spüre meine Beine kaum.<< beklagte sich Saphira.
Eragon versuchte sich halb gequält aufzurichten. All seine Muskeln
schmerzten, als er sich ausstreckte. Letztendlich gelang es ihm aber
unter Anstrengung aufzustehen, jedoch schwankte er beim gehen und
seine Knie drohten wegzusacken.
>>Ich glaube, du solltest doch besser hier bleiben und dich
ausruhen.<< Riet Saphira und stützte ihn.
>>Nein, ich möchte mitkommen. Was zu Essen wäre nämlich jetzt genau
das richtige, um wieder zu Kräften zu kommen.<<
>>Na gut. Aber wir werden nicht allzu weit rausfliegen.<<
Eragon nickte zustimmend.
Saphira wartete bis Eragon ab hob, sodass sie ihn auffangen konnte,
falls er drohte abzustürzen. Das Fliegen strengte ihn sichtlich an,
jedoch war er in der Lage sich in der Luft zu halten. Ab und an
sackte der junge Drache trotzdem ab, so das Saphira ihm helfen
musste.
>>Warum müssen sich Männchen nur immer wieder beweisen, wie stark
sie doch sind...<< dachte sie und konnte sich das Theater nicht mehr
länger ansehen.
Saphira folgte seinem unsicheren Flug dicht auf, bis sie schließlich
eine Lichtung entdeckte und Eragon anwies dort zu landen. Als die
Drachin sagte, sie würde los fliegen und ihm etwas erlegen
antwortete Eragon darauf: >>Ich schaffe das, Saphira. Ich werde dir
etwas erlegen und nicht umgekehrt.<<
Saphira schnaufte amüsiert und sprach: >>Mein lieber Herr Gemahl, im
Moment seit ihr noch nicht einmal in der Lage ein schlafendes
Rehkitz zu erlegen. Du musst mir nichts beweisen, Eragon. In den
letzten Tagen hast du mir soviel Glück beschert. Lass mich für dich
wenigstens etwas Leckeres fangen.<<
Und mit diesen Worten verließ sie den verdutzten Jungdrachen.
---
Eine halbe Stunde später kehrte Saphira zurück und trug einige
Hirsche bei sich. Einen in ihrer Schnauze, zwei auf ihrem Rücken und
einen weiteren in ihren Klauen. Einen Hirsch legte sie für Eragon
hin, währen sie die restlichen Drei für sich nahm.
>>Du hast nicht gescherzt, als du sagtest, das du an Gewicht
zunehmen wirst.<< sagte Eragon und schlug sich den Bauch voll.
Saphira unterbrach für einen Moment ihren Schmaus und blickte auf.
>>Ich muß zunehmen, weil ich in dem Monat während der Trächtigkeit,
nichts fressen werde. Aber mache dir keine Sorgen. Später, wenn ich
unsere Eier gelegt habe, werde ich wieder genau so schlank sein, wie
jetzt.<<
Eragon fühlte sich etwas angekratzt, da Saphira allem Anschein nach
glaubte, das er sich nur für ihr Äußeres interessiere.
>>Saphira, natürlich mag ich dein Aussehen, aber das ist doch nicht
alles, was ich an dir schätze. Du hast eine interessantere
Persönlichkeit, als jede andere Person, der ich bisher begegnet bin.
Du kannst verspielt sein, bist intelligent aber gleichzeitig kannst
du auch eine sehr grimmige Kämpferin sein. Selbst als männlicher
Drache, schaffe ich gegen dich gerade mal ein unentschieden, wenn
wir mal im Spiel gegeneinander Kämpfen.<<
>>Ich liebe unsere spielerischen Kämpfe. Ich fühle mich dabei
glücklich und frei.<< antwortete Saphira. >>Aber, ich bin froh, das
du mich nicht nur wegen meines Aussehens liebst.
Als sie schließlich ihren Hunger gestillt hatten, kehrten sie zu
ihrer Höhle zurück. Saphira fühlte sich voll gefressen und legte
sich prompt ins Nest, während sich Eragon einfach in Nest fallen
ließ.
>>Schlaf gut, mein Liebster.<< sprach Saphira.
>>Du auch, meine Schöne.<<
Kapitel 15
Die nächsten Tage und Wochen
vergingen ohne besondere Ereignisse. Saphira war nach wie vor dabei
sich mit Nahrung regelrecht voll zustopfen und hatte nun einiges an
Gewicht mehr mit sich herum zu tragen, so das Eragon für sie auf die
Jagd gehen musste, da sie durch ihre Gewichtzunahme deutlich
unbeweglicher wurde.
An diesem Morgen jedoch wachte Saphira mit einem sonderbaren Gefühl
auf. Sie lag auf ihrer Seite und rieb sich den Bauch, der an Umfang
einiges zugelegt hatte. Als sie mit der Pfote den unteren Bereich
ihres Bauches abtastete, spürte sie plötzlich eine ungewöhnliche
Wölbung. Saphira grollte vor Freude. Unter dieser Wölbung
entwickelte sich ihr aller erstes Ei. Ihre Begeisterung bei dem
Gedanken bald Junge zu bekommen stieg noch weiter an, doch sie
fasste sich wieder und beschloss zu warten, bis Eragon von alleine
wach wurde, um ihm diese glückliche Nachricht zu offenbaren.
Doch leider schlief Eragon noch eine weitere Stunde durch, ohne sich
zu regen. Auch wenn Saphira geduldig wartete, hatte sie davon
langsam genug. Ihr kam ein Gedanke und sie verzog ihre Lippen zu
einem neckischen Schmunzeln. Mit ihrer Fingerklaue begann sie ihn
leicht in die Seite zu knuffen, doch zu ihrer Verblüffung erreichte
sie bei Eragon keinerlei Reaktion.
Saphira grunzte und probierte ihm unter den Achseln zu kitzeln, wie
er es bei ihr immer gerne tat. Diesmal war Saphira erfolgreicher,
jedoch hielt Eragon die Augen immer noch geschlossen. Die Drachin
war genervt und ließ Rauch aus ihren Nüstern aufsteigen. Sie
versuchte es weiter, bis Eragon zu guter Letzt anfing zu kichern.
>>Nicht… Lass das, Arya....<< murmelte er.
>>WAS?!.... ARYA???<< grollte Saphira fassungslos.
>>Ist was Liebling?<< fragte Eragon und zwinkerte ihr mit einem
frechen Grinsen zu.
>>Idiot…<< brummte Saphira. >>Ich versuche dich die ganze Zeit zu
wecken, aber du schläfst fast wirklich wie ein Stein.<<
>>Was ist denn so wichtig, das du mich so früh aufweckst?<< murrte
Eragon und gähnte.
>>Ach, nichts besonderes...<< antwortete Saphira mit ironischem
Tonfall in ihrer Stimme. >>Außer, das wir bald Eltern werden!
Herzlichen Glückwunsch, Eragon. Du wirst Vater!<<
Eragon machte große Augen und Saphira spürte ein unfassbares
Glücksgefühl in ihm aufkeimen.
>>Bist du dir auch sicher?<< fragte er aufgeregt.
Saphira nickte und legte sich auf die Seite.
>>Du kannst dich selbst davon überzeugen, Kleiner.<< antwortete sie.
>>Taste mit deiner Pfote über meinen Unterleib.<<
Die Drachin zuckte leicht, da Eragons Klauen sie leicht kitzelten.
Der junge Drache lächelte, doch plötzlich stoppte er, als seine
Pfote über eine sonderbare Wölbung glitt.
>>Fühlst du es?<<
Eragon konnte es kaum glauben. Unter dieser Wölbung befand sich
eindeutig Saphiras Ei! Sein Kind!
>>Ich werde Vater!<< Sprach er und Saphira strich ihm zärtlich über
die Wange. >>Ich freue mich riesig auf unser Kind! Weißt du schon,
ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?<<
>>Oh, Liebling! Dafür ist es wirklich noch ein wenig zu früh.<<
lächelte Saphira.
>>Nun, wie auch immer. Ich bin mir sicher, dass du eine wunderbare
Mutter werden wirst.<<.
>>Und du ein großartiger Vater.<< Antwortete Saphira liebevoll und
Eragon konnte sehen, dass ihr Freudentränen übers Gesicht rannen.
>>Ich war noch nie glücklicher in meinem Leben.<<
Plötzlich wurde dieser romantische Moment von Eragons Bauchgrummeln
gestört. Eragon errötete leicht. Er war hungrig, doch er wollte
Saphira in diesem Augenblick nur widerwillig alleine lassen und
versuchte sein Hungergefühl so gut es ging zu ignorieren.
>>Liebster… nur weil ich in der nächsten Zeit keine Nahrung zu mir
nehmen werde, heißt es nicht, dass du mit hungern musst. Geh ruhig
auf die Jagd.<<
>>Aber nur, wenn es für dich auch absolut in Ordnung ist.<< sprach
Eragon. >>Ich möchte unsere Höhle nur wirklich ungern verlassen.
Mein Beschützerinstinkt scheint momentan ungewöhnlich stark
ausgeprägt zu sein.<<
>>Das ist normal und muß auch so sein.<< antwortete Saphira. >>Ich
bin derzeitig nicht so Agil wie sonst, was mich für Feinde leicht
angreifbar macht. Bleib also daher nicht zu lange weg.<<
>>Ich werde zurück sein, so schnell ich kann.<< entgegnete Eragon
und liebkoste ihren Hals, bevor er aus der Höhle trat.
+++
Es war später Vormittag, als Hàkon mit seinem Daumennagel einen
weiteren Strich ins Holz des Karrens ritzte, um so den 11. Tag seit
seiner Gefangennahme zu markieren. Über zehn Tage waren inzwischen
vergangen, seit Hàkon den Sklavenhändlern ins Netz fiel.
Hàkon war ein junger Mann, Mitte 20 und stammte aus Daret. Er war
recht kräftig gebaut und hatte dunkelblonde schulterlange Haare.
Normalerweise arbeitete er in der alten Taverne seines Stiefvaters,
doch als er und zwei seiner Begleiter nach Yazuac unterwegs waren,
wurden sie eines Nachts von Fremden überfallen und verschleppt.
Eingeengt saßen sie nun in einem verdreckten Karren und waren
unterwegs zu einem unbekannten Ziel.
Da der Karren zudem mit dunklen Stofftüchern behangen war, wusste
Hàkon noch nicht einmal, wo sie sich überhaupt befanden. Er bekam
nur einmal mit, wie sich die Sklavenhändler untereinander stritten
und sich einer von ihnen beschwerte, wie man bloß einen Umweg durch
den Buckel wählen konnte.
Wenn sie sich also laut den Sklavenhändlern tatsächlich im Buckel
befanden, standen die Chancen hier gefunden zu werden mehr als
schlecht und so langsam gab er die Hoffnung auf, dass ihn sein
Stiefvater jemals finden würde. Für die Welt galt er nahezu als
toter Mann.
+++
Nachdem Eragon seine Beute mit einem raschen Genickbiss erlegt
hatte, machte er sich mit dem toten Hirschbock im Maul auf dem Weg
zurück zu seiner Partnerin. Seine Gedanken drehten sich nur noch um
Saphira und seinem zukünftigen Kind. Er dachte sich bereits Namen
aus und wusste schon genau, was für ein Name sein Kind bekommen
würde, wenn es denn ein männlicher Drache wird.
Doch während des Fluges nahm Eragon plötzlich einen Geruch wahr, den
er hier nicht erwartet hätte.
>>Menschen…. Hier?<< wunderte er sich und beschloss der Sache auf
den Grund zugehen, da Eragon nicht gerade von dem Gedanken
begeistert war, dass eine Gruppe Menschen zufällig seine Höhle und
somit seine trächtige Partnerin entdecken könnte. Dafür hatten sie
sich nicht im Schutze des Buckels zurückgezogen.
Tatsächlich hatten ihn seine Sinne nicht getäuscht und er entdeckte
eine kleine Karawane, die insgesamt aus fünf Männern bestand. Drei
der Männer ritten auf Pferden, während die beiden anderen einen
Wagen lenkten, der mit schmutzigen Stofflaken verdeckt war.
Der junge Drache befand sich in luftiger Höhe, hoch über ihnen.
Selbst wenn einer der Männer zufällig nach oben geschaut hätte, so
hätte dieser Eragon nur als einen großen Greifvogel wahrgenommen.
Doch Eragons Augen waren schärfer als die eines Falken und er fragte
sich, was eine Karawane mitten im Buckel zu suchen hatte, so weit ab
von jeglicher Handelsrute. Das kam ihm überaus verdächtig vor.
Entweder handelte es sich hierbei um Schmuggler, oder möglicherweise
Sklavenhändler. Königin Nasuada hatte zwar den Sklavenhandel in
Alagaesia gesetzlich verboten, doch versuchten einige Sklavenhändler
trotzdem ihre schmutzigen Geschäfte weiterhin fortzuführen.
So schnell er konnte, eilte er zurück zu seiner Höhle. Eragon war
davon überzeugt, dass diese Menschen eine Gefährdung für Saphira
darstellten und beschloss etwas gegen sie zu unternehmen, ehe sie
tiefer in ihr Territorium eindrangen.
Saphira schreckte verwirrt auf, als Eragon aufgeregt in die Höhle
stützte.
>>Was ist los, Eragon?<< fragte Saphira besorgt. >>Ist etwas
passiert?<<
>>Es befinden sich Menschen in der Nähe.<< sprach Eragon und ließ
sein Beutetier aus dem Maul fallen. >>Und es sind auf gar keinen
Fall harmlose Pilger, die sich hier nur verirrt haben. Mit denen
stimmt etwas nicht.<<
>>Was hast du jetzt vor?<<
>>Ich will wissen, was die hier treiben.<< antwortete Eragon und
schien nach etwas zu suchen. >>Wo befindet sich eigentlich mein
menschliches Gepäck?<<
>>In der Satteltasche, wo es sich immer befindet, wieso?<<
>>Ich werde mich ihnen als Mensch zeigen. Ich möchte nicht, dass
diese Leute erfahren, dass sie es mit einem Drachen zu tun haben.
Außerdem komme ich als Mensch viel näher an sie heran.<<
>>Sei bloß vorsichtig!<< sprach Saphira leise.
+++
„Zeit für eine Rast!“ rief der Anführer der Sklavenhändler und Hàkon
merkte, das der Wagen zum stehen kam.
„Wird auch langsam Zeit!“ röhrte der Mann auf dem Karrenbock zurück.
„Dieses Gefährt ist nicht gerade für eine solche Gegend geschaffen.
Wir können froh sein, das uns der Wagen nicht auseinander bricht.“
„Was beschwerst du dich denn schon wieder?“ sprach ein anderer.
„Diese Route durch den Buckel zu nehmen ist vielleicht etwas gewagt,
aber hier werden uns die königlichen Soldaten niemals finden.“
„Ruhe, jetzt!“ sprach der Anführer. „Gib den Sklaven ihre Ration!“
Kartoffelsuppe mit vertrocknetem Brot, welche Hàkon aber nicht als
solche identifizieren konnte, war das einzige, was es für die
Sklaven zu essen gab und auch nur ein mal am Tag.
Anschließend ließen sich die Sklavenhändler nieder und begannen
ebenfalls ihr Mahl zu sich zunehmen, das selbstverständlich weitaus
appetitlicher war, als diese Kartoffelbrühe, die Hàkon nur
angewidert herunter würgen konnte.
Während die Bande ausgelassen beim essen war, durchzog plötzlich ein
leises Sausen die Stille und einer der Händler sackte mit einem
Pfeil im Rücken zusammen.
„Lionel! Er ist tot!”
“Was?!”
“Steht auf ihr Dummköpfe und schnappt euch eure Schwerter!” brüllte
der Anführer.
Die dunklen Stofflappen, die den Wagen bedeckten, verbargen alle
Sicht, so das Hàkon nur erraten konnte, was da draußen vor sich
ging. Er hörte nur das Klirren von Metall auf Metall, sowie wütendes
Geschrei und schmerzverzerrtes Aufstöhnen.
„Das hört sich nach einem Hinterhalt an!” Sprach einer von Hàkons
Begleitern. „Aber wer hat uns hier aufgelauert? Was ist, wenn diese
Leute sogar noch schlimmer sind als die Sklaventreiber?“
Plötzlich fiel irgendetwas, oder irgendjemand mit einem Krachen
gegen die rechte Flanke des Karrens. Als das Opfer anschließend
schlaff zu Boden sank, war der Stofflappen von Blut getränkt, und
der Kampf vorüber.
„Sie werden den Wagen öffnen!“ sagte der ältere Mann verängstigt,
als sich jemand an dem Karren zu schaffen machte. „Was sollen wir
jetzt tun?“
“Hallo?! Ist da jemand drin?” erklang eine neue Stimme. Sie hörte
sich überraschend jung an und nicht so schroff, wie die Stimmen der
Sklavenhändler.
„Ja! Wir sind zu dritt!“ rief Hàkon zurück. „Wir sind Reisende aus
Daret. Die Sklavenhändler haben uns auf dem Weg nach Yazuac
entführt. Wer seit ihr?”
“Eragon Bromsson.” antwortete dieser. „Habt keine Sorge, ich werde
euch befreien.“
“Der Drachenreiter!” sprach der ältere Mann erstaunt.
“Bei den Göttern, wir sind gerettet!”
Eragon öffnete mit einem Zauber die verriegelte Tür des Wagens und
die drei Männer traten ins Freie. Sie staunten nicht schlecht, als
sie sahen dass nur Eragon anwesend war. Sie hatten geglaubt, dass es
sich um viel mehr Personen gehandelt hätte, welche die
Sklavenhändler angriffen. Doch dieser Knabe, der wesendlich jünger
zu sein schien, als Hàkon hatte die fünf Gesellen, die allesamt
keine Schwächlinge waren, im Alleingang niedergestreckt.
„Wir hatten schon geglaubt, niemals unser zu Hause wieder zusehen.“
Sprach Hàkon lachend. „Wir sind euch zu großem Dank verpflichtet,
Argetlam!”
„Keine Ursache!“ antwortete Eragon. „Königin Nasuada versucht die
Sklaverei so gut es geht zu unterbinden, aber einige kleine Fische
gehen ihr trotzdem manchmal durchs Netz.“
„Ich habe viel von euren Heldentaten gehört, Schattentöter. Doch
sagt, ist euer Drache nicht bei euch?“ fragte Hàkon verwundert. „Ich
kann mir nicht vorstellen, dass Ihr vollkommen alleine durch den
Buckel herumstreift.“
Eragon lachte und antwortete: „Nein, da habt ihr natürlich recht.
Sie ist ganz in der Nähe, aber ich wollte sie nicht an einem Kampf
beteiligen lassen, da sie… Junge bekommt.“
„Oh, das ist ja Großartig!“ antwortete Hàkon. „Ich freue mich, dass
es bald wieder Drachen in Alagaesia gibt!“
„Besser nicht! Sie hatten während Galbatorix’ Herrschaft doch nur
Schaden angerichtet. Besonders der Drache, des Königs und dieser
rote Teufel des Morzanssons.“ sprach einer von Hàkons Begleitern und
erntete von Eragon einen sehr grimmigen Blick.
„Das finde ich eine sehr unfaire Behauptung, Jason.“ Sprach Hàkon.
„Wir dürfen nicht vergessen, was wir Eragon und ganz besonders
seiner Drachendame alles zu verdanken haben. Ohne sie wäre
Galbatorix wahrscheinlich noch immer an der Macht und du nach wie
vor in seiner Armee.“
„Ich entschuldige mich für meine unangemessenen Worte,
Schattentöter.“ Sagte Jason beschämt und blickte zu Eragon. „Es war
nicht meine Absicht euch und eure Drachendame mit meinen Worten zu
demütigen.“
„Ich nehme eure Entschuldigung an.“ Jedoch setzte Eragon in einem
höflichen aber bestimmten Ton nach: „Doch eins sage ich euch: Diese
beiden Drachen, über die ihr gerade so abwegig geredet habt, trugen
keine Schuld. Sie waren Gefangene, die der König mit Magie und
Schwüren in der alten Sprache an sich band. Er alleine hatte das
Elend über Alagaesia gebracht und die Drachen kurz vor ihrer
Ausrottung. Wenn Ihr damals also tatsächlich in der Armee des Königs
dientet, müsstet gerade Ihr es eigentlich am besten wissen!“
Der angesprochene Mann wurde kreidebleich im Gesicht und konnte
nichts mehr sagen. Er kam sich vor dem Drachenreiter plötzlich so
klein vor und für einen Moment hätte er schwören können, dass er
tatsächlich in die Augen eines Drachens blickte.
„Ich muss mich auch für das Benehmen meines Freundes entschuldigen,
Argetlam.“ Sprach Hàkon. „Mein Name ist Hàkon und meine Begleiter
hier sind Katos und Jason.“
„Nun, ich kann euch bei eurer Weiterreise leider unmöglich
begleiten.“ Sagte Eragon. „Aber wenn ihr weiter in südwestlicher
Richtung reist, werdet ihr bald Narda erreichen und von dort aus
kommt man sehr gut weiter.“
„Ich denke, das sollten wir schaffen. Die Pferde der Sklavenhändler
scheinen noch recht gut in Form zu sein.“ Sagte Hàkon. „Habt
nochmals vielen Dank! Mein Stiefvater leitet in Daret ein Gasthaus.
Wenn Ihr also irgendwann einmal in der Stadt sein solltet, dann
besucht den ‚Harpy Cellar´. Unsere Türen werden für euch immer offen
stehen!“
“Ich werde mich daran erinnern.” Lächelte Eragon. „Lebt wohl!“
„Es war ein Vergnügen euch getroffen zu haben, Argetlam.“
Kapitel 16
Mit einem heiseren Schrei schreckte Hàkon aus
seinem Schlaf. Er atmete schwer, noch immer rangen die furchtbaren
Erinnerungen, an seinen Alptraum durch den Kopf.
„Hàkon?“ sprach ihn Jason besorgt an. Die drei Männer, die sich noch immer
auf ihrem Weg nach Hause befanden, übernachteten indessen auf dem Hof eines
überaus gastfreundlichen Bauern, der ihnen erlaubte in seiner Scheune zu
schlafen. Es sollte nur noch ein paar Tage dauern, bis ihre Odyssee endlich
zu Ende war und sie schließlich in Daret ankommen würden, wo man sie
sicherlich schon längst für tot erklärt hatte.
„Ist alles in Ordnung?“ fragte Jason und blickte in das leichenblasse
Gesicht des jungen Mannes.
„Mir geht’s gut, Jason. Ich hatte nur wieder einen meiner Alpträume, wie
üblich.“ antwortete Hàkon und zwang sich zu einem Lächeln.
„Schon wieder? Hàkon, Alpträume die dir so dermaßen mitspielen, können nicht
gesund sein. Ich finde sobald wir wieder in Daret sind, solltest du einen
Heiler, oder besser noch einen Magier aufsuchen. Ich kenne da jemanden, der
mal der Du Vrangr Gata angehörte und dir bestimmt helfen kann diese Träume
loszuwerden.“
„Jason!“ antwortete Hàkon gereizt. „Es war nur ein Traum, okay? Es gibt
keinen Grund, eine so große Sache daraus zu machen!“
„Na gut, wie du meinst.“ Seufzte Jason und zuckte mit den Schultern.
„Trotzdem finde ich diese Alpträume nicht normal.“
Als Jason sich wieder zum schlafen hinlegte, ließ Hàkon seine Maskerade
fallen und vergrub den Kopf in seinen Händen.
Dies war nicht die erste Nacht in der Jason diese Alpträume hatte, die sich
andauernd wiederholten. Dieser „Dämon“, oder was immer es auch war, suchte
seine Träume bereits schon seit Jahren heim. Es hatte schon beinahe den
Eindruck, als wenn er nur darauf warten würde, das Hàkon einschläft, um dann
seine Emotionen mit Hass und Eifersuchtsgefühlen zu erdrücken.
Hàkon versuchte diese doppelzüngige Stimme zu ignorieren so gut es ging,
doch dies erwies sich als ein sinnloses Unterfangen. Es war immer nur eine
Stimme, die in seinen Träumen zu ihm sprach. Eine falsche Stimme, die ihn
dazu aufforderte schreckliche Dinge zu tun.
Es fing vor etwa 6 Jahren an, als er eines Nachts schreiend aufwachte. Zu
dieser Zeit war der Krieg bereits in der Endphase, erinnerte sich Hàkon.
Erregt durch die ständige Präsenz, von Tod und Vernichtung muß dieser Dämon
irgendwie erwacht sein und sich mit Hàkons Geist verbunden haben. Wie dies
jedoch geschehen konnte, war Hàkon ein absolutes Rätsel. Die Alpträume, die
ihn seither plagten, waren immer sehr intensiv und trieben ihn schon fast
bis an den Rand des Wahnsinns.
Zur Hàkons Erleichterung, ließen die Träume aber mit der Zeit nach und er
glaubte schon fast, sie überwunden zu haben. Doch das änderte sich
augenblicklich von genau dem Tage an, als Eragon ihn aus den Händen der
Sklavenhändler befreite. Hàkon konnte sich nicht helfen und mutmaßte, dass
scheinbar Eragon der Grund dafür war, weswegen dieser Dämon wieder erwachte.
Diesem Dämon schien es vor allen Dingen brennend zu interessieren, das
Eragons Drachendame Junge erwartete.
Was hatte das alles nur zu bedeuten?! Warum wurde ausgerechnet er von diesem
Dämon geplagt? Er hatte in seinem Leben nie etwas Schlechtes getan.
Vielleicht sollte er sich doch Jasons Rat zu Herzen nehmen und einen Magier
aufsuchen. Ein Heiler könnte ihm bei seinem Problem wohl kaum helfen.
„Oder besser doch nicht!“ dachte Hàkon. Man würde ihn vielleicht sonst noch
für besessen halten und möglicherweise einsperren. Er hatte schon die
wildesten Geschichten über Leute gehört, die als besessen galten. Viele von
ihnen wurden sogar öffentlich hingerichtet.
Vielleicht würden diese Träume ja sogar irgendwann wieder von ganz alleine
verschwinden. Möglicherweise würde der Dämon früher oder später das
Interesse an ihm wieder verlieren und sich vollkommen zurückziehen, wie er
es schon einmal getan hatte.
>>Dies Mal nicht, Hàkon!<< wisperte eine dunkle Stimme gefährlich, die
allerdings so leise war, das sie von Hàkon nicht wahr genommen wurde.
>>Schon sehr bald werde ich dich so sehr geschwächt haben, dass ich deinen
Widerstand mühelos brechen kann. Wehre dich ruhig gegen mich, letztendlich
weißt du aber bereits, wer diesen Kampf verlieren wird.<<
+++
Saphira war für mehrere Wochen Nestgebunden. Einzig und allein Eragon konnte
die Höhle verlassen, um zu jagen. Aber ohne in Begleitung seiner Partnerin,
machte ihm die Jagd nur halb so viel Freude und so allmählich breitete sich
die Langeweile in ihm aus. Außer reden und schlafen, gab es für sie beide
auch kaum etwas zu tun.
Saphira verlor während dieser enthaltsamen Zeit einiges an Gewicht, als ihr
Körper die großen Mengen an gespeichertem Fett langsam abbaute, die sie sich
vor ihrer Trächtigkeit angefressen hatte. Somit schrumpfte auch ihr dicker
Bauch ein wenig, was allerdings nicht für die Wölbung in ihrem Unterleib
galt. Saphiras Ei war beachtlich gewachsen, so dass es für Eragon beinahe
danach aussah, als habe Saphira einen großen Stein geschluckt, der nun in
ihrem Magen steckte. Diesen Gedanken jedoch, schirmte Eragon
sicherheitshalber vor Saphira ab, da er sehr genau wusste, wie empfindlich
Saphira reagieren konnte, wenn es um ihr Aussehen ging.
Die blaue Drachin schlief fast den ganzen Tag hindurch und fühlte sich
anhaltend schlapp. Im Gegensatz zu ihr, war Eragon völlig aufgewühlt und
konnte selbst in der Nacht einfach keinen Schlaf finden. Während Saphira
tagsüber schlief, war Eragon sehr gelangweilt. Er vermisste sogar ihre
spielerischen Kämpfe, auch wenn Eragon bisher dabei immer unterlag. Aber
jedes Mal wenn dies der Fall war und ihn die Langeweile packte, dachte er an
die wundervolle Zukunft, die vor ihm lag. Wie er mit Saphira und seinen
Jungen spielen würde. Darauf freute er sich schon riesig.
Während er nun, in seiner Tagträumerei vertieft war, gähnte Saphira
plötzlich und öffnete ihre Augen.
>>Warst du etwa schon wieder die ganze Zeit wach, während ich geschlafen
habe?<< fragte sie ihn mit Besorgnis in den Augen.
>>Nein, meine Schöne. Ich bin auch gerade erst wach geworden.<< log er und
wollte auf gar keinen Fall, dass sich Saphira wegen Eragons Langeweile ein
schlechtes Gewissen einredet.
>>Das ist gut. Ich möchte nämlich nicht, dass du wegen mir leiden mußt.<<
>>Und wie fühlst du dich, Liebling?<< fragte Eragon.
>>Nicht mehr ganz so füllig, wie noch vor wenigen Wochen, aber das Ei ist
größer geworden und ich spüre, wie es sich in mir ausdehnt.<< antwortete
Saphira. >>Mach dir aber keine Gedanken, es fühlt sich zwar etwas unangenehm
an, aber es tut nicht weh und wird meinem Körper auch nicht schaden.<<
>>Dann bin ich ja beruhigt. Ich möchte nämlich nicht, dass du wegen mir
leiden mußt.<< neckte Eragon.
>>Ach?! Bekommt der Herr da etwa ein schlechtes Gewissen, weil er mich in
diese Lage gebracht hat?<< kicherte Saphira. >>Aber ich hasse dich nicht
dafür, stattdessen danke ich dir.<<
Eragon brummte vergnügt und legte seinen Flügel um sie.
>>Ich habe über etwas nachgedacht.<< sprach Saphira plötzlich. >>Hatte
Glaedr dir eigentlich während unseres Besuches etwas über das Aufziehen von
Jungdrachen erklärt?<<
>>Leider nein.<< Wie konnte er nur vergessen Glaedr nach so etwas wichtigem
gefragt zu haben.
>>Das ist nicht so tragisch.<< sprach Saphira. >>Wir können das korrigieren,
denn es ist schon sehr wichtig, das der Vater meiner Kinder über das
Großziehen von Jungdrachen bescheid weiß. Du hast zwar in zwischen sehr viel
gelernt, aber du brauchst noch einiges mehr an Wissen, damit du auch bald in
der Lage bist, unsere Kleinen zu unterrichten, denn das ist nicht meine
alleinige Angelegenheit, sondern die Aufgabe beider Elternteile.<<
>>Ich verstehe schon. Aber wie sollen wir das alles in der kurzen Zeit
nachholen? Es kann doch wirklich jeden Moment passieren, das du das Ei
legst.<<
>>In dem wir etwas probieren, was wir vorher noch nicht getan haben. Wenn
wir unseren Geist miteinander verschmelzen, wie wir es während unseres
Umwerbungsfluges getan haben, könnte ich dir mein Wissen an dich
übermitteln.<<
>>In Ordnung.<< Eragon bewegte sich näher an Saphira heran und legte seinen
Kopf gegen ihren. Anschließend ließen sie ihren Geist wandern. Sie fühlten
ihre gegenseitige Präsents und konzentrierten sich darauf, in den Geist des
anderen vorzudringen.
>>Möchtest du mal wissen, wie es sich anfühlt, wenn man ein Junges in sich
trägt?<< fragte sie und zog seinen Geist in ihren Körper.
Eragon konnte dieses eigenartige Gefühl nicht beschreiben. Er spürte das Ei,
als würde es in seinem eigenen Körper heranwachsen und wusste in diesem
Moment genau, wie sich Saphira fühlte. Eins machte ihn aber jedoch stutzig.
Sie waren beide nur zu zweit, aber dennoch konnte Eragon noch die
Anwesenheit eines weiteren Geistes fühlen. Es war zwar ein wenig schwach,
aber trotzdem deutlich vorhanden.
>>Saphira, ist das etwa...<<
>>Genau, Eragon. Unser Kleines.<<
Saphiras Gedanken und Erinnerungen lagen für ihn nun frei, wie ein offenes
Buch. Ebenso senkte auch Eragon für Saphira sämtliche mentale Schutzwälle.
Es gab nun nichts mehr, was sie dem anderen verbargen.
Aus Respekt ihr gegenüber, verweilte er nur kurze Momente in ihren
persönlichen Erinnerungen und konzentrierte sich stattdessen lieber auf
Glaedrs Lektionen.
Saphira hingegen ließ ihrer Neugierde freien lauf und erfasste alles was
Eragon jemals erlebt hatte. Ganz besonders wissbegierig war sie über Eragons
Liebes Interessen, aus seiner Zeit in Carvahall und legte auch ihr Augenmerk
auf sämtliche Frauen denen er begegnet ist.
Allerdings ließ die Liebe, die er zu seiner Saphira empfand, alle anderen
weiblichen Wesen denen er einst nachschwärmte völlig alt aussehen. Dazu
gehörte inzwischen auch Arya, obwohl Eragon für die Elfe in der
Vergangenheit ganz ähnliche Gefühle entwickelte, wie nun für Saphira.
Doch da entdeckte Saphira plötzlich etwas sehr Interessantes. Sie fand
heraus, das Eragon bereits während der Zeit, als er noch Arya wie ein
verliebter Trottel hinterher lief, gewisse romantische Gefühle für sie
entwickelte. Jedoch bezweifelte die Drachin, dass sich Eragon damals über
seine Gefühle überhaupt im Klaren war. Sie waren aber dennoch existent, wenn
auch tief unter einer ziemlichen Eifersucht verborgen, die er auf Glaedr
verspürte, als Saphira nur noch Augen für den großen goldenen Drachen hatte.
Saphira war es natürlich klar, das Eragon trotz ihrer Ausreden darüber
bescheid wusste, dass sie äußerst Eifersüchtig wurde, wann immer er Trianna
oder Arya über dem Weg lief. Das Eragon jedoch genauso Eifersuchtsgefühle
entwickelte, als sie versucht hatte Glaedr zu bezirzen, war ihr zuvor nicht
bewusst.
Nachdem Eragon mit dem studieren von Glaedrs Unterweisungen abgeschlossen
hatte, bemerkte er das ihn die Drachin aus ihrem Geist nicht zurück stieß
und beschloss noch etwas in ihrer angenehm warmen Gedankenwelt zu verweilen.
Jedoch erreichte er schließlich einen Bereich, der nicht besonders heiter
war, sondern eher düster und unerfreulich, wie ein schwarzes Gewitter. Dort
lagen verhüllt all ihre negativen Gedanken und Depressionen. Eragon hatte
keine Ahnung was ihn nun erwartete, doch er wollte wirklich wissen, wie sich
Saphira vor seiner Verwandlung zum Drachen fühlte.
Plötzlich sah er sich an dem Zeitpunkt zurückversetzt, als die große
Entscheidungsschlacht mit Galbatorix tobte. Allerdings erlebte er diesmal
die Geschehnisse mit den Augen Saphiras.
Es war ein komisches Gefühl für Eragon sich selber am Boden mit Galbatorix
kämpfen zu sehen. Obgleich durch den Verlust der Eldunari erheblich
geschwächt, war der König dennoch ein herausragender Schwertkämpfer und
Eragon in seinem Kampfstil weit überlegen.
Eragon fühlte Saphiras Entsetzen, als sie mit ansah, wie ihr Reiter zurück
stolperte und nur um haaresbreite einem Schwerthieb entging. Die Drachin
fasste den Entschluss einzugreifen, solange Shruikan mit Glaedr beschäftigt
war und stürzte sich brüllend auf Galbatorix. Doch dieser erkannte Saphiras
Absichten und schleuderte einen Energieblitz auf sie zu.
>>Saphira!!!<< schrie Eragon verzweifelt hinauf.
Für Saphira währe es unmöglich gewesen dem Energieblitz rechtzeitig
ausweichen und wusste, dass nun ihr Schicksal besiegelt war. Als sie sich
mental auf den bevorstehenden Schmerz vorbereitete, blockierte plötzlich
etwas Großes ihre Sicht.
>>Mein Leben ist wertlos im Gegensatz zu deins!<< sprach eine unbekannte
männliche Stimme, die Eragon noch nie zuvor vernommen hatte. Es war die raue
Stimme des schwarzen Drachens, der sich für einen kurzen Moment von
Galbatorix Kontrolle loslösen konnte, als dieser seinen Angriff auf Saphira
startete.
>>Mögen die Götter mir meine Taten vergeben!<< sprach Shruikan, während er
sich schützend vor Saphira warf und die volle Breitseite von Galbatorix
Energieblitz abbekam.
Eragon zog sich augenblicklich von dieser Erinnerung zurück. Es war
schrecklich, sich das mit anzuschauen und er spürte Saphiras Trauer, über
den Tod des Schwarzen. Saphira hegte keinerlei Groll gegenüber Shruikan,
obwohl er Glaedr kurz zuvor in derselben Schlacht zum Krüppel machte. Sie
mochte den schwarzen Drachen sogar, der zu keiner Zeit ein bösartiges Wesen
war und sich sogar zum Schluss selbst opferte, um Saphira zu retten.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren zogen sich Eragon und Saphira von
einander zurück und fanden sich kurz darauf in ihren jeweiligen Körper
wieder. Als Eragon dann seiner Drachin in die Augen schaute, erblickte er
ihre Tränen.
>>Es tut mir Leid, Saphira. Ich wusste nicht, das ihr beide euch in irgend
einer Form nahe gestanden habt.<< sagte Eragon.
>>Er war kein Monster, Eragon.<< antwortete Saphira betrübt. >>Er hatte ein
liebevolles und gütiges Wesen. Kannst du dir vorstellen, was in ihm wohl
vorgegangen sein muß, als Galbatorix seinen wahren Reiter umbrachte und
Shruikan gezwungen wurde mitzuhelfen, die eigenen Brüder und Schwestern zu
töten? Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie einem so traurigen Wesen
begegnet. Die einzige kurze Freude, die er jemals in seinem Leben erfahren
durfte, war für seinen wahren Reiter zu schlüpfen. So etwas darf sich
niemals wiederholen, Eragon.<<
>>Das wird es auch nicht, Saphira.<< antwortete Eragon. >>Ich hatte es dir
ja bereits versprochen, das wir unsere Kinder als wilde Drachen erziehen
werden, so wie es sich eigentlich auch gehört.<<
Eragon machte sich Vorwürfe einen wunden Punkt in Saphiras Gedanken
getroffen zu haben.
>>Ich hätte diese Erinnerung nicht wieder an die Oberfläche bringen dürfen.
Bitte verzeih mir, Saphira. Es war nicht meine Absicht, dich traurig zu
machen.<< Eragon seufzte und strich ihr zärtlich den Hals. >>Freuen wir uns
auf unser Junges. Ich kann es wirklich kaum noch erwarten.<<
>>Ich auch, Liebster…<< brummte Saphira.
+++
Murtagh und Dorn reisten bereits seit Stunden, nachdem sie Bullridge hinter
sich ließen. Der Reiter des roten Drachen machte an diesem Ort halt, um
wenigstens mal eine Nacht in einer Herberge zu verbringen. Doch diese Idee
verwarf Murtagh sehr schnell wieder, nachdem er auskundschaftete, dass die
Luft für ihn alles andere als rein war. Tatsächlich hingen von ihm ein paar
Steckbriefe in der Stadt aus, als wäre er ein gewöhnlicher Verbrecher. Nun,
in gewisser Weise war er auch ein Verbrecher. Zumindest in den Augen der
Zwerge und vielleicht einiger Elfen. Es gab einzig nur Eragon, der wirklich
zu ihm hielt, egal wie schlecht die Dinge auch für Murtagh standen.
Jedenfalls sah es Murtagh als ein zu hohes Risiko an, in den Städten und
größeren Dörfern zu verweilen. So zogen sie halt weiter und überlegten sich,
was sie wohl als nächstes tun sollten.
Die abendliche Luft war furchtbar kalt und allmählich wurde Murtagh von
seiner Müdigkeit übermannt. Er musste buchstäblich dagegen ankämpfen um
nicht auf Dorns Rücken einzuschlafen.
>>Murtagh.<< sprach ihn Dorn an, dem dies natürlich nicht entging. >>Ich
denke, wir sollten eine Rast einlegen, bevor du mir noch vom Rücken
fällst.<<
Murtagh gähnte leicht und richtete sich langsam auf.
>>Na schön. Wenn du darauf bestehst, Dorn.<<
>>Das tue ich! Du bist vollkommen ermattet.<< sagte Dorn energisch und fand
bald darauf einen geeigneten Platz zum Nächtigen. >>Ich verstehe sowieso
nicht, warum du ausgerechnet in der Stadt übernachten wolltest. In der
freien Wildnis zu schlafen ist doch keine schlechte Sache.<<
>>Für dich vielleicht, aber erzähl das mal meinen Knochen.<< antwortete
Murtagh, nachdem Dorn landete. >>Ich wollte wenigstens mal eine Nacht in
einem richtigen Bett schlafen.<<
>>Ja, typisch Mensch. Ich vergesse manchmal, wie leicht ihr kaputt geht.<<
witzelte Dorn. >>Ich finde, ihr solltet am besten so werden wie wir. Dann
habt ihr eure komischen Probleme nicht mehr.<<
>>Bloß nicht!<< scherzte Murtagh. >>Wenn ich mir vorstelle, morgens mit
einem Gesicht, wie deins aufzuwachen, wäre das für mich ein Schock fürs
Leben.<<
>>Wieso?! Stimmt denn etwas nicht mit meinem Gesicht?<< knurrte Dorn etwas
beleidigt. >>Habe ich eine schiefe Schnauze, hervorstehende Kiefer oder
vielleicht stumpfe Stacheln? Nein! Ich sehe außerordentlich gut aus. Du bist
doch der Hässliche von uns beiden. Was glaubst du denn, weswegen du keine
Partnerin findest?<<
>>Ach so ist das! Ich dachte immer, es würde daran liegen, dass ich im Krieg
auf der falschen Seite gekämpft habe, oder das ich der Sohn von Morzan
bin.<< sprach Murtagh ironisch. >>Aber das es aufgrund meines abscheulichen
Aussehens ist, weswegen ich keine Frau ab kriege, ist mir neu.<<
>>Tja, so was ist natürlich ein schweres Schicksal.<< grollte Dorn. >>Aber
du hast mein aufrichtiges Mitgefühl, mein armer Reiter.<<
>>Ihr seit wirklich zu gütig, eure Herrlichkeit.<< grinste Murtagh.
Als sich Murtagh schließlich zum schlafen hinlegte, wurde Dorn wieder etwas
ernster.
>>Murtagh…<< grunzte er. >>Jetzt wo wir wissen, das du dich nicht in den
Städten und Dörfern sehen lassen kannst, wird es für uns schwierig werden
Eragon zu finden. Wir können doch nicht einfach auf gut Glück kreuz und quer
das Land bereisen, in der Hoffnung irgendwann auf deinen Halbbruder zu
treffen.<<
>>Ich weiß.<< murmelte Murtagh. >>Für uns ist es vorerst wichtiger, im
Verborgenen zu bleiben. Das heißt, wir werden uns erst einmal ein Versteck
suchen und danach weiter schauen, wie wir am besten vorgehen.<<
>>Und wo sollten wir deiner Meinung nach ein Versteck suchen?<< fragte Dorn.
>>Nun, das Beor-Gebirge fällt schon mal als mögliches Versteck weg, es sei
denn wir möchten im Schlaf von aufgebrachten Zwergen ermordet werden. In
Ellesmera werden wir auch nicht sicher sein, weil wir dort auf Elfen treffen
könnten, die uns ebenfalls nicht gerade mit offenen Armen empfangen würden.
Gut, vielleicht wären sie nicht ganz so drastisch wie die Zwerge, aber
dennoch ist es dort für uns zu unsicher.<<
>>Ich verstehe.<< brummte Dorn. >>Bliebe noch als einzige Möglichkeit…<<
>>Der Buckel. Ganz recht!<< ergänzte Murtagh. >>Das ist die perfekte Gegend
um unter zu tauchen, weil sich dort niemand hin wagt, der halbwegs
vernünftig ist.<<
>>Wie gut das wir schon immer zu den unvernünftigen Wesen gehört haben…<<
knurrte Dorn mürrisch.
Murtagh musste lachen und wünschte seinem Drachen eine gute Nacht, denn es
wurde für ihn allmählich wirklich Zeit.
>>Schlaf gut, Großer.<<
>>Du auch, Murtagh.<<
+++
Eragon wurde mitten in der Nacht plötzlich unsanft von Saphira geweckt, als
sie ihn heftig in die Seite trat. Eragon stöhnte auf, endlich hatte er mal
eine Nacht Schlaf gefunden. Musste Saphira ihn nun unbedingt aus seinen
Träumen reißen?
Die Drachin knurrte, als sie sich mit ihren Vorderpfoten abstützte und ihren
Schweif hob.
>>Saphira, was hast du?<< fragte Eragon mit einem besorgten Brummen.
>>Eragon, es geht los! Das Ei ist unterwegs!<< stöhnte Saphira.
>>Was, jetzt schon???<< grunzte er aufgeregt und war augenblicklich
hellwach. >>Was soll ich tun? Hast du Schmerzen?<<
>>Nein, Eragon.<< murmelte Saphira zwischen schweren Atemschüben. >>Es ist
nur etwas unbehaglich und anstrengend. Das einzige was du machen könntest,
wäre mir Trost zu spenden, während ich das Ei lege.<<
Eragon begann über ihren Rücken zu streichen und flüsterte ihr aufmunternde
Worte zu. Er konnte deutlich spüren, wie ihre Muskeln unter den Strapazen
erzitterten, als sie dabei war das Ei aus ihrem Körper zu pressen.
Als Eragon fürsorglich über Saphiras Wange leckte, erbebte mit einem Male
ihr Körper und irgendetwas Hartes fiel in das Nest.
Saphira war völlig erschöpft und ließ sich schließlich auf die Seite fallen.
>>Das hast du großartig gemacht, Liebling!<< sprach Eragon und holte das Ei
hervor, damit es Saphira besser sehen konnte. >>Schau nur!<<
Saphira blickte begeistert und überglücklich ihr Ei an. Zunächst hatte sie
den Eindruck, das es sich um ein Schwarzes handelte, was für ein blaues
Drachenpärchen allerdings sehr unwahrscheinlich gewesen wäre, doch bei
genaurem hinsehen stellte sie fest, dass ihr Ei gar nicht wirklich schwarz
war, sondern ein prächtiges mitternachtsblau.
Völlig erstart über die Schönheit ihres Eis standen die beiden Drachen
zunächst nur regungslos da, bis Saphira ihr Schweigen als erste brach.
>>Was für eine wunderschöne Farbe. Ich wette, ‚sie’ wird irgendwann die
schönste Drachendame in ganz Alagaesia sein.<<
>>Sie?<< stutzte Eragon.
>>Es wird ein Drachenmädchen, Eragon.<< sprach Saphira freudestrahlend und
leckte das Ei sauber. >>Ich hoffe, du bist deswegen nicht ein wenig
enttäuscht. Ich weiß doch, dass du heimlich gehofft hast, das wir einen Sohn
bekommen.<<
>>Natürlich nicht, Liebling! Ich bin ebenso glücklich, wie du. Unsere
Tochter wird bestimmt wunderhübsch. Allerdings wird sie es dabei schwer
haben, die schönste Drachendame Alagaesias zu werden, denn die eigene Mutter
ist ihre größte Konkurrentin.<< brummte Eragon amüsiert und knabberte leicht
an ihrer Flügelspitze. >>Überdies werden bestimmt noch so einige weitere
romantische Nächte bevorstehen und wer weiß, vielleicht wird ja unser
zweites Kind ein Junge.<<
>>Auf diese romantischen Nächte freue ich mich jetzt schon, Eragon!<<
schnurrte Saphira und umschlang Eragons Schwanz mit dem ihren.